Rechtschreibung: Häufige Fehler vermeiden

Allzu leicht gerät man in die Untiefen der Rechtschreibung. Welche davon im Korrektorat besonders häufig auffallen und was sich dagegen tun lässt, zeigen wir dir…

Herzlich Wwillkommen!

Ob in Biografien, Gedichtbänden, Erzählungen oder Romanen – allzu leicht gerät man in die Untiefen der Rechtschreibung und eine wahre Flut von Fehlerarten und -ursachen bringt auch geübte Textproduzenten schnell vom richtigen Kurs ab. Welche davon im Korrektorat besonders häufig auffallen und was sich dagegen tun lässt, zeigen wir dir hier.

„Beliebte“ Fehler und drängende Fragen

Rechtschreibfehler und fantasievolle Zeichensetzung begegnen uns beinahe überall: Auf Visitenkarten, Websites oder Werbeplakaten, im Fernsehen, in Logos, Pressemitteilungen und natürlich auch in Büchern sind sie zu finden. Manchmal fallen sie uns gar nicht mehr auf. In anderen Fällen hat sich die Falschschreibung schon so stark etabliert, dass wir uns gar nicht mehr vorstellen können, dass das entsprechende Wort eigentlich anders geschrieben werden müsste. Die Rede ist von häufigen „populären“ Fehlern, die deinen Text schnell unprofessionell wirken lassen.

Die häufigsten Fehler
Die häufigste Fehlschreibung in deutschen Texten dürfte lizensieren (lizenzieren) sein, so wurde es jedenfalls in einer beliebten deutschen Quizshow abgefragt. Aus unserer Erfahrung lässt sich sagen, dass sie in puncto Häufigkeit mit Herzlich Willkommen! konkurriert (s. o.; „willkommen“ ist hier ein Adjektiv und muss kleingeschrieben werden, auch in Überschriften). Beides kommt so oft vor, dass es sich zahlenmäßig vermutlich öfter in der falschen als in der korrekten Schreibung findet.

In vielen Fällen schlagen die Korrekturprogramme (z. B. in Word) nicht an. Sogar das geübte Auge übersieht mitunter solche Ausrutscher. Wie lassen sich nun „populäre“ Fehler am besten vermeiden? Du fragst dich jetzt vielleicht, wie man beim Erstellen und Bearbeiten von Texten vorgehen sollte, um offensichtliche und versteckte Fehlerquellen zu bemerken und sie gekonnt zu umschiffen? Schauen wir uns erst einmal an, wo erfahrungsgemäß die meisten Schwierigkeiten auftreten.

Wo und warum machen wir beim Schreiben Fehler?

Der weite Ozean der Fehler birgt bekanntlich die kuriosesten Ungeheuer. So liest man mitunter von:

(Hinweis: Die richtige Schreibweise ist in Klammern gesetzt.)

  • Bockspringbetten (Boxspringbetten)
  • Turbolenzen (Turbulenzen)
  • hahnebüchernen (hanebüchenen)
  • Gradwanderungen (Gratwanderungen)

Bei manchen Fehlschreibungen steht das Ohr Pate, sie sind also phonetisch bedingt, so wie etwa:

  • Psychatrie (Psychiatrie) oder
  • pieksen (piksen)

Morphologisch bedingte Fehler entstammen meist einer falsch zugeordneten oder abgeleiteten Schreibung:

  • Rückrad (Rückgrat)
  • Entgeld (Entgelt)
  • projezieren (projizieren)

Häufig wird auch die alte mit der neuen Rechtschreibung vermischt:

  • Desweiteren / des Weiteren
  • mußte / musste

Und schließlich beeinflussen hin und wieder andere Sprachen unser Schreiben, z. B.:

  • Billiard (Billard)
  • Gallerie (Galerie)
  • Disaster (Desaster)

Schwer zu beurteilen ist dabei oftmals, ob es sich um Fehler aus Unachtsamkeit (Performanzfehler) oder aus Unwissenheit (Kompetenzfehler) handelt. Es scheint jedenfalls, als würden uns immer wieder die gleichen Untiefen der Sprache zu schaffen machen. Wenn wir etwas immer wieder tun, dann vermutlich, weil wir es so gewohnt sind oder weil wir es gern tun. Machen wir also „populäre“ Rechtschreibfehler aus Gewohnheit oder aber aus besonderer Vorliebe für manche Schreibweisen? Unklar. Aber werfen wir nun einen Blick in die Reparaturwerkstatt der häufigsten Fehlerarten.

Die häufigsten Fehlerarten

Um die Sache etwas übersichtlicher zu gestalten, haben wir das umfangreiche Gebiet der Fehlerarten in die etablierten sprachlichen Bereiche Orthografie, Grammatik und Zeichensetzung gegliedert.

Die häufigsten Rechtschreibfehler

Die Vielfalt der orthografischen Fehlschreibungen zieht sich durch zahlreiche Branchen und Themenbereiche. Vom Tourismus (Ein Urlaub in unserem Hotel wird Ihre Herzen höher schlagen lassen) über den IT-Bereich (Terrabyte) bis hin zu Wirtschaft und Finanzen (Due Dilligence, Managment, Gewinn und Verlustrechnung), der Wissenschaft (Status Quo, Diphterie) und so gut wie alle anderen Lebensbereiche:

  • Apartheit (Apartheid)
  • brilliant (brillant)
  • der selbe (derselbe)
  • Gaderobe (Garderobe)
  • Maschiene (Maschine)
  • Pabst (Papst)
  • verpöhnt (verpönt)
  • weißmachen (weismachen)
  • Zuchini (Zucchini)

Die Liste ließe sich schier endlos fortführen. Du kannst hier gern noch deine eigenen Favoriten eintragen.

Die häufigsten Grammatikfehler

Tücken lauern ebenfalls im Bereich der Grammatik. Auch hier handelt es sich oft um Flüchtigkeitsfehler oder um nachträgliche, punktuelle Korrekturen, bei denen nicht mehr der ganze Satz beachtet wird.

  • Mehrmals Singular ergibt Plural: „Frankreich, Italien und auch England haben zugestimmt.“
  • Oft werden Endungen aber einfach „verschluckt“ (unter den gegeben Umständen) oder Wörter falsch gebeugt (Sie dankte dem Bauherren).
  • Auch bei Präpositionen liegt manches im Argen. Heißt es wirklich „entsprechend der Regeln?“ Nein, auch wenn man es vergleichsweise selten anders (= richtig) findet. Korrekt ist nach „entsprechend“ der Dativ: „Sie schrieb den Text entsprechend den geltenden Rechtschreibregeln.“
  • Dass in der indirekten Rede in der Regel der Konjunktiv I verwendet wird, erscheint vielen „gefühlsmäßig“ falsch, wenn im Begleitsatz eine Vergangenheitsform steht. Doch es heißt „Er sagte, er sei krank“ und nicht, er wäre krank (Ausnahme bei Formengleichheit).
  • Und Modalverben stehen (meistens) zusammen mit einem Vollverb, also „Er muss nach Hause gehen/fahren/laufen etc.“ und nicht „Er muss nach Hause“.

Die häufigsten Zeichensetzungsfehler

Der Fehlerteufel hat viele Gesichter: Eines davon zwinkert uns mit Punkt, Strich und Komma zu und bereitet vielen Schreibern schlaflose Nächte.

  • Nach einem Doppelpunkt wird nach neuer Rechtschreibung das erste Wort großgeschrieben, wenn ein ganzer Satz folgt.
  • Gedankenstrich oder Bindestrich? Bei Intervallen wird der Gedankenstrich (Halbgeviertstrich) statt des (kürzeren) Bindestriches verwendet, also „siehe S. 21–25“ oder „Mo.–Fr., 19–20 Uhr“. Einfach zu merken: „bis“ = Gedankenstrich.
  • Manchmal fehlt einfach ein Punkt (Seite 236 ff.) oder ein – wichtiges! – Komma (Wir essen jetzt Opa! / Wir essen jetzt, Opa!) und schon kann sich die Bedeutung fulminant ändern (Er will sie nicht / Er will, sie nicht).
  • Was viele vergessen: Auch Leerzeichen sind Satzzeichen, man muss überflüssige Leerzeichen deshalb (am besten automatisiert) tilgen.

Wie lassen sich Fehler vermeiden?

Es ist wichtig, das eigene Geschriebene kritisch zu prüfen. Hilfreich ist ein fremder Blick von außen, um auf eigene Fehlerquellen aufmerksam gemacht zu werden. Mit einem professionellen Korrektorat lässt sich jeder Text entscheidend verbessern. Die Korrektorin bzw. der Korrektor prüft Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung und kennt die Tücken.

Wer sich selbst darin schulen möchte, kann seine Schreibkompetenz im Rahmen eines Rechtschreibtrainings steigern. Und warum nicht einen Nachmittag lang in Duden oder Wahrig stöbern? Auch der Duden-Mentor bietet die Möglichkeit, kurze Texte zu überprüfen. Solche Momente kannst du dir zur Gewohnheit werden lassen, statt dich an diverse Falschschreibungen fatalerweise zu gewöhnen. Texte und Leserinnen und Leser wird es freuen.

Autor

Mirko Partschefeld

verbindet seit vielen Jahren erfolgreich Wirtschaft und Medien. Nach seiner Banklehre und dem Germanistikstudium an der Ludwig-Maximilians-Universität in München arbeitet er seit 2003 als freiberuflicher Lektor und Korrektor für Agenturen und Verlage.

Kommentare

  • Hallo und guten Tag. Ich habe dieses Buch – Erscheinungsjahr 2019 – gekauft und bin echt genervt über die vielen Rechtschreib- und Grammatikfehler und die mangelhafte und teilweise falsche Zeichensetzung. Erfolgt vor Druck keine Korrekturlesung?? Die Übersetzung wurde ‚überarbeitet‘ von XXXX (Anm: Name gelöscht) … Es sind so viele Fehler, dass das Lesen echt beeinträchtigt wird. Und das, obwohl Sie auf Ihrer Homepage selbst Tipps zur Vermeidung von Fehlern angeben. Wirklich Mist! Hoffentlich ist das bei dem Folgeband – ebenfalls book on demand – besser. Ich werde jedenfalls keine weiteren dieser Bücher on demand kaufen. Etwas mehr Sorgfalt bei der Herstellung kann man bei einem Verlag wohl erwarten.
    MfG Wolfhilde Mauer

    • Hallo Wolfhilde,
      vielen Dank für deinen Kommentar. BoD ist eine Selfpublishing-Plattform, d. h. bei uns kann jede Autorin und jeder Autor das eigene Buch frei gestalten und den eigenen Vorstellungen entsprechend veröffentlichen. Ein Korrektorat nehmen wir vor, sofern unsere Vertragspartnerin oder unser Vertragspartner dieses ausdrücklich wünscht. Nach persönlichem Bedarf geben wir aber professionelle Hilfestellung und begleiten unsere Autorinnen und Autoren durch alle Phasen des Publizierens, von der Idee über die Umsetzung bis zur Vermarktung. Wir empfehlen deshalb auch immer ein Lektorat und ein Korrektorat für die Veröffentlichung eines Buches. Für den Inhalt sind deshalb immer die Autorinnen und Autoren selbst zuständig.
      Viele Grüße
      Jessy von BoD

  • Hallo, Jessica und Mirko,
    die Aufzählung beliebter Fehler habe ich schmunzelnd genossen. Und das, obwohl ich den einen oder anderen nachträglich auch in meinen Erzählungen und Büchern finde. Dafür ein Dankeschön! Eine grundsätzliche Fehlerquelle, die ich als Rezensent und Korrektor vieler Kurzgeschichten mehr als häufig entdecke, vermisse ich aber: das grammatikalische Geschlecht! Wie oft heißt es besipielsweise „Das ist aber ein hübsches Mädchen! Sie hat so schöne Augen …“? Vielleicht tun wir und nur im Deutschen so schwer. Im Englischen und in den lateinischen Sprachen stimmen grammatikalisches und biologisches Geschlecht überein. Dennoch sollten wir uns auch in unserer Muttersprache bemühen! Ein Absatz über Groß- und Kleinschreibung hätte dem Artikel ebenso gutgetan wie einer übers Zusammen- oder Getrenntschreiben. Und, ach ja: Eine kurze Erklärung, warum das alles so ist, wie es die Beispiele zeigen, wäre eine sinnvolle Ergänzung.
    Beste Grüße
    Michael Kothe, Autor

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