Lesen Sie nun im zweiten Teil des Interviews, wie Sie die „Angst vorm weißen Blatt“ überwinden, eine langanhaltende Motivation aufbauen und durch Strukturen Ihre Produktivität steigern können, um Ihr Buchprojekt erfolgreich abzuschließen.
Interview & Text: Hanna Meiners
Jürgen Wulff
ist Unternehmensberater, Coach, Blog-, Buch- und Onlinekurs-Autor. Als Selbstmanagement-Experte hat er über 30 Jahren Erfahrung. Mit Leidenschaft und aus Überzeugung unterstützt er seine Klienten beim erfolgreichen Entwickeln und Umsetzen von Strategien.
www.juergenwulff.de
„Autoren haben die besondere Herausforderung, dass sie viel eigene Kopfarbeit leisten und viele Themen, Konzepte und Ideen nicht mit anderen diskutieren können. Als „Einzelkämpfer“ müssen sie in besonderer Weise auf ihren Energiehaushalt achten“, erklärt der Coach.
Wulff habe selbst schon einige Autoren erlebt, die das vernachlässigt hätten und in akuter Burnout-Gefahr waren.
„Selbstmanagement hilft nicht nur beim effektiven Arbeiten, sondern auch dabei, eine gesunde Work-Life-Balance zu finden“, ergänzt er.
Der Hamburger Berater und Coach weiß aus eigener Erfahrung auch, dass ein Buchprojekt immer mehr Arbeit bedeutet, als man anfänglich denken könnte.
Anfängern empfiehlt er daher, Rat von erfahrenen Autoren einzuholen. Um den Arbeitsaufwand realistisch einschätzen zu können, glaubt aber auch fest daran, dass nichts über Ausprobieren geht:
Jeder Autor kennt Schreibblockaden und die Angst vorm weißen Blatt. Wie begegnet man diesen am besten?
„Albert Camus beschreibt in einem Roman, wie der Nachbar der Hauptfigur seit Jahren am ersten Satz seines Romans bastelt. Er kommt nie weiter. Der Grund? Er will den perfekten ersten Satz schreiben. Perfektionismus aber blockiert und unterbricht oder unterbindet gar den Schreibfluss “, warnt Wulff.
Viele der Autoren, die er persönliche kenne, würden daher erst einmal drauf losschreiben und ihre Ideen zu Papier bringen.
Wulff empfiehlt daher: „Bei Autoren sollte das Schreiben zur täglichen Routine dazugehören. Selbst wenn man jeden Tag nur 30 Minuten konzentriert schreibt, geht es konstant vorwärts.“
Durch seine Gespräche mit verschiedenen Autoren weiß Wulff auch, wie eine solche Routine aussehen kann: „Der auf Gran Canaria lebende Bestseller-Autor Eric Berg („Das Nebelhaus“) hat mir erzählt, dass er jeden Tag eine feste Anzahl von Standardseiten schreibt. Er startet um 9 Uhr und hört dann am Nachmittag auf, wenn er sein Tagesziel erreicht hat. Er arbeitet konzentriert, das Handy ist ausgeschaltet und Mails ruft er nicht ab.“
Eine Selbstverpflichtung sieht Wulff dabei als ein grundlegendes Erfolgsrezept: „Und diese Selbstverpflichtung sollte schriftlich erfolgen, mit Unterschrift. Die hängen sich Autoren dann gut sichtbar auf, um sich an das eigene Versprechen zu erinnern.“
Doch wie kann man eine langanhaltende Motivation aufbauen und am Ball bleiben?
„Langanhaltende Motivation kommt durch eine positive innere Einstellung und einer tragfähigen Vision, “ weiß der Hamburger Coach.
Das sei so ähnlich wie der Bau eines Hauses: „Man nimmt sich vor, ein Haus zu bauen, weil man es wirklich will. Die Vorstellung, wie schön alles aussehen wird oder wie man mit der Familie am knisternden Kamin sitzt bzw. auf der Terrasse beim Sonntagsfrühstück, trägt Bauherren dann auch durch die arbeitsintensiven und manchmal frustrierenden Zeiten.“
Die richtige Einstellung und eine tragende Vision können Autoren helfen, das eigene Buchprojekt erfolgreich anzugehen.
„Im Englischen spricht man treffend von einem „Mindset“, einer Ausrichtung des Geistes. Sie können sich zum Beispiel vorstellen, wie die Lieferung von BoD kommt und Sie Ihr eigenes Buch in den Händen halten, während Freunde Ihnen gespannt über die Schulter schauen, Ihnen gratulieren und Sie um signierte Exemplare bitten.“
Wulff, der sich selbst humorvoll als realistischen Optimist bezeichnet, verrät während des Interviews noch ein weiteres wichtiges Geheimnis:
Hanna Meiners
ist Deutsch-Finnin mit einem Master-Abschluss in Germanistik von der Universität Helsinki. In der indischen Metropole Bangalore hat sie ihre Wahlheimat gefunden. Sie arbeitet als freiberufliche Texterin. Ihr Ziel ist es, mit ihrem Unternehmen Brücken zwischen verschiedenen Kulturen zu schlagen. Zu ihren großen Leidenschaften gehören neben Indien vor allem Sprachen und Reisen.
www.hannameiners.com
Äußere Ordnung schafft innere Ordnung
„Es ist häufig schön zu beobachten, wie durch einfache Maßnahmen die Produktivität viel höher wird und gleichzeitig die Motivation steigt und viel Freude entsteht“, berichtet Wulff.
Seine Beobachtungen belegen, wie kleine Veränderungen – wie etwa das Aufräumen des Arbeitsplatzes – eine weitreichende Wirkung auf die Produktivität haben können.
„Manchmal gibt es auch witzige Erlebnisse, wie die Kinderbuchautorin, der beim Aufräumen eines Schrankes in ihrem Arbeitszimmer – sie nannte ihn ihren „Giftschrank“ – durch alte Bildbände, Fotos und einen defekten Schirm zur Idee für eine neue Geschichte kam. Das ist schon fast wert, als eigene Kurzgeschichte festgehalten zu werden“, lacht Wulff.
Er selbst empfiehlt, regelmäßig den Arbeitsplatz und einmal jährlich sogar das gesamte Zuhause aufzuräumen und unnötiges Gerümpel zu entsorgen. Denn das Äußere, so hat Wulff erkannt, habe auch eine entscheidende Wirkung auf das Innere.
Doch was kann man tun, wenn der Kopf raucht oder gänzlich leer gefegt scheint?
Auch hierfür hat Wulff einen Ratschlag parat: „Kreativität lässt sich nicht erzwingen, sondern braucht Freiraum, um sich zu entfalten. Sehen Sie dies als Chance, statt sich selbst noch mehr unter Druck zu setzen.“ Stattdessen rät Wulff: „Machen Sie etwas Neues, lesen Sie viele Bücher, gehen Sie auf Reisen. Da kommen die besten Ideen.“
Wirklich hilfreiche Tipps.
Man muss in der Tat auf sich selber achten, vor allen Dingen wenn man nicht den Luxus hat in Vollzeit schreiben zu können, da man die Zeit bei seinem Brotjob verbringt.
Das Schreiben, plus die Vollzeitstelle, plus Familie unter einen Hut zu bringen ist ein Balanceakt an sich. In die beschriebenen Fallen tappt man schneller, als einem lieb ist.
Da hilft nur Selbstdisziplin und beschriebenen Fallen aus dem Weg zu gehen.
Liebe Grüße
Diantha
Hallo Diantha,
freut uns, dass die Tipps dir weiterhelfen.
Viel Erfolg bei deinen Buchprojekten!
Viele Grüße
Anja von BoD