Self-Publishing in Frankreich

Sacha Stellie ist nicht nur selbst von Self-Publishing begeistert, die Autorin möchte auch andere dazu ermutigen, an sich und ihre Werke zu glauben. Im Interview…

22.01.2018 · Anja Meiners Allgemein · Buchmarkt · Wissen

Wie in Deutschland und vielen anderen Ländern, wächst auch in Frankreich der Self-Publishing-Markt stetig. Mit über 3.000 Autoren und 250 Verlagen in Frankreich ist BoD Teil dieser Wachstumsgeschichte. Aber wie gehen Self-Publisher in unserem Nachbarland bei ihrer Veröffentlichung und Buchvermarktung vor? Haben Sie schon einmal von Self-Publishing-Märkten gehört? Was sich hinter diesem landestypischen Eventkonzept verbirgt, verrät die französische Self-Publisherin Sacha Stellie im Interview. Erfahren Sie auch, welchen Einfluss ein Workshop von BoD auf ihrem Weg als Self-Publishing-Autorin hatte.
Sie haben bereits drei Bücher in Eigenregie veröffentlicht. Mögen Sie sich einmal als Autorin vorstellen?
Ich wurde 1972 in Paris geboren. Ich habe immer geschrieben. Als ich meinen ersten Roman schrieb, eine Kriminalgeschichte, war ich noch keine zehn Jahre alt. So schien es für mich naheliegend, zunächst Literaturwissenschaften zu studieren. Doch da ich auch eine sehr kreative, aktive Seite habe, entschied ich mich, meinen Master in Werbung zu machen.
Meine Manuskripte hielt ich lange im Verborgenen bis ich mich, ermutigt von meinen Freunden, 2015 dazu entschloss, „Le choix des tricheurs“ im Self-Publishing zu veröffentlichen. Dann ging alles sehr schnell, ich gewann Vertrauen und Methodik. Bereits im folgenden Jahr veröffentlichte ich mein zweites Werk, im Mai folgte das dritte. Bei diesem zuletzt veröffentlichten Roman handelte es sich um ein Projekt, das mir schon lange am Herzen lag. Zusammen mit drei Singer-Songwritern (Adrien Plaza, The Dusk und Mathieu Chocat) erschufen wir einen musikalischen Soundtrack (BOL), der über SoundCloud zu hören ist, auch ein Clip auf YouTube ist dazu verfügbar.Wie war die Reaktion Ihrer Freunde, als sie erfuhren, dass Sie Romane veröffentlicht haben?
Sehr positiv. Ich hatte das Glück, moralisch und praktisch von meinem Partner, meiner Familie und meinen Freunden unterstützt zu werden. Jeder kannte meine Leidenschaft zum Schreiben und dank ihrer Motivation und Zuversicht, traute ich mich, meine Manuskripte zu veröffentlichen.Ob Coverdesign oder Buchsatz – Ihre Bücher sind sehr professionell gestaltet. Haben Sie dafür Hilfe Dritter in Anspruch genommen?
Zunächst einmal vielen Dank für dieses sehr schöne Kompliment. Ich denke, dass mein Werbestudium eine hilfreiche Basis darstellt. Ich bin sehr wählerisch, um nicht zu sagen perfektionistisch und ich versuche wirklich, das Beste Ergebnis zu erzielen. Ich mache alles selbst und gestehe, dass ich viel Zeit in die Umsetzung investiert habe, angefangen bei der Auswahl des Cover-Fotos bis hin zur Grafik sowie Retusche. Nur für ein Korrektorat habe ich Profis beauftragt.
In ihrem Blog präsentiert die französiche Self-Publisherin sich und ihre Werke.

„Self-Publishing-Märkte ermöglichen es unabhängigen Autoren, sich bekannt zu machen.“

Sie betreiben einen Blog und sind sehr präsent in sozialen Netzwerken. Wie haben Sie Ihre Online-Präsenz gestartet, sind Sie einer Strategie gefolgt?  
BoD brachte mich auf die Idee, Social Media bewusst zur Buchvermarktung zu nutzen. BoD bietet nicht nur eine Plattform für Vertrieb und Distribution, sondern auch eine echte Begleitung für unabhängige Autoren. Bei Workshops, die BoD in ganz Frankreich organisiert, erhalten Self-Publishing-Autoren und -Interessenten wertvolle und wichtige Ausbildung Tipps und Ratschläge. So beteiligte ich mich, wie der Zufall es so wollte, an einem der BoD-Workshops. Die Ratschläge der Referentin Anaïs Bon, einer erfahrenen Community Managerin, haben mir sehr geholfen, meine Social Media-Präsenzen genre- und themenspezifisch auszurichten. Ich fürchte, ich schöpfe aktuell nur 30% von dem aus, was ich mithilfe Sozialer Netzwerke erreichen könnte und habe noch viel zu tun. Im Moment arbeite ich daran, gute Sichtbarkeit zu erlangen und gezielt ein Netzwerk zu schaffen. Was Bekanntheit und Effizienz betrifft, muss ich noch viel lernen …
Sie beteiligen sich aktiv an Self-Publishing-Märkten. Erzählen Sie uns, welches Konzept dahintersteht.
Das Grundprinzip, das Fateah Issaad aka Fat Écritures entwickelt hat, ist einfach: Es wird ein Markt im Herzen einer Stadt in einer zentral gelegenen Bar organisiert, die offen dafür ist, Autoren willkommen zu heißen und ihnen einen Ort zu bieten, andere Menschen und potenzielle Leser zu treffen. Mehrere Autoren und potenzielle Leser haben so die Chance, in angenehmer Atmosphäre aufeinander zu treffen. Der erste Markt dieser Art wurde in Maisons-Alfort gegründet, weitere folgten in ganz Frankreich. Ob zur Kaffee-/Teezeit oder einem Weinabend – das Konzept kann unendlich abgewandelt werden. Letztlich handelt es sich um eine Möglichkeit für unabhängige Autoren, Leser zu treffen und sich bekannt zu machen. Jeder kann der Initiator einer Veranstaltung in seiner Region sein und Autorenpartner für solche Treffen finden. Weitere Informationen gibt es auf der Facebook-Seite Les marchés de l’Auto Edition. Dort werden auch Poster-Vorlagen zum Ausfüllen und Bewerben der eigenen Veranstaltung zur Verfügung gestellt.

„Frag dich nicht, ob das was du schreibst, es wert ist, veröffentlicht zu werden.“

Haben Sie Tipps für angehende Autoren?
Traut euch und kommuniziert! Bleib nicht isoliert in deiner Ecke und frage dich, ob das, was du schreibst, es wert ist veröffentlicht zu werden oder nicht. Nimm Kontakt zu anderen Autoren auf, teile deine Texte, frage um Rat. Und für diejenigen, die den Meilenstein noch nicht erreicht haben – veröffentliche dein Buch! Zögere nicht, an den von BoD organisierten Workshops teilzunehmen, sie sind eine Goldgrube …

Lust auf Workshops?

Schon in Kürze finden Sie hier im Blog unser Eventprogramm auf der Leipziger Buchmesse 2018 mit vielen spannenden Workshops und Vorträgen.

Kommentare

  • Es ist wunderschön von solchen Initiativen zu lesen. Leider bin ich wohl zu alt, um davon zu profitieren. Aber ich werde versuchen, eine eigene Web-Seite aufzubauen, und dort Interessenten und Freunde zu finden, die meine Veröffentlichung begutachten und mir mit helfender Kritik zur Seite stehen.
    Es hat schon großen Mut verlangt, mit weit über 80 Jahren eine Geschichte zu veröffentlichen. (BoD-Selfpublishing „Lebensreise oder der verlorene Traum“)
    Aber danke, Sacha, Dein Interview macht mir Mut, auch an meinem 2. Objekt weiterzuarbeiten.

    • Liebe Renate,
      vielen Dank für dieses tolle Feedback. Du gehst mit gutem Beispiel voran: Für eine Buchveröffentlichung ist es nie zu spät! Und ob jung oder alt – es ist absolut in Ordnung und häufig sogar ratsam, Hilfe bei der Umsetzung oder Vermarktung seiner Bücher in Anspruch zu nehmen.
      Viel Erfolg weiterhin und viele Grüße
      Anja von BoD

    • Liebe Renate,
      ich kann nur sagen: RESPEKT.
      Ich möchte es in diesem Jahr schaffen, mein erstes Kurzgeschichtenbuch zu veröffentlichen. Ein Manuskript für einen Roman liegt schon einige Jahre in der Schublade und wartet auf die Nachbearbeitung. Doch einen kleinen Erfolg kann ich verzeichnen. Als Mitglied im Autorenclub Donau-Ries ist eine Kurzgeschichte von mir in der Anthologie VIECHEREI Ende 2017 erschienen. Wir haben uns für BoD entschieden. Damit haben einige unserer Autoren gute Erfahrung gemacht. Ich werde dort auch veröffentlichen.
      Liebe Renate, ich wünsche Dir von Herzen Erfolg. Übrigens, ich werde nächste Woche 66 Jahre alt.
      Liebe Grüße von Ulrike

  • Es ist einfach zu sagen: Veröffentliche dein Buch!
    Was aber dann zurück kommt, damit muss man auch erst umgehen lernen.
    Wenn Partner, Familie und sogar Freunde hinter dir stehen und dir bei deinem Buch helfen, dann verliert man bestimmt nicht so schnell die Freude daran.
    Wenn man jedoch bereits 5 Bücher veröffentlicht hat, Freunde sich nicht für deine Werke interessieren, du das Geld nicht besitzt, um Grafik und/oder Lektorat zu bezahlen, du andere Autoren um Hilfe bittest, dir jedoch niemand helfen will (da du ja vielleicht besser werden und ihnen ihre Leserschaft wegnehmen könntest) dann kann ein solches Projekt nur scheitern.
    Selfpublishing ist kein Streichelzoo – hier wird runtergemacht, falsche Tipps gegeben, beleidigt und Geschichten von no-name-Autoren kopiert.
    Es widert mich zutiefst an, dass auf allen möglichen Plattformen von erfolgreichen Selfpublishern geschrieben wird, die ohnehin mit dem dafür benötigten Rüstzeug in dieses Metier traten.
    Die Wahrheit ist: als Selfpublisher erreichst du zu 99% nichts. Speziell dann nicht, wenn es dir an Geld und Beziehungen mangelt. Und erst recht nicht in der heutigen Zeit. Es gibt viel zu viele Selfpublisher. In einer solchen Flut geht man als Einzelner rettungslos unter.
    Ich wünsche mir, dass Plattformen wie ihr endlich ehrlich werdet – dass ihr endlich schreibt, wie es wirklich ist. Aber mit Ehrlichkeit verdient man ja kein Geld …

    • Hallo Isabella,
      vielen Dank für dein Feedback.
      Du hast recht, Self-Publishing bedeutet auch in hohem Maße Self-Marketing und somit im Normalfall viel Einsatz(bereitschaft). Auch Glück spielt sicherlich teilweise eine Rolle. „Erfolg“ jedoch ist immer subjektiv: Manche Autoren wünschen sich, „viele Bücher“ zu verkaufen, während für andere der wirtschaftliche Erfolg nicht im Vordergrund steht, sondern die Möglichkeit, das eigene Buch überhaupt herauszubringen. Hier im Blog hoffen wir mit der Vorstellung unterschiedlicher Autoren – unabhängig von ihren Verkaufszahlen – anderen Schreibbegeisterten und Self-Publishing-Interessierten Anregungen und Inspiration zu bieten.

      Viele Grüße
      Anja von BoD

  • ich finde dieses angebot erst mal gut und werde es ausprobieren
    ich habe zwei fragen
    1)wie kann ich unter einrem pseudonym (künstlernamen) veröffentlichen und wie wird meine identität geschützt?
    2)wie bin ich rechtlich geschützt, wenn sich irgendjemand in meinen schriften wiedererkennt? romanform genügt?
    danke im voraus
    andrea

    • Hallo Andrea,

      vielen Dank für deine Fragen.
      Zum ersten Punkt: deinen Autorennamen kannst du immer ganz frei wählen. Sofern du allerdings eine Autorenwebseite hast, musst du aufgrund der Impressumspflicht deinen richtigen Namen angeben.
      Es gibt allerdings sogenannte „Pseudonym-Dienste“, mit denen du auch diesen Punkt zum Teil umgehen kannst. Im Internet findest du hierzu reichlich Infomaterial.
      Zu deiner letzten Frage muss ich natürlich erstmal vorweg sagen, dass wir dir keine Rechtsberatung geben können. Wichtig ist aber, dass du in deinen Romanen keine Klarnamen nutzt, mit denen zurückverfolgt werden könnte, um wen es sich genau handelt. Wenn sich jemand in deinen Schriften wiedererkennt, aber niemand nachvollziehen kann, um welche Person es im realen Leben geht, gibt es keinen Grund zur Sorge.

      Viel Erfolg mit deinen Büchern und viele Grüße
      Jessy von BoD

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