Sie waren bereits Schauspieler an verschiedenen deutschen Staatstheatern. Wie wurden Sie zum Buchautor?
Einige Jahre nach meinem Ausstieg aus der Schauspielerei hatte ich in Berlin den „Geschichtenladen“ gegründet, wo ich zusammen mit einer Reihe AutorInnenkollegen Kurzgeschichten als Einzelanfertigung für Kunden anbot. Während dieser Zeit bekam ich vom Buchbäcker Verlag München das Angebot, eines meiner (unverfilmten) Drehbücher zu meinem ersten Roman umzuschreiben, „Familie Fisch macht Urlaub“. Den Geschichtenladen musste ich vorzeitig schließen, den Roman schrieb ich fertig, er erschien 2011.
Hatten Sie schon parallel zur Schauspielerei die Leidenschaft für das Schreiben?
Geschichten schrieb ich schon lange vor meiner Schauspielausbildung, auch währenddessen, oft als Drehbuch. Den Entschluss, mich ganz dem Schreiben zu widmen, fasste ich tatsächlich während einer frustrierenden Theaterprobe, bei der ich einen jungen, unglücklichen Schriftsteller (!) spielte und an dessen Schreibtisch vor mich hin kritzelte. Das waren Prosaminiaturen, die ich später zu einer ganzen Sammlung morbid-geheimnisvoller Kurzprosa ausbaute. Kurz darauf ging ich als Drehbuchautor nach Berlin.
Michael Wäser
wurde 1964 im Saarland geboren, war einige Jahre als Schauspieler an verschiedenen deutschen Staatstheatern tätig und übersiedelte dann nach Berlin. Er arbeitete dort als Autor für Drehbuch und Script-Development und als Ghostwriter für Autobiografie. Er gründete und leitete den „Geschichtenladen“ in Berlin, bevor er 2011 seinen ersten Roman beim Buchbäcker-Verlag in München veröffentlichte. Er ist Stammautor der Pankower Lesebühne „So noch nie“.
Autorenblog von Michael Wäser
Ihr neues Buch „Warum der stille Salvatore eine Rede hielt“ handelt von Salvatore, der mitten im Krieg durch einen spektakulären Unfall berühmt wird. Wie kamen Sie auf die Idee zu dieser Geschichte?
Die Keimzelle war ein Fantasiebild, das mir als Zivildienstleistender einmal durch den Kopf ging – ein Soldat steht in voller Kampfausrüstung an einem Imbissstand und klagt wie ein Maurer über seine anstrengende Arbeit. Um diese Situation herum wuchs im Lauf von über zwanzig Jahren die ganze kleine, kaputte Welt von „Salvatore“. Und sie findet sich auch tatsächlich im Roman wieder, allerdings in einem noch entsetzlicheren Zusammenhang, als man sowieso vermuten könnte.
Was inspiriert Sie zum Schreiben?
Fragen, die mich beschäftigen. Themen, die mir dringend und wichtig erscheinen. Wichtig genug, um sie anderen Menschen mitteilen zu wollen und mich selbst damit ein, zwei, drei Jahre lang intensiv zu befassen. Allerdings nur, wenn sie früh eine adäquate Geschichte und eine Erzählweise hervorbringen. Ein tolles Thema ohne Geschichte oder Ziel ist ebenso unbrauchbar wie eine Geschichte ohne Substanz.
Beschreiben Sie kurz, wer Ihr Buch unbedingt lesen sollte.
Menschen, die sich gerne auf Herausforderungen einlassen, die sich mit den Vorgängen in der Welt beschäftigen. Menschen, die Sinn für schwarzen Humor und skurrile Ideen haben, aber auch für ernste Gedanken zu unserem Leben in der Welt. Die es schön finden, bei einer echt verstiegenen Angelegenheit die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen und lustvoll „Au weia! Mehr davon!“ zu rufen.
Vom deutschen Literaturfonds wurden Sie mit einem Stipendium bei Ihrem Buchprojekt unterstützt. Wie kam es zur Einreichung Ihres Werks?
Gleich nachdem ich die Fahnen von „Familie Fisch“ korrigiert hatte, setzte ich mich an das nächste Projekt – Salvatore. Weil ich somit meinen ersten Roman bei einem Verlag veröffentlichte, erfüllte ich diese Voraussetzung für die meisten öffentlichen Stipendien. Da ich mich dieser umfangreichen Arbeit möglichst ungestört zuwenden wollte, probierte ich es mit dem „Salvatore“-Entwurf bei einem (mehreren!) Stipendien, und zu meiner großen Überraschung sagte der ehrwürdige Literaturfonds zu.
Wie kam es dazu, dass Sie diesen Titel trotz der Förderung als Self-Publisher veröffentlicht haben?
Das fertige „Salvatore“-Manuskript bot ich Literaturagenten an, weil ich mir nicht zutraute, selbst einen Verlag zu finden (mein Münchner Verlag war inzwischen aufgelöst). Eine renommierte Berliner Agentur mochte „Salvatore“ gleich und bot es namhaften Verlagen an. Die scheuten jedoch vor dem Thema zurück, auch wenn vielen der Roman gefiel.
Michael Wäser betreibt nicht nur einen eigenen Autorenblog, sondern ist auch auf Facebook aktiv.
Sie haben sich für eine Veröffentlichung über BoD entschieden. Was hat Sie überzeugt?
Hauptsächlich die nahtlose Verknüpfung mit dem Buchhandel über den Barsortimenter. Der Roman sollte so schnell, einfach und günstig bzw. ohne Versandkosten überall bestellbar sein. Dass die Buchqualität Buchhandelsstandard hat, konnte ich bei einem Anbieter, der so lange am Markt ist, voraussetzen. Und das Buch ist auch wirklich schön geworden.
Bis zum 18.11.15 können sich Interessenten und eifrige Leser noch für Ihre Leserunde auf Lovelybooks.de bewerben und anmelden. Was erhoffen Sie sich von der Leserunde?
Natürlich Aufmerksamkeit für den Roman. Als Self-Publisher, und vermutlich besonders im Bereich der „ernsten“ Literatur, muss man sich die immer erarbeiten, es gibt kaum Plattformen und Zielgruppen, die nach neuem Lesestoff verlangen, wie es bei Genreliteratur verbreitet ist. Dabei ist „Salvatore“ gar nicht so „ernst“, er hat viel mehr mit Tarantino zu tun als mit Frisch oder Heym. Daher hoffe ich in der Runde auch auf viel Spaß und angeregte Diskussionen zu dem teilweise recht provokanten Buch.
Arbeiten Sie schon an einem neuen Manuskript bzw. existieren schon neue Buchideen?
Sicher. Den dritten Roman habe ich seit dem Abschluss des Salvatore-Manuskripts vor über drei Jahren sogar schon fertig. Neue Projekte habe ich schon konzipiert. Ich konzentriere mich allerdings bis etwa Jahresende darauf, Salvatore bekannter zu machen. Macht ja sonst keiner, wenn’s der Self-Publisher nicht macht! Deshalb: vielen Dank für die Unterstützung, BoD!
Lesen Sie ab Seite 10 im selfpublisher einen weiteren interessanten Artikel, in dem Michael Wäser detailliert auf seine Buchveröffentlichung als Self-Publisher eingeht.