Ein kalter Schauer beim Lesen und später die Angst, allein in den Keller zu gehen – wenn deine Leser*innen das empfinden, hast du offenbar eine gute Gruselgeschichte geschrieben. Welche Elemente sorgen dafür, dass eine Story auf unheimliche Art fesselt? Wie schaffst du es, dass beim Lesen der Atem stockt, wie erzeugst du eine echt gruselige Atmosphäre? Diese Tipps und Übungen helfen dir dabei.
Merkmale einer guten Gruselgeschichte
Was sorgt dafür, dass Lesende gruselbedingte Gänsehaut bekommen? Das ist individuell leicht unterschiedlich, doch es gibt Elemente, die eine Geschichte zu einer guten Gruselgeschichte machen. Wenn du diese verinnerlichst und es schaffst, sie bei deiner Gruselgeschichte umzusetzen, kannst du sicher sein, deine Leser*innen in Angst und Schrecken zu versetzen.
- Unheimliches Setting: Wo spielt die Geschichte und welche Atmosphäre herrscht dort? Beliebte Schauplätze für Gruselgeschichten sind dunkle Wälder, verfallene Häuser, düstere Friedhöfe, vielleicht ein leerstehendes Krankenhaus. Du merkst schon: Alles, was nicht zu überschauen und kaum zu durchdringen ist, wo von Beginn an ein unheimlicher Wind weht – schon, bevor die ersten Figuren auftauchen. Lass dieses Setting lebendig werden, in dem du auch die Geräusche, Gerüche und Temperaturen vor Augen hast.
- Vielschichtige Charaktere und böse Gegenspieler: Gruselgeschichten leben oft von (menschlichen) Protagonist*innen und (übernatürlichen) Antagonist*innen. Wer sich beim Lesen wirklich gruseln soll, kann sich idealerweise mit den Hauptfiguren identifizieren: Diese sollten vielschichtig und authentisch sein, achte hier auf Tiefe der Charaktere. Für einen Extra-Gruseleffekt können auch Kinder oder Tiere sorgen, die plötzlich eine Vorahnung haben oder in leere Ecken knurren.
- Bildhafte Sprache: Je stärker die Bilder in deiner Gruselgeschichte sind, desto unheimlicher ist der Gesamteindruck. Was lösen die unbekannten Geräusche oder verängstigten Gedanken in deiner Hauptfigur aus? Wie fühlt sich all das für sie an, welche Form hat ihre Angst? Übe immer wieder, diese Elemente wirkungsvoll und bildhaft zu beschreiben, um Lesende in den Bann zu ziehen. (Wie du das üben kannst, erfährst du später.)
- Mehr Andeutung als Aufklärung: Während es bei einem Krimi darum geht, einen Fall möglichst lückenlos aufzuklären, lebt eine gute Gruselgeschichte von Andeutungen, die vieles im Dunkeln lassen. Die Figuren können im Verlauf der Geschichte immer mehr über das Unbekannte, Unheimliche oder Gefährliche lernen und den Lesenden so ein immer genaueres Bild verschaffen – doch besonders gruselig ist eine Geschichte, bei der einiges im Verborgenen bleibt.
- Effektvolle Schreckensmomente: Es ist eine Kunst, die Lesenden immer wieder Schreckensmomente erleben zu lassen und diese sinnvoll in die Geschichte einzubauen. Die Gruselgeschichte sollte nicht von vielen kleinen Schocks dominiert werden, viel wirkungsvoller ist es, Spannung zu erzeugen und aufzubauen, bis es kaum noch auszuhalten ist – und die Lesenden die volle Entfaltung des Schreckmomentes auskosten zu lassen.
Du siehst also: Es geht bei einer guten Gruselgeschichte darum, eine dichte und unheimliche Atmosphäre zu erzeugen, Leser*innen wirklich mitfiebern (und sich mitfürchten) zu lassen und sie am Ende mit einem gruseligen Gefühl wieder zu entlassen. Wie du es schaffst, eine solche Gruselgeschichte zu schreiben? Das schauen wir uns nun im Detail an.
Wie du anfängst, eine Gruselgeschichte zu schreiben
Bei Gruselgeschichten gilt wie bei jedem Buch und jeder Story: Zuerst brauchst du eine gute Idee Hier kannst du auch vom Setting aus denken: Welchen Schauplatz willst du auswählen und welche Geschichte passt dort hin? Vielleicht ist dir auch zuerst klar, welche übernatürlichen und unheimlichen Kräfte oder Gruseleffekte es geben soll? Dann starte an diesem Punkt. Wenn du weißt, welchen Inhalt deine Gruselgeschichte haben soll, kannst du mit den nächsten Schritten weitermachen.
- Aufbau deiner Gruselgeschichte: Bevor du mit dem Schreiben beginnst, solltest du dich dem Spannungsbogen widmen. Dieser ist ähnlich gestaltet wie bei allen Geschichten, du beginnst in der Regel mit einem Einstieg, in dem du die Figuren und das Setting vorstellst – oft beginnen Gruselgeschichten besonders harmlos und harmonisch, bevor sich der Schrecken mit voller Kraft entfaltet. Am Ende des Einstiegs tauchen die ersten unheimlichen Elemente auf, die für Gänsehaut bei den Lesenden sorgen. Im Mittelteil spielt sich der größte Teil der Geschichte ab, es kommt zu echten Gefahren und möglicherweise zu Kämpfen mit dem Unheimlichen. Hier erreicht die Spannung ihren Höhepunkt. Der Schlussteil bildet das Ende der Geschichte – und hier darfst du kreativ sein: Schließt deine Gruselgeschichte mit einem Happy End, mit einem weiteren Schocker oder mit einem offenen Ende ab?
- Erzählperspektive deiner Gruselgeschichte: Damit sich die Lesenden möglichst gut in die Hauptfiguren hineinversetzen können, sollten sie durch die Wahl der richtigen Erzählperspektive sehr nah dran sein. Es ist möglich, eine Gruselgeschichte aus der Ich-Perspektive zu schreiben, auch der personale Erzählstil macht Sinn. Ein auktorialer Erzähler ist eher unüblich, da er eine größere Distanz zwischen den Leser*innen und den Charakteren erzeugt.
- Unheimliche Elemente entwickeln: Überlege dir vor dem Schreiben, was das Unheimliche und Gruselige in deiner Gruselgeschichte ausmacht. Sind es übernatürliche Kräfte und böse Monster oder versteckt sich das Unbekannte in alltäglichen Dingen? Das ist ein Element, mit dem du zusätzlich Spannung erzeugen kannst: Wenn ein vertrauter Mensch plötzlich fremd wirkt oder sich ein alltäglicher Ort ganz anders anfühlt, ist Grusel garantiert.
- Erzeuge die richtige Schreibstimmung: Wenn du möglichst klar vor Augen hast, wie du deine Gruselgeschichte schreiben möchtest, solltest du die passende Atmosphäre fürs Schreiben erschaffen. Das bedeutet nicht, dass du in einem dunklen Raum mit Halloween-Deko sitzen musst, aber vielleicht ist ein belebtes Café voll fröhlicher Gespräche eher kontraproduktiv? Sorge dafür, dass du während des Schreibens nicht gestört wirst. Um echte Spannung mit guten Gruseleffekten zu erzeugen, ist volle Konzentration nötig.
Gute Gruselgeschichten schreiben: Diese Übungen helfen
Wenn du jetzt eigentlich direkt loslegen willst, eine Gruselgeschichte zu schreiben, aber dich noch nicht ganz herantraust, kannst du mit praktischen Übungen starten. Es muss nicht beim ersten Versuch die perfekte Gruselgeschichte sein, die du direkt als Buch drucken lässt. Im ersten Schritt kannst du lernen, unheimliche Elemente gekonnt einzusetzen und mit den passenden Stilmitteln eine gruselige Geschichte zu erzeugen.
- Überall Grusel-Atmosphäre erschaffen: Blicke dich in dem Zimmer um, in dem du gerade sitzt und beschreibe es so, als wäre es Schauplatz deiner Gruselgeschichte. In welchen Ecken und Gegenständen könnte etwas Unheimliches lauern, mit welchen Mitteln schaffst du es, die Atmosphäre so schaurig wie möglich zu machen? Finde es heraus und trainiere diese Fähigkeit immer weiter.
- Unheimliche Details hinzufügen: Du kannst deine Kreativität im Alltag jederzeit trainieren. Welches unheimliche Element könnte beim Frühstück auftauchen, wenn du dich in einer Gruselgeschichte befändest? Was würde in der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit passieren und was ist mit dem Kollegen los, der plötzlich so verändert wirkt? Überlege dir immer wieder unheimliche Details, so hast du ein großes Repertoire im Kopf, wenn du mit dem Schreiben deiner Gruselgeschichte beginnst.
- Formuliere beunruhigende Dialoge: Eine gute Gruselgeschichte profitiert von unheimlichen Dialogen – auch diese kannst du üben. Entwickle ein Gespräch zwischen zwei Personen, das auf den ersten Blick normal wirkt, bei dem sich aber langsam etwas Unheilvolles und sehr Unheimliches entfaltet. Was kann man zwischen den Zeilen herauslesen, wie kannst du die Lesenden dabei in Unbehagen versetzen?
- Schreibe innere Monologe: In Gruselgeschichten spielt sich vieles im Kopf der Figuren ab. Deshalb ist es sinnvoll, diese inneren Monologe und den Ablauf der Gedanken sowie den Aufbau der Angst immer wieder zu üben. Schreibe eine Szene, die sich nur im Kopf einer Person abspielt und nutze auch immer wieder Fragen in der Gruselgeschichte, zum Beispiel: „Was war das? Woher kommt dieses kratzende Geräusch? Warum zieht plötzlich ein kalter Wind durchs Zimmer? Und wo ist überhaupt Peter hin?“
- Erfinde gruselige Monster: Wenn du eine Gruselgeschichte schreiben möchtest, in der unheimliche Geschöpfte und monströse Kreaturen auftauchen, solltest du auch darauf vorbereitet sein. Erschaffe in Übungen Monster, die du möglichst detailliert beschreibst. Wie sehen ihre Augen aus (und wie viele haben sie)? Wie bewegen sie sich durch den Raum, wie riechen sie, welche Geräusche geben sie von sich? Wähle dabei die wichtigsten Details aus, aber lass auch immer wieder Raum für die Interpretationen der Leser*innen – in guten Gruselgeschichten sollte sich auch die Fantasie immer wieder das Schlimmste ausmalen können.
Fehler bei einer Gruselgeschichte vermeiden
Du hast jetzt im Detail erfahren, was eine gute Gruselgeschichte ausmacht – wenn du all diese Merkmale außer Acht lässt und dir die Übungen vorab sparst, könnte das einer der ersten Fehler sein, der dir beim Schreiben einer Gruselgeschichte passiert. Doch es gibt noch weitere mögliche Fehler, auf die wir nun kurz eingehen, damit du sie dir sparen kannst.
Fatal ist es, wenn deine Gruselgeschichte zu vorhersehbar ist. Da es das Ziel ist, dauerhafte Spannung zu erzeugen und die Lesenden dazu zu bringen, dass sie deine Geschichte verschlingen wollen, sollte die Auflösung auf keinen Fall zu erraten sein. Das gilt für vorhersehbare Elemente im Einstieg, aber auch für deine Beschreibungen oder Ankündigungen der Gruselgeschichte. Beispiel: Wenn du dazu einlädst, deine neue Gruselgeschichte zu lesen, in der ein von den Toten auferstandener Friedhofswärter für Schrecken sorgt – obwohl erst am Ende klar wird, dass es ihn gibt – dann ist das ein Fehler, der deiner Geschichte den Gruselfaktor nimmt.
Ein weiterer Fehler ist es, wenn ein Schockmoment den nächsten jagt. Du solltest den Lesenden immer wieder die Möglichkeit geben, sich von einem Schrecken zu erholen. Gleichzeitig ist es besonders gruselig, wenn sich ein Schocker langsam ankündigt und die Spannung lange, lange ansteigt, bis sie sich endlich entlädt.
Und zum Schluss kann es ein Fehler sein, wenn du bis zur Veröffentlichung ein Geheimnis aus deiner Gruselgeschichte machst. Denn wie bei jedem Text gilt, dass auch eine Gruselgeschichte durch das Feedback von Test-Leser*innen besser wird. Also schicke die Geschichte einem Kreis ausgewählter Menschen oder veranstalte eine Vorab-Lesung deiner Gruselgeschichte, zum Beispiel rund um Halloween. Ein passend dekorierter Raum, in dem du Passagen aus deiner Gruselgeschichte vorliest und darauf achtest, an welchen Momenten den Anwesenden besonders der Atem stockt: Das ist eine Chance, die du dir nicht entgehen lassen solltest, um deine Gruselgeschichte (falls nötig) im Anschluss noch besser zu machen.
Wie du deine Gruselgeschichte veröffentlichen kannst
Deine Gruselgeschichte ist fertig und bereit, bei vielen, vielen Menschen Gänsehaut zu erzeugen? Dann solltest du sie nun veröffentlichen – und dazu hast du verschiedene Möglichkeiten.
Je nach Länge kannst du deine Gruselgeschichte(n) auf einem eigenen Blog veröffentlichen. So bist du komplett flexibel bei der Veröffentlichung und mit der passenden Vermarktung schaffst du es, viele Leser*innen mit deinen Geschichten zu erreichen. Alternativ gibt es auch Plattformen für Autor*innen, auf denen du deine Gruselgeschichten einstellen kannst.
Möchtest du deine Gruselgeschichte als Buch veröffentlichen, gibt es auch hierfür verschiedene Optionen. Du kannst versuchen, einen Verlag zu finden, der deine Gruselgeschichte als Buch herausbringt, oder du setzt auf Self-Publishing. Anbieter wie BoD bieten dir die Chance, deine Gruselgeschichte jederzeit als Buch auf den Markt zu bringen – hier erfährst du, wie du ganz unkompliziert dein eigenes Buch veröffentlichst.
Wenn du eher kurze Gruselgeschichten schreiben willst, könntest du dich auch mit anderen Autor*innen zusammenschließen. In einem Sammelband könnt ihr gemeinsam eure verschiedenen Gruselgeschichten veröffentlichen. So sorgt ihr im Team dafür, dass ihr Angst, Spannung und Schrecken bei den Lesenden verbreitet – an Halloween und an allen anderen (dunklen) Momenten des Jahres.