Dialog schreiben: Wie eine Unterhaltung perfekt gelingt 

Es geht nicht nur um Fragen und Antworten: Dialoge können Emotionen wecken, Fakten vermitteln und dein Buch lebendig machen.

Gute Dialoge können im Buch den Unterschied machen – sie entscheiden mit darüber, ob Menschen beim Lesen mitfiebern, in die Geschichte hineingezogen werden, sich vielleicht klar auf die Seite einer Figur schlagen. Damit das gelingt, musst du wissen, was einen gelungenen Dialog ausmacht. Dieser Beitrag zeigt es dir.   

Was ist ein Dialog?  

Beginnen wir mit der Grundlage: Ein Dialog ist eine Unterhaltung zwischen zwei oder mehreren Personen in deinem Buch. Auch wenn einige wenige Romane und Erzählungen ohne Dialoge auskommen, bilden Gespräche in den meisten Büchern ein wichtiges Element. Hier treffen Charaktere mit ihren eigenen Geschichten und ihrer Vergangenheit aufeinander, hier werden Konflikte ausgetragen, Geheimnisse gelüftet, große Gefühle gestanden. 

Wenn du einen packenden Dialog schreiben willst, geht es aber nicht nur um den Austausch der Inhalte. Durch die Art, wie sich deine Romanfiguren ausdrücken, wie sie sich vielleicht ins Wort fallen, wie sie ins Stottern geraten, wie sie von höflichen Floskeln in Beschimpfungen abrutschen: Das zeigt, wer diese Charaktere sind und wie sie ticken. Als Autor*in hast du die Chance, in einem Dialog deine Figuren zum Leben zu erwecken und die Leser*innen so noch tiefer an deine Geschichte und ihre Handlung zu binden.  

Und wenn du noch gar nicht an diesem Punkt bist, sondern dich noch fragst, wie du die passende Idee für dein Buch findest, wie deine Zielgruppe aussieht und wie du einen Plot entwirfst, dann schau unbedingt auf dieser Seite zum Buch-Schreiben vorbei, die dir alle Antworten gibt.  

  • Immer nur alleine schreiben? Das kann auf Dauer langweilig und etwas einsam sein. Schreibwerkstätten sind eine super Möglichkeit, um dich mit Gleichgesinnten zu umgeben, deinen Schreibstil zu verbessern und frische Impulse für dein Buchprojekt zu erhalten.

Auch wenn deine Geschichte authentisch wirken soll, sind Dialoge in einem Buch nicht Unterhaltungen im realen Leben zu vergleichen. Stellen wir uns vor, zwei Personen treffen sich im Café, im Laufe des Gesprächs wird das Thema auf einen gemeinsamen Freund kommen, der verunglückt ist. Im realen Leben könnte das Gespräch so ablaufen:  

„Hi, schön dich zu sehen.“  

„Dich auch.“  

„Hat mit der Bahn alles geklappt?“ 

„Ja, war nur total voll.“ 

„Ist sie ja oft um die Zeit.“ 

„Hast du schon bestellt?“ 

„Ja, einen Milchkaffee. Weißt du schon, was du nimmst?“ 

Es geht noch ein paar Mal so hin und her, die andere Person bestellt, es gibt weiteren Smalltalk und Floskeln, bis die Sprache irgendwann auf den Freund kommt – das eigentliche Thema, das beide beschäftigt. Im wahren Leben würde es so ablaufen, in einem Buch kommt dadurch allerdings schnell Langeweile auf. Deshalb kannst du den Einstieg überspringen und zum Beispiel schreiben:  

Sie umarmen sich etwas förmlich, dann setzt Lisa sich. Nach kurzem Smalltalk geht sie zur Theke, um zu bestellen: Ein doppelter Espresso, dazu eine Zimtschnecke. Nun sitzen sie sich gegenüber. Das Schweigen ist fast unerträglich.  

„Hast du seine Eltern schon gesehen?“, fragt Larissa schließlich. Ein stummes Kopfschütteln als Antwort.  

„Ich wollte sie mal anrufen, aber…“ Lisas Stimme bricht, sie verstummt.  

„Irgendwann musst du es tun. Sie haben ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren“. Ein Mann am Nachbartisch hebt den Blick von seinem Handy, so laut ist Larissa geworden.  

Lisa funkelt sie mit zusammengekniffenen Augen an: „Wer bist ausgerechnet du, das zu beurteilen?“ Die Bedienung kommt und stellt einen Espresso vor Lisa ab. „Die Zimtschnecke kommt auch sofort.“  

Dieses Beispiel zeigt, dass du bei einem Dialog wörtliche Rede mit Gesten, Handlungen und Beschreibungen der Stimmlage abwechselst. Die Szene wirkt authentisch, auch wenn der Smalltalk am Anfang übersprungen wird. Genauso verzichtest du auf unnötige Wiederholungen, auf sprachliche Fehler oder auf Füllwörter wie „ähhm, mhh“ und ähnliches.  

Ein Dialog ist gerade zu Beginn des Buchs eine gute Möglichkeit, Informationen zu deinen Figuren und zur Geschichte unterzubringen. Denke hier an die wichtige Regel „Show, don’t tell“, die auch bei Dialogen gilt. So ist es für die Leser*innen langweilig, wenn du schreibst: „Lisa war nach dem Abi ein Jahr in Australien. Ihre Eltern hatten ihr das nötige Geld dafür gegeben, bei ihnen gab es nie finanzielle Sorgen.“ Stattdessen kann ein Dialog dazu beitragen, die äußeren Umstände und Erlebnisse einer Figur zu vermitteln.  

Um bei unserem Beispiel zu bleiben.  

Larissa schüttelt ungläubig den Kopf: „Ist das dein Ernst? Du bist doch direkt nach dem Abi abgehauen und hast dir von Papi eine ach so tolle Zeit in Australien spendieren lassen. Du hast doch keine Ahnung, wie das damals für Rico und mich war.“  

So nutzt du die Unterhaltung, um immer mehr Informationen über die Figuren und ihre Gefühlswelt zu transportieren.  

Ein Dialog erfüllt in deinem Buch aber noch mehr Funktionen:  

  • Ein Dialog erzeugt einen Rhythmus, kann das Tempo in deiner Geschichte verlangsamen (durch ausschweifende Erzählungen, längere Sätze, sinnvoll eingesetzte Pausen zwischendurch) oder das Tempo deutlich erhöhen (durch kurze, schnelle Sätze, viele Informationen in kurzer Zeit, einen Streit, der schnell eskaliert).  
  • Ein Dialog stärkt die Handlung oder sorgt für einen Plot-Twist: Es passiert häufig, dass brisante Informationen oder intime Geständnisse in einem Dialog dafür sorgen, dass sich alles ändert. In vielen Romanen sorgen Dialog-Szenen für einen überraschenden Twist, für einen „Point of no Return“. Denn was einmal gesagt ist, lässt sich nicht zurücknehmen.  
  • Ein Dialog zeigt Beziehungen zwischen deinen Figuren: Du musst nicht erklären, dass Larissa schon immer neidisch auf Lisa war, dass diese aus einem reichen Elternhaus kommt, dass Larissa ihrer Freundin nun Vorwürfe macht. All diese Informationen kannst du in einem Dialog gut rüberbringen – du machst für die Leser*innen die Beziehung erlebbar, anstatt sie nur zu beschreiben.   
  1. Um einen packenden und authentischen Dialog zu schreiben, musst du deine Figuren wirklich gut kennen: Wer hat was erlebt, wie steht wer zu welcher anderen Figur? Welche Ereignisse haben die Figuren geprägt, welche Herkunft und welches Bildungsniveau haben sie? Wer ist eher zurückhaltend und schüchtern, wer sehr selbstbewusst und humorvoll? All das entscheidet darüber, wie sie in einem Dialog sprechen. Finde die Stimme der Figuren, bevor und während du schreibst.  
  1. Entscheidend ist auch dein Schreibstil als Autor*in und natürlich das Genre deines Buchs. Wenn du einen zeitgenössischen Roman schreibst und es deinem Stil entspricht, können die Figuren umgangssprachlich reden („Alter, das ist nicht dein Ernst“, „Diese Geschichte ist einfach viel zu krass“ usw.). In einem historischen Fantasyroman ist das nicht angebracht, hier sind oft auch Hierarchieebenen in deinem Weltensystem entscheidend. („Mein verehrter Herrscher, ich habe Ihnen etwas Bedrückendes zu berichten.“) 
  1. Um eine Figur zu charakterisieren, kannst du auch wiederkehrende Elemente oder einen leichten Dialekt einbauen. Allerdings solltest du damit sparsam umgehen, da das beim Lesen anstrengend werden kann. Doch wenn die Oma der Hauptfigur von der Nordsee kommt, darfst du ihr gern ab und zu ein „Mien Deern“ oder „Lütte“ in den Mund legen, wenn sie mit ihrer Enkelin spricht. Das gibt ihr einen Wiedererkennungswert, ohne dass man sich beim Lesen ständig durch unverständliche Dialekte kämpfen muss.  
  1. Halte deine Dialoge kurz und mache dir klar: Alles, was eine Person sagt, sollte einen Zweck erfüllen. Bringt eine Aussage eine wichtige Information rüber, transportiert sie die Innenwelt der Figur, treibt sie die Handlung voran? Wenn ein Satz keine Funktion hat, kannst du ihn streichen.  
  1. Nutze den Dialog, um eine Atmosphäre und eine ganze Szene zu erschaffen – dafür genügt es nicht, Aussagen einfach hintereinander zu reihen. Denn deine Figuren werden beim Sprechen etwas tun. Etwas, das das Gesagte unterstreicht: „Sie zog eine Augenbraue hoch“, „Er rührte nachdenklich in seinem Cappuccino“, „Ein Schlucken, bevor er leise antwortet“. Durch solche Formulierungen sorgst du für Abwechslung und lässt den Dialog lebendig werden.  
  1. Dein Dialog ist fertig? Super, dann lies ihn nun noch einmal laut vor und überprüfe ehrlich: Ist es ein flüssiges Gespräch? Erfüllt der Dialog (und jede Aussage) einen Zweck? Reden die Figuren so, dass es ihrem Charakter entspricht? Kommt an einer Stelle Langeweile auf? Durch das laute Lesen kannst du diese Fragen besser für dich beantworten – und dann so lange an deinem Dialog feilen, bis alles sitzt.  

Die wichtigsten Tipps für einen Dialog kennst du nun, achte beim Schreiben auch darauf, die folgenden Fehler zu vermeiden. 

  • Klischees in den Formulierungen: Deine Romanfiguren sollten keine Klischees verkörpern, das gilt auch für deine Dialoge. Gesteht jemand seine Liebe, dann schreibe nicht: „Ich habe mich einfach unsterblich in deine wunderschönen Augen verliebt.“ Eine Alternative dazu: „Ich habe versucht, es zu ignorieren, mich abzulenken und es zu unterdrücken. Aber ich will bei dir sein – und zwar jeden Tag.“  
  • Informations-Übermittlung im Dialog: Auch wenn ein Dialog Fakten vermittelt, sollte das nicht künstlich sein. Wenn im oben genannten Dialog-Beispiel Larissa sagt: „Du weißt ja, dass meine Mutter starb, als ich 16 Jahre alt war und ich damals nicht bei ihrer Beerdigung war“, wirkt das nicht natürlich. Stattdessen: „Ich weiß auch nicht, warum ich ihm nicht mehr vertrauen kann. Meine Therapeutin behauptet, es liegt daran, dass ich nicht auf Mamas Beerdigung war – auch wenn es schon 15 Jahre her ist.“ So kommen die gleichen Informationen rüber, trotzdem wirkt das Gespräch natürlich.  
  • Zu viele Begleitsätze (Incises): Gemeint sind Formulierungen wie „sie sagte“, „er flüsterte“ oder „sie schrie“. In einem Dialog ist es nicht nötig, jeder Aussage einen solchen Redebegleitsatz zu verpassen. Scrolle gerne einmal die Dialog-Beispiele in diesem Beitrag durch – viele von ihnen kommen ganz ohne Begleitsatz aus.  

Setzt du Aussagen in Anführungszeichen, beginnst du immer eine neue Zeile, wenn jemand spricht? Benutzt du Ausrufezeichen, um zu verdeutlichen, dass jemand besonders laut spricht, oder stellst du das durch die äußere Beschreibung dar? Schaue hier gern mal Bücher durch, in denen du die Dialoge gern liest und lasse dich davon inspirieren. Hilfreich ist es, die Formatierung deines Dialogs zu Beginn des Schreibens einmal zu definieren und festzuhalten. Denn wenn du in deinem Buch hin- und herspringst, ist es für die Lesenden anstrengend – und für dich ist es viel Arbeit, im laufenden Schreibprozess noch einmal alles anzupassen.  

Jetzt hast du einen guten Überblick, was einen guten Dialog ausmacht, du kannst also loslegen. Versetze dich in deine Figuren hinein, überlege dir genau, welchen Zweck welcher Dialog erfüllt und mache dir klar, welche Atmosphäre das Gespräch erzeugen soll. Wenn du dann noch auf Smalltalk und überflüssige Begleitsätze verzichtest, in authentischen Formulierungen statt in Klischees schreibst: Dann schreibst du garantiert Dialoge, die bewegen, Neugier wecken und im Gedächtnis bleiben.  

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