Gemeinsam schreiben und voneinander lernen

Der Austausch mit anderen Autorinnen und Autoren ist wichtig. Doch wie profitiert man wirklich voneinander?

Kollaborativ arbeiten und gemeinsam schreiben bedeutet nicht nur nebeneinander an einem Tisch zu sitzen und still und leise am eigenen Buchprojekt zu schreiben: Die Ideenfindung und die Plotentwicklung ist für viele Autorinnen und Autoren leichter, wenn sie mit Gleichgesinnten darüber sprechen.

Eine Schreibfreundin oder ein Schreibfreund nimmt viele Rollen im Laufe des Schreibprozesses ein. Man kann sich gegenseitig inspirieren, die Geschichten als Team umzusetzen und gemeinsam schreiben verabreden. Außerdem profitiert man, sofern beide auch Social-Media-Kanäle für die eigene Buchvermarktung nutzen, von der jeweils anderen Communtity und kann so die eigene Reichweite vergrößern.

Schreibuddy: Mehr als nur „gemeinsam schreiben“

Vor einigen Monaten gab es auf unserem Blog und unserem Social-Media-Kanal Instagram einen Aufruf, um einen „Schreibbuddy“ zu finden: jemanden, mit dem man sich über das Leben als Autorin oder Autor austauschen kann und zum Schreiben verabredet.

Die Autorinnen Mona, Taly und Alina haben sich unter unserem Beitrag kennengelernt und treffen sich seitdem regelmäßig zum Schreiben. Das war Grund genug für uns, ein kleines Interview zu führen und sie zu fragen, wie sie sich seitdem organisieren. Außerdem haben wir darüber gesprochen, wie ihre gemeinsame Schreibzeit aussieht und inwiefern sie sich gegenseitig bei ihren Schreibprojekten unterstützen.

Schreibbuddy-Trio: Zusammen schreibt man weniger allein

Gemeinsam schreiben: Schreibbuddy-Trio Alina, Mona und Taly

Alina Sonntag überarbeitet gerade ihren weihnachtlichen New Adult-Roman, der bald ins Lektorat geht. Das Wohlfühlbuch soll nächstes Jahr erscheinen. Wenn sie nicht gerade schreibt, schwingt sie tanzend in der Küche den Schneebesen und verwöhnt Freunde und Familie mit leckeren Kuchen.

Mona Parker schreibt gerade an ihrem dritten Buch, einer Fantasy-Dystopie und teilt Schreib-Updates auf ihrem Social-Media-Kanal. Wenn sie nicht gerade schreibt oder liest, ist sie bei der freiwilligen Feuerwehr unterwegs oder genießt das idyllische Dorfleben mit ihrem Mann und Hund.

Taly S. Limm steckt Hals über Kopf im Manuskript des ersten Bandes ihrer Urban Fantasy Dilogie, in der es nicht nur zwischen den Protagonisten feurig knistert. Wenn sie dafür nicht vor dem Laptop sitzt, lässt sie sich auch gerne vom echten Leben zu Abenteuern entführen. Egal ob hoch in den Bergen oder mit einem Board unter den Füßen auf dem Wasser.

Wie habt ihr euch nach dem ersten Kontakt unter unserem Beitrag vernetzt?

Mona: Wir hatten den Beitrag der Schreibbuddybörse von BoD gefunden und ich hatte gesehen, dass Alina ungefähr in meinem Alter ist und die gleiche Region wie ich unter der Schreibbuddybörse angegeben hat. Anschließend haben wir uns dann über die normale Nachrichtenfunktion in Instagram geschrieben und da auch nicht nur ein paar Nachrichten, sondern seeeehr viele schöne und lustige Messages.

Taly: Genau, zunächst hatten Mona und ich separaten Kontakt über den BoD Post zu Alina geknüpft. Zumindest bis zu dem Tag, als ich folgende Nachricht erhielt: „Ich schicke dir gerade mal eine Sprachnachricht, weil ich dir eine Idee unterbreiten wollte.“

Besagte Idee war eine „3-er-Schreibbuddy-Austausch-WhatsApp-Gruppe“.

Alina: Da Mona und Taly beide Fantasy schreiben, habe ich sie damit angeteased und dachte, das könnte gut passen. Und dann kam auch schon das erste gemeinsame Zoomen, indem einfach nur gequatscht und sich ausgetauscht wurde. Am Anfang ging es vorrangig um mein erstes Buch, das ich kurz zuvor fertig geschrieben hatte. Dafür habe ich Testleser gesucht.

Mona: So hat alles angefangen und es hat direkt zwischen uns Dreien gepasst.

Gab es Herausforderungen, die ihr am Anfang überwinden musstet – oder klappte eure Zusammenarbeit als „Schreibbuddys“ von Anfang an sofort?

Alina: Ich glaube es war schnell klar, dass es bei uns nicht nur ums gemeinsam Schreiben gehen würde, weil wir einfach direkt auf einer Wellenlänge waren und auch gut über andere Themen quatschen konnten. Die einzige Herausforderung, die mir jetzt einfällt, ist manchmal die zeitliche Komponente und einen gemeinsamen Termin zu finden. Und Anfang des Jahres gab es für zwei von drei berufliche Umstellungen, weshalb das Schreiben leider etwas zu kurz kam.

Trotzdem haben wir die ganze Zeit Kontakt gehabt, sei es nur mal ein Meme bei dem man an eine der anderen denken musste. 😃

Gemeinsame Schreibzeit

Wie sieht eure Schreibzeit aus?

Taly: Über die besagte WhatsApp-Gruppe kommunizieren wir beinahe täglich. Dabei muss es nicht zwingend ums gemeinsam schreiben gehen, mittlerweile sind wir auch einfach gute Freundinnen geworden. Aber natürlich nimmt das Schreiben einen großen Teil in unserem Leben ein und wir stehen einander immer mit Rat und Tat zur Seite und feiern jeden Schreiberfolg. Eine andere Plattform, die wir gerne nutzen, ist Zoom. Auf die Weise haben wir die Möglichkeit viel intensiver zusammenzuarbeiten. Mittlerweile haben wir einen festen Schreibtag in der Woche etabliert. Am Motivations-Mittwoch arbeiten wir nach Feierabend mindestens eine Stunde an unseren Projekten.

Mona: Etwas ganz Besonderes hatten wir diesen Sommer geplant. Wir haben ein ganzes Schreibwochenende organisiert und haben es in einem Tinyhaus am See verbracht. Dabei sind wir in unseren Manuskripten viel weitergekommen, haben uns zusammen Szenen überlegt und ein paar wunderschöne Tage verbracht. Das nächste Schreibwochenende für den Herbst haben wir sogar schon gebucht.

Inwiefern profitiert ihr von der gemeinsamen Schreibzeit und dem Austausch?

Alina: Dass wir einmal die Woche zu dritt diesen festen Termin haben, hilft mir ungemein. Wenn ich nur mit mir selbst den Termin machen würde, weiß ich genau, dass ich es nicht einhalten würde. Dann kommt doch immer etwas dazwischen, was einem wichtiger erscheint. Ich liebe es, mich mit den beiden auszutauschen. Aktuell plotte ich noch das Auftaktbuch meiner Herbstreihe. Das heißt, es ist noch vieles unklar. Durch den Austausch bekomme ich neue Ideen und eine Menge Inspiration. Mindestens einmal pro Session kommt jeder an einen Punkt, wo er etwas nachfragen will. Dann denken wir uns kurz in die Szene ein, an der der andere gerade schreibt und versuchen zu helfen.

Klar ist das dann nicht immer genau das, was man auch übernimmt und was zu 100% passt, aber der kurze Austausch hilft mir z. B. immer schon total und regt bei mir dann neue Ideen an. Es gab aber auch schon einige Ideen, wo es direkt gepasst hat und die es so in das Buch geschafft haben.

Mona: Da wir das gleiche Hobby haben und so auch die Schwierigkeiten beim Entstehen von Büchern und beim Schreiben kennen, profitieren wir sehr von dem Austausch und der gemeinsamen Schreibzeit. Egal ob es Logiklücken im Manuskript sind, Grammatikfragen oder wenn man mal überhaupt nicht weiterkommt: Wir motivieren uns gegenseitig, helfen uns bei Fragen oder bringen verschiedene Ideen ein.

Oft tut auf einfach ein Austausch abseits vom Schreiben gut, um sich wieder zu motivieren oder wieder zu den Büchern zu finden. Auch das muss sein.

Taly: Ich profitiere davon ungemein! Natürlich kann ich mich auch mit anderen Leuten aus meinem Umfeld über diese Themen austauschen. Es ist aber einfach etwas ganz anderes, dies mit Menschen zu tun, in denen das gleiche Feuer für das Schreiben brennt. Irgendwie verstehen wir uns einfach. Wir kennen die Schreibkrisen, Selbstzweifel, Kämpfe mit Plot Holes und das immer anwesenden Risiko eines vorbeihoppelnden Plot Bunnys, das einen zu anderen Projekten verführe möchte. Außerdem schenken wir uns gegenseitig die Motivation, um auch nach einem langen Arbeitstag, an dem man sich eigentlich total uninspiriert fühlt, am Projekt zu arbeiten. Man rafft sich gemeinsam auf und sobald man das Tastengeklapper der anderen hört klappt es eben doch – auch, wenn man das vorher nicht gedacht hatte. 

Unterstützt ihr euch bei euren Buchprojekten?

Alle: Neben der gegenseitigen Motivation helfen wir uns auch bei Inhalten des Manuskripts.  Egal ob mit reden, schreiben, neue Ideen formulieren oder sogar eine Szene spontan zu spielen. Diese Dinge haben bis jetzt immer geholfen, wenn eine von uns mal nicht weiterkam. Auch wenn es nur Kleinigkeiten sind wie: „Versteht man, was ich rüberbringen möchte?“ hilft das direkte Feedback und der Austausch schon sehr. Jede hat eigene Stärken und Schwächen, bis jetzt konnten wir aber alle Plot-Holes, Fragen oder unklare Formulierungen bekämpfen.

Nutzt ihr bestimmte Apps, die euch bei eurem Schreibprozess unterstützen?

Mona: Manche von uns benutzen das Schreibprogramm Papyrus, da es dafür ausgelegt ist, um ein Buch zu schreiben. Aber natürlich helfen auch die Apps Instagram, Pinterest oder die eigene Musikapp auf dem Handy, um ganz viel Inspiration zu finden.

Taly: Im Prinzip würden für mich die klassischen Microsoft Office Programme ausreichen, aber wenn ich ehrlich bin, wäre ich ohne die Notiz-App auf meinem Handy, Pinterest und Spotify wirklich aufgeschmissen, da ich aus ihnen meine Inspiration ziehe. Mir fällt es einfach viel leichter, wenn ich ein Bild, ein Lied oder ein Gesprächsfetzen habe, an dem ich die Szene gestalten kann.

Alina: PINTEREST UND SPOTIFY!! Sorry, aber das musste in Caps kommen. Die beiden ziehen mich immer damit auf, dass ich gefühlt mehr Zeit in meine Pinterest-Pinnwände und die Playlists stecke, als ins Plotten. Zugegeben, plotten ist nicht so meine Lieblingsaufgabe. Aber ich zwinge mich dazu, damit ich beim Schreiben die Gewissheit habe, dass ich einen Plan habe und weiß, dass dieser Sinn ergibt und mich ans Ziel führt. Das Schreiben fühlt sich dann eher wie ausmalen an. Und ausmalen fand ich schon immer gut. 😊 Und nochmal zu den Pinterest-Pinnwänden. Ich liebe es einfach, mir die Geschichte so visuell wie möglich zu machen. Deshalb liebe ich auch Reels so sehr. Die Kombi aus Bild und Musik macht die Geschichten für mich noch greifbarer und lebendiger – siehe mein Insta-Profil.

Tipps für andere Autorinnen und Autoren

Habt ihr Tipps für andere Autor*innen, die ihr gerne teilen würdet?

Mona: Mein Tipp wäre, niemals aufzugeben und vor allem: fangt einfach an zu schreiben. Viele denken, Autor*innen wissen von Anfang an, wie man ein Buch schreibt und trauen sich dann nicht damit anzufangen. Es ist noch keine Meisterin und kein Meister vom Himmel gefallen und im Endeffekt sind Profis auch nur Amateure, die nicht aufgegeben haben. Deshalb nehmt euch euren Laptop oder ein Blatt Papier zur Hand und fang an, eure Ideen aufzuschreiben. Es wird anfangs nicht perfekt sein, vielleicht wird es auch am Ende nicht perfekt sein, aber es ist eure Geschichte, auf die ihr dann stolz sein könnt.

Und spätestens wenn ihr ein Buch geschrieben habt, werdet ihr beim zweiten Manuskript schon sehen, dass ihr euch wahnsinnig schnell verbessert. Und dann solltet ihr euch am besten Gleichgesinnte suchen, mit denen ihr euch austauschen könnt, denn mit einem oder mehreren Schreibbuddys an der Seite, macht es doppelt so viel Spaß.

Alina: Geht in den Austausch mit anderen Autorinnen. Hofft, dass ihr so tolle Schreibbuddys findet wie ich. Auch wenn ich schon die besten zwei abgegriffen habe. 😂 (Spaß!) Traut euch, andere eure Geschichten lesen zu lassen, wenn sie zu eurer Zielgruppe passen und ihr ein gutes Gefühl habt bei der Person. (Hab auch schon anderes erlebt beim Testlesen, was dann ziemlich in die Hose gegangen ist.) Vereinbart ein regelmäßiges Schreib-Date mit direktem Austausch – das ist für mich einfach Gold wert!

Taly: Ich kann zwar nur für mich sprechen, aber Alina und Mona haben mein Leben wirklich bereichert und das wünsche ich jedem. Wer sich nicht traut direkt auf andere zuzugehen (zum Beispiel auf einer Buchmesse) traut sich ja vielleicht online neue Bekanntschaften zu schließen. Die „Buchbubble“ ist so groß – egal auf welcher Plattform. Und wusstet ihr, dass es sogar Co-Working Streams auf Twitch gibt? Dort könnt ihr mit euren Lieblingsautorinnen zusammenarbeiten! Außerdem möchte ich jeden motivieren einfach mit dem Schreiben anzufangen. Man braucht keine speziellen Programme für Autoren (und davon gibt es ja wirklich viele ).  Für den Anfang gibt es auch in Word ausreichende Funktionen, die euren Schreibprozess unterstützen und strukturieren können. Meinen Plot habe ich in Excel dargestellt. Fahren lernt man ja auch nicht in einem Ferrari.

Autorin

Jessy Halermöller

Jessica Halermöller

ist seit 2018 für den Bereich Content- und E-Mail-Marketing bei BoD verantwortlich und betreut neben dem Blog und Newsletter für Autor*innen auch die Social-Media-Kanäle des Unternehmens. Wenn sie privat nicht gerade Boulderwände hochklettert, liest sie am liebsten Gegenwartsliteratur und Fantasyromane.

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