Wieso Bridget Jones letztlich der Auslöser war, sich an ihr erstes Buchprojekt zu wagen und wieso es ihr Ziel ist, mit ihrem Buch Single sucht Cover und Lesungen Menschen zum Lachen zu bringen, verrät Stefanie Kock im spannenden Interview.
Über Umwege zum eigenen Buch
Wie entstand Ihre Idee, ein Buch zu schreiben?
Ich habe schon immer gern und viel geschrieben. In der Grundschule war ich bekannt für meine fantasievollen Aufsätze. Schnell wurden daraus Abenteuergeschichten, die den üblichen inhaltlichen und zeitlichen Rahmen jeder Klassenarbeit sprengten.
Im Grunde wollte ich schon immer ein Buch schreiben. Was mich hemmte war der Heidenrespekt. Schriftsteller waren die Superhelden meiner Kindheit. Mein eigener Anspruch war so groß, dass ich es schlichtweg nicht gewagt hätte, überhaupt nur daran zu denken, selbst einmal etwas zu veröffentlichen. Mochten meine frühen schriftstellerischen Ergüsse recht lustig und fantasievoll sein, mit Astrid Lindgrens Ronja Räubertochter, Michael Endes Jim Knopf oder Erich Kästners Emil und die Detektive konnten sie definitiv nicht mithalten. Und so folgte der großspurigen Prophezeiung des Rektors meiner Grundschule „Na, und aus dir wird sicherlich mal eine berühmte Schriftstellerin“, meine nicht minder großspurige Antwort „Nee, ich werde Schauspielerin!“ Schauspieler, so dachte ich damals, hätten das perfekte Leben.

Stefanie Kock
ist Schauspielerin und Sängerin. Ihre Ausbildung erhielt sie am Wiener Max-Reinhardt-Seminar und an der Stella R1-Academy für Musical in Hamburg.
Ihre Engagements führten sie u. a. ans Deutsche Schauspielhaus, Thalia-Theater, Ernst-Deutsch-Theater, an die Hamburger Kammerspiele und das Schmidt’s Tivoli. Im Musiktheater spielte sie zahlreiche Hauptrollen. Bis heute ist sie Solistin bekannter Musical-Tourneen und regelmäßig in TV-Formaten zu Gast.
Stefanie Kock lebt in Hamburg und Berlin. »Single sucht Cover« ist ihr erster Roman.
„Mit Bridget Jones kann ich es aufnehmen“
Und so verlagerte sich meine Vorliebe für Geschichten auf die Bretter, die die Welt bedeuteten. Erst Jahre später und über viele Umwege fand ich wieder zum Schreiben zurück. Auf einer unerträglich langen Bahnfahrt von Norddeutschland ins südbayrische Nirvana, las ich Helen Fieldings Bridget Jones − Schokolade zum Frühstück. Vieles darin kam mir erschreckend bekannt vor. Auch ich hatte gelitten wie Bridget, war wie sie von einem Fettnäpfchen ins nächste gestolpert und aß mit Vorliebe Schokolade. Und das nicht nur zum Frühstück. Mit der Lektüre von Bridget Jones sah ich mein Leben zum ersten Mal aus einem völlig neuen Blickwinkel. Die letzten Jahre waren mir wie eine Aneinanderreihung furioser Missgeschicke vorgekommen, eine groteske Tragödie, wie sie Hollywood nicht besser erzählen könnte, mit mir selbst als tragischer Heldin.
Lesungen mit Musik und Witz
Mit dem Schauspieler Alexander Kerbst haben Sie die Veranstaltungsreihe Lit-Comedy ins Leben gerufen, eine Mischung aus Lesung und Musik. Wie können wir uns solch einen Abend genauer vorstellen?

Die Eventplanung
Einige dieser Abende fanden auf einem Theaterschiff statt. Wie wichtig ist Ihnen ein besonderes Ambiente und wie wählen Sie Ihre Veranstaltungsorte aus?
Generell singen wir überall und immer. Allerdings wissen wir den Charme eines hübschen und kuscheligen Plätzchens durchaus zu schätzen. Schöne Dekorationselemente, vorteilhafte Beleuchtung, schwere Samtvorhänge und plüschiges Mobiliar zum drin Versinken lassen unser Künstlerherz höherschlagen, sind aber keine unabdingbare Voraussetzung.
Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal kommen Anfragen ein Jahr vorher, manchmal relativ kurzfristig. Werbetechnisch arbeiten wir meistens mit dem Veranstalter zusammen. Je nachdem in welchem Rahmen die Lesungen stattfinden, gestalten wir sie dann auch ganz unterschiedlich. Soll heißen: In einem Second-Hand-Laden lesen wir andere Textpassagen, als in einem Altersheim, einem Club, oder einem Theater. Manchmal bauen wir auch tagespolitische Ereignisse in unsere Moderation ein, oder probieren einen neuen Song aus. Das ist ganz unterschiedlich. Wichtig ist uns, dass alles frisch und spontan bleibt und ein bisschen anarchisch.

„Ein gelungener Abend ist ein Abend, der auch mir Spaß bringt.“
Verfolgen Sie bei Ihren Veranstaltungen ein persönliches Ziel und wann würden Sie selbst von einem gelungenen Abend sprechen?
Von einem „Ziel“ im klassischen Sinne würde ich nicht sprechen wollen, das klingt so absichtsvoll. Ein gelungener Abend ist ein Abend, bei dem viel gelacht wird – ich spreche von meinem aktuellen Buch – und bei dem man anschließend nach Hause geht und merkt, dass da doch noch ein bisschen mehr dahintersteckt als nur vordergründiger Humor. Natürlich möchte ich, dass die Leute nach Hause gehen und sagen: „Mensch, Herrmann, war das ein wundervoller Abend! Ich habe mich ausgesprochen gut unterhalten gefühlt. Du dich auch?“ „Ach, Inge, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich bin immer noch ganz überwältigt. Frag mich nachher noch mal.“ So in etwa würde ich mir das jedenfalls wünschen. Ein gelungener Abend ist auch ein Abend, der mir persönlich Spaß bringt. Ein Abend, bei dem man etwas Neues ausprobiert, ein bisschen ins Risiko geht und sich diebisch freut, wenn es dann klappt und die Leute so reagieren, wie man es sich wünscht. Das Schöne ist, dass eine solche Lesung ja auch wiederum ganz viel mit Schauspiel zu tun hat. Da schließt sich dann irgendwie der Kreis. Beides miteinander zu verbinden – das Schreiben und das Spielen – das finde ich großartig!
Die Pressearbeit: „Hallo, hier bin ich.“
Ich bin einfach zur Presse gegangen. Ich habe denen gesagt: Hallo, hier bin ich, vielleicht kennt ihr mich noch, das hier ist mein neues Projekt, dafür brenne ich und würde mich freuen, wenn ihr’s auch tätet. Manchmal springt der Funke über. In diesem Fall hat’s ganz gut geklappt. Aber ich habe mein Pulver ja noch gar nicht verschossen. Im Sommer spielen Alexander und ich im Musical „Ludwig hoch zwei“ in Füssen. Da werden wir dann auch wieder musikalische Lesungen machen! Und erstmalig auch mein Hörbuch „Single sucht Cover“ präsentieren. Und im Herbst gibt’s dann weitere Lesungen im Hamburger Raum.Welche Leser möchten Sie mit Ihrem Titel ansprechen und was tun Sie, um diese zu erreichen?
Ursprünglich hatte ich eine recht junge Zielgruppe im Auge. So zwischen 18 und 28;-) Allerdings habe ich das Gefühl, dass junge Leseratten eine aussterbende Spezies sind. Auf meinen Tourneen mit „Musical Moments“ habe ich das Buch im Rahmen unserer Autogrammstunden daher auch meist an etwas reifere Frauen verkauft. Viele berichteten mir, dass sie ihren Ehemännern und Töchtern daraus vorlesen mussten und diese sich ziemlich amüsiert hätten. Ich kann mir daher gut vorstellen, mit dem Audiobook noch mal ganz andere Leute anzusprechen als mit der Printversion. Hörbücher sind ja gerade mächtig en vogue und die Audio-Version von „Single sucht Cover“ wird ein ganz spezielles Hörerlebnis: Rasant, abwechslungsreich und sehr sehr lustig. Ein großer Spaß für Jung und Alt! Sind weitere Bücher in Arbeit oder Planung?
Oh, ja! In der Tat. Meine kreative Schublade ist voller Ideen, Materialsammlungen und Notizen. Zwei größere Projekte sind in Arbeit. Aufgrund eines einschneidenden Erlebnisses habe ich das eine – ein 350 Seiten starkes und auch ganz sicher zu hundert Prozent fiktives Fantasy-Manuskript – vorübergehend auf Eis gelegt und einen Roman begonnen, der durchaus stärkere autobiographische Züge trägt. Obwohl es sich rein faktisch um ein schwer verdauliches Thema handelt, bleiben der Witz und die Fantasie auch bei diesem Werk nicht auf der Strecke. Allerdings wird der Humor deutlich schwärzer ausfallen als bei „Single sucht Cover“. Genauer gesagt: Rabenschwarz. Ich freu mich schon drauf. Diebisch.Wir danken für das amüsante und zugleich inspirierende Interview.Bilder: Stefanie KockLesen Sie auch das Interview von Jason Sante, der eine ganze Lesereise durch Deutschland plant.
