Anja Schöpf und Lara Pichler haben gemeinsam die »Cinnamon Society« gegründet: Ein Zusammenschluss von mittlerweile über 50 Autor*innen, die gemeinsam Buchprojekte in Form von Anthologien umsetzen und ihre Einnahmen für wohltätige Zwecke spenden. Was ihr Geheimnis ist und wie sie die ganze Organisation stemmen, verraten sie uns in diesem Blogartikel.
Wie genau ist die »Cinnamon Society«?
Wir (Anja Schöpf und Lara Pichler) haben uns im März 2021 bei einem Online-Schreibevent kennengelernt und wollten seither gemeinsam etwas ähnliches planen. Im Oktober 2021 bot sich dazu endlich die Möglichkeit mit einem Instagram-Kurzgeschichten-Adventskalender. Wir haben mit unseren eigenen Accounts andere Schreibbegeisterte gesucht und als wir am Ende insgesamt 25 Autor*innen waren, kam die Idee auf, die Texte zu unserer ersten Anthologie »Mittwintertage« nicht nur als digitalen Adventskalender zu verwenden, sondern ein richtiges Buch daraus zu machen.
Schnell haben sich Grafikerinnen, eine Lektorin und eine Coverdesignerin gefunden und am 1. Dezember 2021 erschien Mittwintertage. Uns war es wichtig, gerade in der Weihnachtszeit etwas Gutes zu tun und deswegen haben wir uns dazu entschieden, den gesamten Erlös (600€) an die Krebshilfe Wien zu spenden. Das Projekt war noch nicht einmal vorbei, da war uns schon klar, dass Mittwintertage nicht das letzte Projekt bleiben sollte und seither wächst die soziale Schreibgruppe. Jedes Jahr veröffentlichen wir zwei Kurzgeschichtensammlungen und konnten so bereits über 2300€ für wohltätige Zwecke sammeln. Alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich, damit wir jeglichen Erlös spenden können.
Eine Anthologie ist eine Sammlung von ausgewählten literarischen Texten (Gedichten oder Prosa).
Häufig werden in Anthologien themenbezogene Texte zusammengestellt und veröffentlicht.
Ihr arbeitet mit mehreren Autor*innen zusammen und schreibt Anthologien: Wie habt ihr euch innerhalb der »Cinnamon Society« als Team organisiert?
Neben uns, den Gründerinnen der Cinnamon Society, gibt es auch noch einen „inneren Kreis“, ähnlich wie ein Vorstand, die uns tatkräftig unterstützen. Nina-Sophie Spatz ist unsere Marketing Managerin, Nadine Koch unsere Social Media Managerin und Malia De Maillet unser Kummerkasten und Wattpad-Managerin.
Wie entstehen die Themen für eure Anthologien? Gebt ihr bestimmte Inhalte vor?
Bisher haben wir uns nicht auf bestimmte Genres fokussiert, sondern sind auf Jahreszeiten eingegangen. Mittwintertage war ein Winterbuch, »Frühsommernächte« (wer hätte es bei dem Namen gedacht) ein Frühling-Sommer-Buch und »Kaminfeuerabende« ein Adventskalender. Am Anfang des Projekts sammeln wir ganz viele Stichwörter, von denen sich alle Autor*innen eins aussuchen können. Es gibt natürlich gewisse Einschränkungen (z. B. keine Horrorgeschichten zu Weihnachten), aber im Prinzip steht den Literaturschaffenden fast alles frei.
Habt ihr einen Veröffentlichungsplan für das kommende Jahr? Sind bereits weitere Anthologien in der Planung?
Ja! Wir planen jedes Jahr ein Weihnachtsbuch und zusätzlich soll es ein Sommerbuch geben. Aber solange wollen wir unsere Leser*innen natürlich nicht warten lassen, deswegen gibt es auch im Frühling und Herbst eine Überraschung. Also am besten die Augen offen halten :-)
Wie organisiert ihr die gemeinsamen Anthologie-Projekte? Nutzt ihr dafür bestimmte Schreibprogramme/Apps?
Wir kommunizieren über Telegram und nutzen alle Google Dienste. Ganz wichtig sind für uns Google Drive, damit wir alle auf Cover, Social Media Grafiken und andere Dokumente zugreifen können. Mit Google Docs schreiben wir die Geschichten für unsere Anthologien, da man auch dort mehrere Personen einladen kann, die den Text dann kommentieren und verbessern können.
Was ist hierbei die größte Herausforderung für euch?
Da das Projekt immer weiter wächst, ist es manchmal schwer, nichts zu vergessen. Manchmal gehen Privatnachrichten bei Instagram unter, dann übersieht man mal einen Upload Termin für den Podcast, oder man hat selbst als Gründerin mal keinen Post für einen Schnipsel-Flashmob geplant – ups! Kann natürlich alles passieren, wir werfen uns dann nichts vor, immerhin arbeiten wir alle ehrenamtlich.
Nach welchen Kriterien sucht ihr die Autor*innen aus, die für euch schreiben?
Seit »Kaminfeuerabende« gibt es ein Bewerbungsverfahren, da wir zu viele Interessent*innen haben. Dazu muss ein kurzer Text (1.000 bis 2.000 Zeichen) und ein Motivationsschreiben (bis 1.000 Zeichen) eingereicht werden. Dieser wird dann bewertet (ohne dass die Bewertenden wissen, von wem welcher Text ist bzw. welche Personen überhaupt mitmachen) und die Personen mit der besten Punktzahl werden in das jeweilige Projekt aufgenommen. Es dürfen sich Literaturschaffende bewerben, egal ob sie bereits in der »Cinnamon Society« sind, oder nicht. Je nach Projekt unterscheidet sich die Anzahl der Teilnehmenden (z. B. für den Adventskalender sollten wir circa 24 Personen sein).
Kennen die Autor*innen die Geschichten untereinander? Oder bleibt alles geheim?
In der „Einfindungsphase“ werden fünf Kleingruppen gebildet, zu jeweils circa fünf Personen. Diese Autor*innen sind ab sofort immer füreinander da und können sich sowohl beim Schreibprozess als auch später befragen, falls sie Anliegen zu ihrer Kurzgeschichte haben. Jede Person in der Gruppe liest die Geschichten der jeweils anderen, quasi als Testlesende. Geheim bleiben müssen die Geschichten untereinander nicht zwingend, aber natürlich ist es für die Autor*innen auch spannend, wenn sie in ihrem Exemplar dann noch ganz viele neue Kurzgeschichten lesen können.
Welche Organisationen möchtet ihr künftig noch mit euren Einnahmen unterstützen?
Da wir Mitglieder aus Österreich, Deutschland und der Schweiz haben, wechseln wir bei unseren Spendenzielen zwischen diesen drei Ländern ab. Die Mitglieder dürfen vorschlagen und mitbestimmen, an welche Organisation gespendet wird. Wir unterstützen Menschen, Tiere und die Umwelt. Bevor wir eine Organisation festlegen, befassen wir uns genauer mit dieser, damit das Geld nicht z. B. in Werbung gesteckt wird, sondern wirklich für die Betroffenen genutzt wird.
Wir stehen in engem Kontakt mit den Spendenorganisationen, unterstützen bei der Krebshilfe Wien das Projekt „Jung und Krebs“, Frauen im Frauenhaus Frauen helfen Frauen e.V. Regensburg und eine Tier-OP beim Zürcher Tierschutz.
Weitere Anthologien, deren Einnahmen an wohltätige Zwecke gespendet werden:
Wie ein bunter Traum
Der Erlös aus den Verkäufen geht an den Verein „Queer Lexikon“, eine Online-Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, die Fragen zu romantischer, sexueller und geschlechtlicher Vielfalt haben.
Charlies Mutmach-Geschichten
Alle Einnahmen von Charlies Mutmach-Geschichten werden an CancelCancer zugunsten der Stiftung Stern e.V. für die Kinderkrebsforschung Hamburg gespendet.
Der besondere Adventskalender des Anders Andersson
50 % des Erlöses von Der besondere Adventskalender des Anders Andersson kommt dem Kinder-Hospiz Sternenbrücke zu Gute.