Annika, du bist nicht nur selbst eine erfolgreiche Autorin von Liebeskomödien und Thrillern, sondern unterstützt als Bloggerin, Ratgeberautorin und Coach auch andere Autoren bei der Veröffentlichung und Vermarktung. Was ist dein wichtigster Marketingtipp für Autoren im Self-Publishing?
Vernetzung ist meiner Meinung nach das A und O. Wenn ich ein großes Netzwerk von Menschen habe, die meine Arbeit unterstützen (und deren Arbeit ich ebenfalls unterstütze), fällt es leichter, sichtbar zu werden. Und nur, wer sichtbar wird, kann auch Verkäufe generieren. Was nützt das beste Buch, wenn niemand davon weiß?
Ich war 2014 im Grunde selbst auf der Suche nach einer Seite wie „vomschreibenleben“. Natürlich gab es schon die fantastische Selfpublisherbibel, die wohl jeder Self-Publisher kennt und von der ich sehr viele hilfreiche Informationen habe. Mir fehlte aber eine Seite, die Buchmarketing mit „harten Faktoren“ wie Steuergrundlagen oder Recht und „weichen Faktoren“ wie Persönlichkeitsentwicklung und Motivation kombiniert. Ich suchte eine Seite, die irgendwie persönlich, aber dennoch informativ war. Da ich keine fand, rief ich kurzerhand selbst so eine ins Leben.Was muss ein Autor wissen und leisten, der vom Schreiben allein leben will?
Wer als Self-Publisher vom Schreiben leben will, sollte – nach aktuellem Stand – mehr als nur ein Buch im Jahr veröffentlichen. Wir sprechen hier von einer Größenordnung zwischen 4 und 8 Büchern – je nach Seitenstärke. Wenn man überlegt, dass man bei einem NaNoWriMo (National Novel Writing Month, Anm. d. Red.) 50.000 Wörter in einem Monat schaffen kann – erst recht, wenn man es Vollzeit versucht – dann ist das keine unlösbare Aufgabe. Wer ernsthaft überlegt, vom Schreiben leben zu wollen, sollte sich mal vier Wochen Urlaub nehmen und austesten, ob er diszipliniert genug ist, jeden Tag vier bis sechs Stunden zu schreiben.

Annika Bühnemann (28)
veröffentlichte 2013 ihren ersten eigenen Roman „Auf die Freundschaft!“. Seit Juli 2014 ist die sie auch als Bloggerin erfolgreich und gibt auf www.vomschreibenleben.de ihre Erfahrungen rund um das Autorendasein weiter. Nach ihrer Ausbildung zur Fremdsprachenassistentin studierte Annika Bühnemann in Großbritannien „Management, Business and Administration“ und arbeitete als Assistentin der Geschäftsführung sowie in den Bereichen Vertrieb und Marketing/PR. Mit ihrem Wissen möchte sie nun andere Autorinnen und Autoren motivieren und bei deren Buchprojekten und-vermarktung unterstützen.
Auf jeden Fall mit Spaß! Man merkt sofort, wenn jemand keine Lust hat, sein Buch zu verkaufen. Autoren, die ihre Bücher und ihre Leser/-innen lieben, empfinden es meistens nicht einmal als Arbeit, Leseproben zu erstellen oder auf ihre Bücher hinzuweisen. Ich würde mir einen Überblick verschaffen, welche Marketingmöglichkeiten es gibt und herausfinden, welche davon zu mir und meiner Persönlichkeit am besten passen.
„Als Marke auftreten“ klingt natürlich zunächst wie „eine Rolle zu spielen“. Aber genau das Gegenteil ist der Fall: Insbesondere im Social Media Marketing ist es wichtig, irgendwie greifbar zu sein, wenn man erfolgreich sein möchte, und das gelingt am ehesten, indem man sich genau so gibt, wie man ist, mit allen Fehlern und Schwächen, aber auch mit allen Erfolgen und Stärken. Es gibt Autorinnen und Autoren, an die man sich einfach erinnert, weil sie greifbar sind, sei es durch ihre ganz eigene Sprache, durch ihr Aussehen oder durch ihre Verkäufe. Leser merken sich fast nie den Autor der Bücher, die sie lesen, und da soll diese Art Marketing ansetzen: Statt „dieses eine Buch mit der Todeszelle“ sollen sie „Stephen King“ lesen. Oder eben Lieschen Müller.

Niemand möchte, dass ihm etwas vorgespielt wird. Aber gerade im Marketing neigen Menschen und Unternehmen dazu, Erfolge zu beschönigen und Fehler zu vertuschen. Fehler gehören aber zum Menschsein dazu. Wer in den sozialen Medien als unauthentisch wahrgenommen wird, verliert seine Glaubwürdigkeit und somit auch Leser – und schlussendlich Geld. Wer aber glaubwürdig ist, zu dem baut man Vertrauen auf, und Vertrauen ist das neue Zahlungsmittel im Internet. Denn wenn ich jemand vermeintlich Fremdem vertraue, und dieser mir sagt, dass er ein tolles Buch geschrieben hat, dann schau ich mir das an.
Wenn ich aber das Gefühl habe, dass es dem Menschen nur darum geht, mir irgendetwas zu verkaufen, egal, wie gut oder schlecht es ist oder ob es zu mir passt, dann mache ich spätestens beim zweiten Mal einen Bogen um ihn und seine Empfehlungen.
Der erste Schritt ist, herauszufinden, wer man eigentlich ist und was einen ausmacht. Dann geht es um die Frage, wen man überhaupt mit seinen Botschaften und seiner Werbung erreichen will. Als nächstes liefert das Buch Marketinggrundlagen über das Thema „Corporate Design“, also eine einheitliche Außendarstellung, mit einem Sonderkapitel über das Thema, wie man seine eigene Stimme findet und schlussendlich werden Möglichkeiten genannt, wie man all das praktisch umsetzen kann.

Social Media ist nur wichtig für den Markenaufbau, wenn man Spaß daran hat, damit zu arbeiten. Jedem, der beim Wort „Facebook“ schlechte Lauen bekommt, würde ich eher abraten, sein Marketing darüber aufzubauen.
Wer gerne auf Online-Plattformen unterwegs ist, dem würde ich raten, mit einem Netzwerk anzufangen – zum Beispiel Facebook – und erst dann einen neuen Topf (z.B. Instagram) aufzumachen, wenn die erste Plattform steht, also wenn man das System verstanden hat und ein bisschen Reichweite aufbauen konnte. Jedes Netzwerk hat seine eigenen Regeln, seinen eigenen Rhythmus und kann nicht pauschal so gehandhabt werden wie Facebook. Man sollte sich schon mit jedem Mikrokosmos vertraut machen, bevor man viel Zeit umsonst investiert.
Thomas Edison soll mal gesagt haben: „Ich habe 99 Wege gefunden, wie eine Glühbirne nicht leuchten kann.“ Diesen Gedankenansatz finde ich beneidenswert und würde ihn auch so weitergeben: Lass dich nicht entmutigen, wenn der Erfolg ausbleibt, den du dir erhoffst. Mir passiert das ständig! Aber wenn du heute aufgibst, wirst du nicht wissen, ob du morgen deine Glühbirne zum Leuchten gebracht hättest. Natürlich sollte man immer an seine Gesundheit denken und sich nicht völlig für eine Sache aufreiben, die einen nicht wirklich glücklich macht, aber ich plädiere trotzdem stark dafür, weiterzumachen, sich Hilfe von Autorenkollegen zu holen und neue Wege zu probieren.
Beim Schreiben motiviert mich am meisten die Zusammenarbeit mit anderen Autoren. Wenn ich weiß, dass sich jetzt gerade jemand tausend Kilometer von mir entfernt ebenfalls an sein Manuskript gesetzt hat und wir zeitgleich schreiben – und dann vergleichen, wer mehr geschafft hat – , dann hat das was von einem Wettkampf, was mich persönlich sehr motiviert.
Zum Marketing muss ich mich eigentlich kaum motivieren, um ehrlich zu sein. Ich sehe jede Veröffentlichung als Chance, mal wieder einen neuen Weg des Marketings auszuprobieren, um langfristig die beste Methode herauszufiltern. Da es mir Spaß macht, neue Dinge zu versuchen, entsteht die Motivation hier von ganz alleine.

Es ist jedes Mal, als stellte man sich nackt auf den Marktplatz und würde die Passanten auffordern, einen zu bewerten. Seltsamerweise scheinen wir Autoren Gefallen daran zu haben …