Johannes Haupt
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Was Prokrastination eigentlich ist
Unangenehme Tätigkeiten aufzuschieben ist ein ganz normales Verhaltensmuster, auf das jeder von Zeit zu Zeit zurückgreift. Manchmal kann es sogar vorteilhaft sein, schwierige Aufgaben erst einmal aufzusparen. Es gibt allerdings einen Punkt, an dem die klassische „Aufschieberitis“ psychologisch gesehen problematisch wird: Die sogenannte Prokrastination. Der Begriff Prokrastination leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet so viel wie „vertagen“ – also eine lästige Angelegenheit auf einen anderen Tag verschieben.
Doch was unterscheidet die Prokrastination von den gewöhnlichen Aufschiebetaktiken, die wir alle von Zeit zu Zeit anwenden?
Grundsätzlich gibt es keinen externen Maßstab, um den Unterschied zwischen „normaler“ Aufschieberitis und Prokrastination zu erfassen. Die Wissenschaft spricht deswegen erst dann von einem „pathologischen Aufschiebeverhalten“, wenn die Prokrastinierer selbst anfangen, unter ihren Vermeidungstaktiken zu leiden. Das ist beispielsweise der Fall, wenn die Folgen der Prokrastination sich negativ auf bestimmte Lebensbereiche auswirken. Häufig sind das Studium oder Beruf, also karrierebezogene Bereiche, doch Prokrastination kann auch zwischenmenschliche Beziehungen belasten. Denn zwanghaftes Aufschieben ist mit wachsenden Misserfolgen verbunden und wirkt sich deshalb häufig negativ auf die Psyche und auch das körperliche Wohlbefinden der Betroffenen aus. Prokastination kann auch medikamentös behandelt werden, etwa mit Ritalin, das eine bessere Fokussierung gewährleistet.
Im Gegensatz zu Fällen von normalem Aufschiebeverhalten handelt es sich bei Prokrastination nicht einfach um Faulheit oder Willensschwäche, wie im Volksmund oft behauptet wird. Es ist wichtig, dass Betroffene sich dessen bewusst werden und ihr Handeln als das wahrnehmen, was es ist: Eine psychologische Verhaltensstörung, die entsprechend behandelt werden muss. Wie diese Verhaltensstörung zustande kommt, ist noch unklar. Jüngere Studien legen die Vermutung nahe, dass Prokrastination bis zu einem gewissen Grad genetisch bedingt sein könnte.
Manche Forscher sehen die Wurzel dieses Verhaltensmusters zudem in der Kindheit der Betroffenen. Sie vermuten, dass Personen, die als Kind durch ihre Eltern einem hohen Leistungsdruck ausgesetzt worden sind, später als unterbewusste Abwehrreaktion prokrastinatives Verhalten entwickeln. Auch psychische Krankheiten wie Depressionen oder eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) können Prokrastination auslösen.
Das Paradoxon der Prokrastination
Mehr als Krankheiten, erbliche Veranlagung und familiäre Prägung spielt aber vor allem das Verhalten der Betroffenen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung einer Prokrastinationsstörung. So paradox es auf Anhieb klingen mag: Prokrastination ist eigentlich eine Verhaltensstrategie zur Problembewältigung. Und Verhaltensmuster sind nicht angeboren, sondern werden erst im Lauf der Zeit ausgeprägt und konditioniert.
Die Paradoxie der Prokrastination liegt in dem Spannungsfeld zwischen kurzfristiger Befriedigung der eigenen Bedürfnisse und einer langfristigen Entwicklung zum Vorteil der Betroffenen. Wer prokrastiniert, verschafft sich auf Anhieb Erleichterung, indem er die unangenehmen Aufgaben, die vor ihm liegen, aufschiebt. Mehr noch – um das Vermeiden ungeliebter Angelegenheiten zu rechtfertigen, sind Prokrastinierer häufig auf andere Art produktiv.
Prokrastinierer sind also alles andere als faul, bei der Erledigung nachrangiger Tätigkeiten bringen sie einiges an zeitlichen und emotionalen Aufwand auf. Doch genau der fehlt ihnen hinterher, um das Projekt abzuschließen, um das sie sich am dringendsten kümmern müssen. Indem sie vordergründig Probleme beseitigt, schafft Prokrastination also in Wahrheit neue.
Prokrastination und Autorschaft
Der Faktor von zeitlichen und emotionalem Aufwand, der zuvor angesprochen worden ist, spielt bei der Prokrastination eine entscheidende Rolle. Und er erklärt auch, warum viele Schreibende mit genau diesem Verhaltensmuster ein Problem haben. Denn Anlass zur Prokrastination bieten in der Regel komplexe Tätigkeiten, deren Bewältigung viel Zeit und persönliche Anstrengung in Anspruch nimmt.
Zu diesen Tätigkeiten gehören in der Regel auch Schreibprojekte. Die meisten Texte müssen recherchiert, strukturiert und anschließend fristgerecht verfasst werden, egal ob Zeitungsartikel, Reportagen, Rezensionen, Essays, Hausarbeiten oder belletristische Projekte. Und genau das ist für viele Schreibende problematisch. Dabei spielen verschiedene Aspekte eine Rolle.
Prokrastination beim Schreiben: Begünstigende Faktoren
Prokrastination kann von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden. Vor allem beim Schreiben gibt es jedoch wiederkehrende Merkmale, die vielen Autoren die Arbeit erschweren.
Je freier ein Text gestaltet werden darf, desto schwieriger fällt es vielen Autoren, ihn zu schreiben. Denn umso weniger Vorgaben es gibt, desto mehr Eigenleistung muss in einen Text investiert werden. Wenn es außer dem Thema keine Vorgaben gibt, muss sich jeder Schreibende selbst überlegen, mit welchen Aspekten dieses Themas er sich beschäftigen möchte, muss diese recherchieren und die gewonnenen Informationen anschließend stringent, verständlich und sprachlich ansprechend zu Papier bringen.
Das sind mehrere komplexe und zeitaufwendige Arbeitsschritte. Bei belletristischen Schreibprojekten ist diese Problematik häufig noch stärker ausgeprägt, da die Autoren hier vollkommen frei sind und jedes Detail ihres Schreibprojektes selbst bestimmen können. Aber auch müssen. Und so führt die schiere Komplexität der Aufgabe dazu, dass viele Schreibende prokrastinieren und es so lange wie möglich aufschieben, sich mit der Komposition und Abfassung ihrer Texte zu beschäftigen.
Gerade im Bereich redaktioneller und geisteswissenschaftlicher Tätigkeiten besteht die Gefahr, dass die Konsequenzen von Prokrastination nicht unmittelbar, sondern erst langfristig spürbar werden. Denn viele Texte werden nicht direkt benötigt. Sei es die Hausarbeit, die man erst zwei Monate nach Semesterende abgeben muss, oder die Urlaubs-Reportage, die erst in den Ferien gebraucht wird. Je weiter entfernt die Abgabefristen, desto verlockender ist es jedoch, die Texte immer weiter aufzuschieben – bis die Deadline auf einmal ganz nah gerückt ist.
Ein weiteres Problem ist in dieser Hinsicht auch, dass viele Autoren an mehreren Texten gleichzeitig schreiben. Daher fällt es besonders leicht, sich erst einmal anderen Projekten zu widmen, die weniger schwerfallen. Besonders schwer wiegt der Mangel an direkten Konsequenzen bei privaten Schreibprojekten, bei denen es gar keine festgesetzten Abgabetermine gibt.
Chronisches Aufschiebeverhalten ist oft eng mit dem Selbstwertgefühl der Betroffenen verknüpft. Prokrastination kann auf Dauer zu viel Stress und anhaltenden Misserfolgen führen. Diese Misserfolge wirken sich oft negativ auf das Selbstbewusstsein der Prokrastinierer aus. Doch ein geringes Selbstwertgefühl ist nicht nur das Ergebnis von Prokrastination, es gehört auch zu den auslösenden Faktoren. Wer unsicher ist, traut sich weniger zu und scheut sich deswegen, komplexe Aufgaben zu übernehmen.
Wie bereits erläutert sind es aber in aller Regel gerade diese komplexen Aufgaben, die besonders gerne aufgeschoben werden. Dazu zählt auch die Arbeit am Text. Unsichere Autoren haben deswegen oft besondere Hemmungen, ein Schreibprojekt anzugehen, weil sie von vorneherein befürchten, es sowieso nicht bewältigen oder gar gut machen zu können. Erfüllt sich diese Erwartungshaltung, verstärkt dies den Prokrastinationsdruck. Ein Teufelskreis entsteht.
Folgen von Prokrastination
Ob überhaupt ein Fall von Prokrastination vorliegt oder ob es sich um einen alltäglichen Fall von „Aufschieberitis“ handelt, lässt sich nur anhand der subjektiven Empfindung der Betroffenen unterscheiden. Denn wie eingangs erwähnt, leiden Prokrastinierer zum Teil massiv unter den Konsequenzen ihrer eigenen Vermeidungsstrategien. Im schlimmsten Fall kann Prokrastination Karrieren beenden. Dessen sind sich die Betroffenen auch häufig bewusst, sodass es bei vielen zu psychischen und physischen Stressreaktionen kommt. Angst und Unsicherheit, innere Anspannung, Schlaflosigkeit oder physische Beschwerden wie Magenschmerzen, Herzrasen oder Schweißausbrüche können unter anderem die Folge sein.
Prokrastination überwinden
Ist dein Prokrastinationsverhalten sehr stark ausgeprägt oder besteht Grund zu der Annahme, dass dein Hang zum Aufschieben mit anderen Beschwerden wie einer Depression zusammenhängen könnte, solltest du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. In den meisten Fällen gibt es allerdings konkrete Maßnahmen, die du selbstständig ergreifen kannst, um deinen Hang zum Aufschieben einzudämmen. Da Prokrastination ein erlerntes Verhaltensmuster ist, kann sie nämlich auch wieder abtrainiert werden.
11 Tipps gegen Schreibfrust
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Problembewusstsein
Erst einmal musst du dir bewusst machen, dass du ein Problem hast. Und zwar ein Problem, mit du nicht alleine dastehst. Egal, in welchem Bereich du zur Prokrastination neigst, Studien haben herausgefunden, dass ungefähr zwanzig Prozent der Weltbevölkerung unangenehme Aufgaben chronisch vertagen. Prokrastination ist auch kein historisch neuartiges Phänomen – Mozart, Franz Kafka, Truman Capote, Victor Hugo und Leonardo da Vinci waren alle als Prokrastinierer bekannt. Insofern zeigt auch die Geschichte, dass Kunstschaffende und Autoren besonders häufig von Prokrastination betroffen sind.
2
Wähle den richtigen Maßstab
Viele Autoren leiden an Versagensängsten. Die Konkurrenz ist schließlich groß und der Maßstab sehr hoch, wie die oben genannten Literaturgrößen beweisen. Doch was uns Konsumenten als schriftstellerische Glanzleistung in Zeitungen, Buchhandlungen und Unterrichtsstunden begegnet, ist für Autoren das Resultat von wochen- oder jahrelanger Arbeit, von Selbstzweifeln, Schaffenskrisen und Schreibblockaden.
Vergleiche deinen Schreibprozess deshalb nicht mit dem Ergebnis anderer, sondern rufe dir ins Bewusstsein, dass sie während des Schreibens mit den gleichen Sorgen und Ängsten zu kämpfen hatten wie du. Orientiere dich an den Worten des Schriftstellers Alain de Botton: Das Schreiben beginnt erst, wenn die Angst gar nichts zu schreiben die Angst übertrifft, etwas schlechtes zu schreiben. Ein gutes Mittel hierfür können Schreibübungen sein.
3
Schreibübungen
Es gibt verschiedenste Arten von Schreibübungen, die dir bei unterschiedlichen Problemen helfen können. Wenn du unsicher bist und nicht weißt, wie du überhaupt mit einem Text beginnen sollst, kann es zuerst einmal hilfreich sein, wenn du deine Sorgen niederschreibst. Das hilft dir, ein Bild davon zu bekommen, was dir überhaupt Probleme bereitet. Hast du Angst, nicht die richtigen Worte zu finden? Fehlen dir Informationen, um dein Schreibprojekt zu verwirklichen? Fürchtest du dich vor Kritik? Indem du deine Befürchtungen verschriftlichst, setzt du nicht nur den Schreibprozess überhaupt in Gang. Du kannst auch gleichzeitig gezielt überlegen, wie du ihnen beikommst. Statt dich gleich auf die ganz großen Texte zu stürzen kannst du auch erst einmal im Kleinen anfangen und durch etwa an kreativen Sprüchen, womit du etwaige Schreibblockaden bereits lockern kannst.
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Selbstbelohnung
Wer Aufgaben vermeidet, weil er fürchtet, er könne ihnen nicht gerecht werden, schmälert auch oft die Leistungen, die er bereits erbracht hat. Das ist der falsche Ansatz. Statt dich zu ärgern, dass du für dein erstes Kapitel drei Wochen gebraucht hast, solltest du dich für jeden abgeschlossenen Schritt deines Schreibprozesses belohnen. Ob du dir eine Gliederung zurechtgelegt, den perfekten ersten Satz gefunden oder die Hälfte des Textes fertiggestellt hast, all das sind Leistungen, für die du dich honorieren solltest.
Lobe dich darum selbst und feiere deinen Erfolg, indem du dir etwas Gutes tust, vollkommen egal, ob du dir etwas Leckeres kochst, Freunde einlädst oder deinen Lieblingsfilm guckst. Dein Gehirn wird den Erfolg mit den angenehmen Empfindungen verknüpfen, die die Belohnung in dir auslöst. So trainierst du dein Hirn darauf, das Erledigen von Aufgaben als etwas Erstrebenswertes wahrzunehmen und senkst die Hemmschwelle, um diese Aufgaben überhaupt in Angriff zu nehmen.
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Andere einbeziehen
Es ist aus vielen Gründen nützlich, andere Personen in deinen Schreibprozess einzubeziehen. Den Fortschritt des Schreibprozesses mit anderen zu teilen ist für viele Autoren sehr motivierend. So werden deine Erfolge nicht nur für dich, sondern auch für andere sichtbar. Gemeinsame Diskussionen können dabei helfen, Schwächen im Text auszubessern, dir Stärken bewusst zu machen und Anstöße für den weiteren Verlauf deines Schreibprojekts liefern. Auch wenn der Schritt Überwindung kostet, kann es besonders für unsichere Autoren sinnvoll sein, Textkritik auf andere Personen auszulagern. Wenn du jedes Detail deines Textes hinterfragst, sobald du es geschrieben hast, wird er niemals fertig. Bitte deshalb Freunde, Verwandte und Bekannte, sich respektvoll, aber ehrlich mit deinem Text auseinander zu setzen.
6
Paradoxe Intervention
Wenn dir eine Aufgabe so herausfordernd erscheint, dass du sie am liebsten erst einmal verschieben möchtest, lohnt sich für dich ein genauerer Blick. Welche Arbeitsschritte musst du befolgen, um die Herausforderung zu bewältigen? Zerlege das große Ganze in Einzelheiten, denen du dich nach und nach widmen kannst.
Eine interessante Möglichkeit, um deine verschiedenen Arbeitsschritte anzugehen, ist die sogenannte „paradoxe Intervention“. Bei der paradoxen Intervention geht es um die Idee, bekannte Arbeitsmuster umzukehren. Anstatt dir vor Augen zu führen, was du in einem bestimmten Zeitraum eigentlich alles erledigen müsstest, setzt du dir eine bestimmte Zeitvorgabe, in der du dich gezielt einer Aufgabe widmest. Anstatt also den ganzen Tag mehr oder weniger erfolgreich an einem Manuskript zu schreiben, setzt du dir das Ziel, nur zwanzig Minuten lang an einem bestimmten Aspekt zu arbeiten.
Der Gedanke dahinter lautet, dass dein Hirn automatisch nach den Dingen verlangt, die es nicht haben kann. Wenn du dir also am Anfang regelrecht verbietest, mehr als zwanzig Minuten täglich an deinem Text zu arbeiten, wächst unterbewusst dein Ehrgeiz voranzukommen. Dadurch wirst du produktiver. Auf Dauer überschreitest du freiwillig die Frist von zwanzig Minuten und schaffst dadurch mehr, als du dir ursprünglich vorgenommen hattest. Das führt wiederum zu einem Erfolgserlebnis, für das du dich belohnen kannst.
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Fristen und Ziele setzen
Das Setzen von festen Fristen und Zielen ist eine alternative Methode, ein Projekt zu erledigen, nachdem du es in überschaubare Abschnitte eingeteilt hast. Auf diese Art wirkst du der Gefahr entgegen, aufgrund mangelnder Vorgaben oder weit entfernter Abgabedaten der Prokrastination zu erliegen. Lege ganz klar fest, bis wann du welchen Teilschritt erledigen möchtest, zum Beispiel: „Bis Sonntag, 10. Januar Dialog für Kapitel 1 fertigstellen“ oder „Recherche über die Produktion von Papayas“. Wenn du merkst, dass deine Ziele zu ehrgeizig sind, kannst du dir natürlich auch größere Fristen setzen oder aber kleinere Teilschritte machen.
Bei dieser Methode ist es ebenfalls sehr nützlich, wenn andere Personen in deinen Arbeitsprozess involviert sind. Erzähle ihnen von deinen Fristen und Zielen, besprich´ deine Teilerfolge mit ihnen oder lege sie ihnen direkt vor. So partizipieren sie an deinem Fortschritt und können dich motivieren, bis zum Ende weiterzumachen.
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Zeitmanagement und Prioritäten
Wenn du deine Aufgabe in verschiedene Bereiche gegliedert hast und durch die eine oder andere Methode damit beschäftigt bist, deine Ziele nach und nach abzuarbeiten, hast du schon die wichtigsten Faktoren für ein erfolgreiches Projektmanagement gemeistert. Es ist wichtig, sich von Anfang an bewusst zu machen, wie viel Zeit du für ein Projekt zur Verfügung haben wirst. Ist deine Abgabefrist noch Monate entfernt, bietet sich beispielsweise die paradoxe Intervention bei Aufschiebe-Problemen an. Hast du nur wenige Tage, könnte es besser sein, klare Tagesziele zu formulieren und abzuarbeiten, damit du rechtzeitig fertig wirst.
Zu einem erfolgreichen Projektmanagement gehört aber nicht nur die Zeiteinteilung, sondern auch die Schwerpunkt-Setzung. Mache dir klar, für welche Aspekte deiner Aufgabe du besonders viel Zeit benötigen wirst und welche vielleicht weniger wichtig sind. Sorge dafür, dass dir in den wichtigsten Phasen deines Arbeitsprozesses keine anderen Angelegenheiten in die Quere kommen. Es lohnt sich deshalb, im Voraus zu planen, damit du nicht im selben Zeitraum zehn verschiedene Texte fertigstellen musst.
9
Hinterfrage dein Verhalten
Du bekommst eine Aufgabe zugeteilt und merkst sofort, dass dir unwohl dabei ist. Das ist in Ordnung. Nimm´ dieses Unwohlsein erst einmal zur Kenntnis. Der nächste Schritt wäre jetzt eigentlich, das Problem zu vertagen und später in den üblichen Prokrastinationsstress zu verfallen. Mache dir an dieser Stelle klar, dass dich deine Abwehrreaktion in Schwierigkeiten bringen wird, wenn du ihr nachgibst. Denke an die Folgen deiner Prokrastination. Rufe dir als nächstes noch einmal die genannte Aufgabe vor Augen und überlege erst einmal ganz grob, welche Arbeitsschritte dafür notwendig sind und wie viel Zeit du benötigen wirst. So hast du dir in kurzer Zeit einen ungefähren Überblick erarbeitet, wie du diese Aufgabe am besten angehen kannst. Es gibt also gar keinen Grund, in Panik zu verfallen.
Was vor dir liegt, ist vielleicht nicht allzu schön. Aber wenn du die Problemstellung in wenigen Minuten analysieren und grobe Lösungsansätze finden kannst, dann wirst du auch die Aufgabe selbst bewältigen können. Auf jeden Fall besser, als wenn du erst kurz vor der Deadline überhaupt aktiv wirst.
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Schaffe Routine
Es mag banal klingen, aber Routine hilft dir, einen besseren Zugang zu deinem Arbeitsprozess zu bekommen. Wenn du über mehrere Wochen hinweg deinen Arbeitsprozess einleitest, in dem du stets dasselbe machst, kannst du den Tücken der Prokrastination damit effektiv entgegenwirken. Entwickele Rituale, die dir den Einstieg erleichtern. Mache dir zum Beispiel einen Tee oder Kaffee, kümmere um die Büro-Pflanzen, während er abkühlt, nimm´ dann einen Schluck und setze dich an deinen Arbeitsplatz. Jetzt kann die Arbeit beginnen. Es ist ganz egal, wie dein Ritual aussieht oder wie lange es dauert, solange es jeden Tag über mindestens fünf Wochen hinweg gleich bleibt. Damit konditionierst du eine Art „Arbeitsbeginn-Verhalten“, dass dem Arbeitsvermeidungs-Verhalten der Prokrastination entgegensteht.
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Finde deine idealen Arbeitsbedingungen
Routine wirst du erst entwickeln können, wenn du weißt, unter welchen Bedingungen du gut arbeiten kannst. Brauchst du Hintergrundgeräusche oder bevorzugst du Stille? Inspiriert dich die Lektüre anderer Texte, oder vermeidest du die Werke anderer Autoren lieber, bis du einen weiteren Teilschritt deines Schreibprojektes erledigt hast? Sitzt du gerne, bevorzugst du es zu stehen oder möchtest du dir ab und zu die Beine vertreten können? Denke über all diese Faktoren nach und überlege, unter welchen Bedingungen du bisher die größten Erfolge erzielt hast. Viele Leute können sich ihren Arbeitsplatz nicht aussuchen, hier haben Schreibende heutzutage oft einen großen Vorteil. Nutze diesen Vorteil zu deinen Gunsten und erprobe verschiedene Möglichkeiten.
Eine Regel gilt jedoch immer: Wenn du an einer größeren Aufgabe arbeitest, ist es wichtig, dass du konzentriert bleibst. Reduziere deshalb Störquellen. Dazu zählt auch dein Handy. Mache es am besten ganz aus oder platziere es zumindest außer Reichweite. Sofern du gerade nicht aktiv recherchieren musst kann es auch hilfreich sein, dass Internet auszuschalten. Das klingt vielleicht extrem. Aber so kommst du gar nicht erst in Versuchung, deine E-Mails zu checken, mit Kollegen zu chatten oder doch noch schnell dieses eine Produkt zu googeln, das dich schon lange interessiert. Stattdessen kannst du ungestört an deinem Text arbeiten. Und das, obwohl die Deadline noch in weiter Ferne liegt.
Vielen Dank für diesen sehr interessanten und anregenden Artikel. Ich freue mich darauf, ihn so bald wie möglich zu lesen ;-)
Hallo Jürgen,
vielen Dank für dein Feedback. Wir hoffen, dass dir unser Blogbeitrag helfen wird.
Viele Grüße
Jessy von BoD
Vielen Dank für diesen für mich sehr aufschlussreichen Beitrag.