Klappentext und Pitch

Er entscheidet maßgeblich über Kauf oder Nichtkauf eines Buchs. Ob Aufbau, erster Satz oder die Sprache - Hans Peter Roentgen vom VFLL zeigt mit konkreten…

29.03.2018 · BoD Schreiben · Vermarkten · Wissen

Gastbeitrag: Hans Peter Roentgen

Aufgabe eines Klappentextes

Ein Klappentext soll den Leser locken, das Buch aufzuschlagen. Oder es gleich zu kaufen. Es ist ein Werbemittel, das die Vorzüge des Buches herausstellt. Bei jedem Werbetext sind zwei Sätze besonders wichtig: Der erste und der letzte.

Aufbau eines Klappentextes

Bewährt hat sich eine Dreiteilung.
1 Satz: Pitch / Untertitel, der den Leser neugierig machen, das Buch vorstellen soll.
Mitte: 1-2 Absätze, um den Leser den Konflikt und die Atmosphäre spüren zu lassen.
Schlusssatz: Der Ausblick, der dazu reizt, das Buch oder die Leseprobe aufzuschlagen.

Erster Satz (Pitch)

Der erste Satz ist der Pitch, der das Buch vorstellt.
Und wie finden Sie den Pitch?
Jede Geschichte hat einen ganz wichtigen Punkt am Anfang, der den Alltag beendet und die Geschichte in Gang setzt. »Der Bürgermeister wird ermordet und die junge Stellvertreterin Elke Sievers hat kein Alibi, aber viele Neider.«
Ein gutes Zitat kann auch in die Geschichte einführen. »Ich bin eine Gefangene der Geschichte. Etwas, das dort nicht hingehört.« (Noras Welten, Madeleine Puljic, Gewinnerin des Selfpublisherpreises)

Die Mitte

Ein, zwei Absätze, die die Atmosphäre des Buches vermitteln und worum es geht. Keine Nacherzählung, sondern im Leser einen Film starten. Und dieser Film soll so interessant sein, dass der Leser wissen will, wie er ausgeht und das Buch aufschlägt.
Im Mittelteil könnt Sie die Situation verschärfen. Durch eine anschauliche Szene, die Eindrücklichste des Romananfangs. Stellen Sie heraus, was das Besondere an Ihrem Buch ist.
»Jeder weiß, dass Elke Sievers ehrgeizig ist und sich eine modernere Stadtpolitik wünscht, in die auch die Flüchtlinge einbezogen werden. Der Bürgermeister war strikt dagegen.
Und dann kommt auch noch heraus, dass er Elke Sievers aus allen Ämtern abwählen lassen wollte.«
Oder in Noras Welten, Madeleine Puljic:
»Nora Winter hat Angst vor Büchern, und das aus gutem Grund: Was sie liest, muss sie am eigenen Leib erleben. Mit Hilfe eines Hypnosetherapeuten will sie das Problem in den Griff bekommen, doch damit beginnen ihre Schwierigkeiten erst recht.
Gegen ihren Willen landen die beiden in einer Welt, die eigentlich nicht existieren dürfte – zwischen Rittern, Magiern, Drachen und Intrigen.«
Alternativ können Sie auch drei Personen und deren Probleme im Buch als Schnappschüsse aufzählen. »Eine Magierschule, die keine Frauen mag. Ein Mädchen, das unbedingt Magierin werden will. Und ein Magier, der Frauen hasst.«

Hans Peter Roentgen

Hans Peter Roentgen

Hans Peter Roentgen hat mit »Vier Seiten für ein Halleluja« und »Drei Seiten für ein Exposé« Standardwerke über das Schreiben veröffentlicht, coacht seit vielen Jahren Autorinnen und Autoren und ist Koordinator der AG Selfpublishing im Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren (VFLL).

Foto: Frank Gerigk
Weitere kommentierte Beispiele, Interviews mit Bestseller-Autoren und andere Möglichkeiten, den Klappentext zu gestalten, finden Sie in Hans Peter Roentgens neuem Buch.

Schluss

Der letzte Satz kann eine offene Frage sein, den Konflikt auf den Punkt bringen, Genre, und Thema zusammenfassen. Was kann der Leser erwarten? Sie können hier die Aufgabe schildern:
»Es gibt nur einen Weg zurück: Sie müssen die Geschichte bis zum Ende durchstehen.« (Noras Welten)
Oder eine offene Frage stellen:
»Kann Elke ihre Unschuld gegen eine Horde missgünstiger Parteifreunde beweisen?«
Nur vermeiden Sie abgedroschene Jahrmarktschreierei. »Ein spannender Roman, der sie nicht mehr loslassen wird«, eignet sich nicht so gut.

Show, don´t tell

Anschaulich schreiben ist das A und O im Klappentext, um Bilder zu wecken.
Kurze Sätze, kurze Worte, die Assoziationen wecken, das ist im Klappentext noch wichtiger als im Roman selbst. Der Klappentext muss die Atmosphäre des Buches widerspiegeln, der Leser spüren, welche Sorte von Buch es ist und wie erzählt wird.
Es muss die Zielgruppe ansprechen. Wenn Sie einen Klappentext für einen Liebesroman schreiben, muss er die Fans von Liebesromanen packen, nicht die von Hochliteratur, schon gar nicht alle Liebhaber spannender Literatur von 8 -88. Deswegen ist es gut, wenn Sie ein Mitglied dieser Zielgruppe sind. Wer Liebesromane liest, sollte Liebesromane schreiben. Nichts Schlimmeres als ein Literat, der sich mit Liebesromanen nicht auskennt, aber einen schreiben will.

Der Konflikt und die große Frage

Der Klappentext sollte den Konflikt benennen, die Aufgabe, vor der Ihr Held steht. Wird Frodo den Ring vernichten können? Wird der Kommissar den Mörder stoppen können?

Sprache

In Pitch und Klappentext ist die Sprache wichtig. Ob man sagt: »Manfred Müller stehen finanzielle Probleme bevor« oder »Manfred Müller steht vor dem Ruin«, ist ein Unterschied wie zwischen einem Kerzenlicht und einem Blitzschlag. Hier muss jedes Wort sitzen.

Wichtige Tipps auf einen Blick

  • Aktiv schreiben (was passiert?), nicht statisch
  • Den Leser spüren lassen, was das für ein Buch ist (witzig oder Action oder Liebe …)
  • Maximal 500-700 Anschläge, ca 100 Worte (weniger ist immer besser)
  • Keine Nacherzählung
  • Keine Wertungen des Autors (»Das ist ein super spannendes Buch«)
  • Nicht mehr als das erste Drittel verraten

Kommentare

  • Die Hinweise haben mir gefallen. Ich suche eigentlich jemanden, der mir hilft, Leser zu gewinnen. Ich habe mit Self-Publishing mein erstes Buch auf den Markt gebracht, aber die Reaktion ist sehr schwach. Sicher hat es auch damit zu tun, dass ich sehr alt bin und deswegen keine Leser-Reisen oder ähnlich unternehmen kann. Vielleicht ist auch Self-Publishing für mich nicht das Richtige. Ich arbeite gegenwärtig an meinem zweiten Buch, dass das Leben nach dem 2. Weltkrieg in der damaligen DDR beschreibt.
    Ich habe das alles selbst erlebt, vielleicht kann es das Schulwissen ergänzen. Was raten Sie mir? Dabei geht es mir nicht ums Geldverdienen.

    • Hallo Renate,
      danke für dein Feedback.
      Ein wichtiger Schritt bei der Buchvermarktung ist es, seine eigene Zielgruppe zu definieren – und bei deinem Buch konntest du sie offenbar bereits u.a. auf Schüler eingrenzen. Tatsächlich wären Lesungen an Schulen sicherlich eine sehr gute Möglichkeit, dieses Publikum mit deiner Geschichte zu erreichen. Wenn es dir nicht möglich ist, selbst Lesungen zu geben, wäre es vielleicht dennoch sinnvoll, mit Schulen oder Geschichtslehrern gezielt in Kontakt zu treten und ihnen dein Buch vorzustellen? Wenn du Unterstützung bei der Erstellung eines professionellen Waschzettels und Pressetexts benötigst, empfehle ich dir das BoD Pressepaket, das wir als Autorenservice anbieten: http://www.bod.de/autoren/autorenservices/pressepaket

      Viel Erfolg mit deinen Büchern und viele Grüße
      Anja von BoD

  • Hallo, die Anregungen für den Klapptext sind sehr hilfreich, vielen Dank.
    Ich wollte hier nur kurz auf einen Rechtschreibfehler aufmerksam machen:
    ‚Ein Mädchen, dass unbedingt Magierin werden will.‘
    Richig wäre:
    ‚Ein Mädchen, das unbedingt Magierin werden will.‘
    oder
    ‚Ein Mädchen, welches unbedingt Magierin werden will.‘

    • Hallo Anita,
      vielen Dank für dein Feedback.
      Da hat sich scheinbar der Fehlerteufel eingeschlichen und wir haben den Text geändert.

      Viele Grüße
      Jessy von BoD

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