Sex, Brüste, Schwerter, Blut in einer (mittelalterlichen) Parallelwelt – ist das das Erfolgsrezept? Vielleicht braucht man keine Parallelwelt dafür, vielleicht muss man sich einfach an die Vergangenheit der echten Welt erinnern.
In unseren vergangenen Zeiten türmen sich Berge an Geschichten und Schicksalen – Kaiser, Könige, Königinnen, kluge Köpfe und deren Erfindungen. In der Schule hieß das: Armeen an Ziffern und Buchstaben beherrschen, im Moment der Prüfung richtig einsetzen und danach wieder vergessen.
Heute denk ich: Zeitverschwendung. Ich erinnere mich an nichts von dem, was ich lernen sollte.
Heute weiß ich: das geht anders. Hinter all den Zahlen und Namen stehen Menschen, Träume, Wünsche, Angst, Hoffnung, Neugier …
Klar: Um das korrekt auszugraben, muss ich als Autor historischer Romane meine Nase tief in die »alten Schinken« und (wissenschaftlichen) Dokumente stecken. Erinnert ihr Euch an das Gefühl bei einer Schnitzeljagd? Das nervt, das frustriert, das strengt an, wenn man mal wieder in eine Sackgasse läuft und nirgends auch nur der kleinste Hinweis in Sicht ist. Ich muss Stammbäume auf- und abklettern, die Bibliotheken durchwühlen und mir haareraufend überlegen, wo ich nach mehr Details zu den Tisch- und Kleidersitten im 13. Jahrhundert schürfen kann. Aber dann findet man ein Puzzleteil und noch eins. Und Stück für Stück wird daraus ein Bild. Das kann ich meinen Leser zeigen. Alles, was als Fakt in meinen Roman geflossen ist, liste ich im Anhang meiner Bücher auf (mit Angabe zur Quelle).
George R.R. Martin – in dem Beispiel Game of Thrones – zeigt, womit man Leser und Zuschauer berührt, begeistert. Er lässt uns mitfiebern, wenn Arya plötzlich alleine ist, wenn Jon sich über DIE Mauer wagt. George R.R. Martin dreht an unserem moralischen Kompass, wenn unsere Lieblingscharaktere morden, stehlen oder lügen. Den meisten von ihnen verzeihen wir … oder?
In meinen historischen Romanen BLUTFÖHRE und LÖWENBLUT kämpfen die Menschen im 13. Jahrhundert um Essen, gegen Feinde, gegen ihren eigenen Stolz, für und gegen Regeln, die andere aufgestellt haben, verteidigen ihr Land oder ihre Familie. Sie irren, lieben, sind voller Sehnsucht und Zorn, leiden, fallen und stehen wieder auf … oder auch nicht.
Meine Bücher zeigen Menschen von damals. Ihre Entscheidungen wirken bis heute – auf uns – auf die Menschen, die im Jetzt und Hier handeln und entscheiden.
Ob historische Romane so sexy, so spannend, so leidenschaftlich sind wie Game of Thrones? Ich weiß es nicht. Ich weiß, historische Romane können mehr sein als Sex, Brüste, Schwerter, Blut. Ich weiß, historische Romane können begeistern, anregen, fesseln, lehren. Sie können mitreißend unterhalten. Sie können der Schlüssel sein zu einer Zukunft, die aus den Fehlern der Vergangenheit lernt.
Monika Pfundmeier
folgt seit 2016 ihrem Herzen und ihrer Berufung als Autorin - nach Jahren in der Unternehmensberatung und in der Finanzbranche. Ihr erster Roman BLUTFÖHRE erschien im September 2016 und ist der Auftakt der Geschichte rund um das Adelshaus der Wittelsbacher. Sie schreibt in München an weiteren Romanen – auch genreübergreifend. Ihre Texte erscheinen auf ihrem Blog und in verschiedenen Münchner Stadtmagazinen. Als Stadtführerin stellt sie gelegentlich und für besondere Menschen die schönsten Ecken der Stadt ihres Herzens vor. Weitere Informationen finden Sie unter: www.monika-pfundmeier.com