Du schreibst gerne Geschichten, brauchst neue Inspiration und möchtest dich einer kleinen Aufgabe stellen? Dann bist du hier genau richtig!
In regelmäßigen Abständen teilen wir #Schreibimpulse im Rahmen unserer #BoDSchreibwerkstatt auf unserem Blog und Instagram-Account. Wenn du eine Aufgabe siehst, die dir gefällt, schreibe einfach einen Dialog, eine kleine Kurzgeschichte oder deine Gedanken dazu unter den Beitrag.
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Bereit? Dann starten wir mit der zweiten Aufgabe:
Verfasse einen kurzen Text als Kommentar unter diesen Post oder unter unserem Instagram-Beitrag zu unserem Schreibimpuls „Schreibe über zwei Personen, die sich zum ersten Mal sehen.“
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„Hi“ -„Hi“ Leander lief ein wenig rot an. Susa kannte er von ihren Bildern im Insta. Also, quasi nur diese tollen Landscfhaftsbilder, nicht Susa persönlich. Er hatte immer wieder ein“like“ unter den Fotografien dagelassen oder einen netten Kommentar. Jetzt also stand sie vor ihm. Ein Eis in der rechten, die andere Hand in der Hosentasche. „Ähm, ich, ich bin , Leander, lean7zwo1,“ „Ah , sagte sie und biss in ihre Eiskugel. Leander schmerzten schon vom Zugucken die Zähne. „Wusste gar nicht, das du hier in de Stadt wohnst.“ Er wirkte etwas unbeholfen. ‚Sag endlich was gescheites zu ihr‘ flüsterte seine innere Stimme. Susa wandte sich zum gehen. „Nö, wohn hier nicht.“ Ihr war der Typ zu langweilig. Obwohl er ganz niedlich ausah, mit seinem roten Haaren und den Sommersprossen. Das noch jemand rot werden konnte. Er packte sich ein Herz, atmete tief durch. Dann: „wenn du eine Location für dein Bilder suchst, ich wüsste da was.“ Na, das klang doch schon ganz anders. Sie blieb stehen. „Ok wenn du dir en Eis wollen willst, warte ich auf dich.“ Leander grinste. ‚Jaa, tschaja, sagte sein innerer Schweinehund.
Diese Geschichte von den drei erstellten Texten gefällt mir am besten von ihnen. Ich schreibe derzeit selbst, und zwar schon eine Zeitlang, erstmals an einem Kapitel-Roman, und da geht es gerade ebenso um die Begegnung zweiter Personen (Nachbarn sozusagen in einer neuen Gegend/Stadt), und da finde ich die vorgenannte Beschreibung der Autorin sehr gut! Weiter so! Mit meinen eigenen Texten wird es noch eine lange Weile dauern – die Zusammenarbeit mit dem Lektorat (Hornauer,MÜnchen) beansprucht natürlich ebenso seine Zeit, aber es wird werden. Alsdann werde ich erneut mit BoD mein Buch veröffentlichen! Frei‘ mich jetzt schon d’rauf! BoD gefällt mir sehr gut, einfach erklärend und korrekt! Bis demnächst irgendwann auf dieser Seite! Helga 27. Januar um 10:30 Uhr
„DIE ZUSAMMENARBEIT beansprucht natürlich ebenso IHRE Zeit“ – und nicht „seine“…!
[Selbst wenn ein Mann beteiligt ist ;-) ]
Da hat jemand zufällig meinen Sohn gut beschrieben. Name und Haarfarbe stimmen 😁😊
Mal sehen ob ich was zur Aufgabe beisteuern kann.
Der erste Blick
Aus zwei Schießscharten mustern mich Opalfarbene Augen.
Eine dunkle, weibliche Gestalt sitzt mir im Bus gegenüber.
Ihre Hände scheinen sich gegenseitig zu schützen.
Sie liegen ruhend auf ihrem Schoß.
Mein Blick wird magnetisch von diesen dunklen Augen angezogen.
Ich versuche zu erkennen, was sieh sehen.
Sie schauen nach unten, fast verschämt um sich vor der Umgebung zu
verstecken.
Es gelingt mir nicht einen Kontakt herzustellen.
So verharre ich in der Betrachtung und vermeide die Grenze der Belästigung nicht zu übertreten.
Ganz sicher hat sie meine Aufmerksamkeit gespürt.
Ein Blick, weniger als ein My traf mich und ich fühlte mich in ihre Aura eingesogen.
Ihr Nyqab gestattet ihr nur ein begrenztes Bild der Welt und der Menschen.
Aber vielleicht ist es ja ganz anders? Vielleicht ist es ja das WESENTLICHE was sie sieht.
Plötzlich steht sie auf. Graziös und stolz.
Wie zufällig berührt sie meine Hand.
Ein Hauch von Orangenduft bleibt in meiner Erinnerung.
Copyright: 30.06.2022
Charles G. Dannecker
Da stand er nun … das erste Mal sah ich ihn in real. Bisher kannte ich ihn nur von einem Foto. Mein Herz fing sofort an wie wild zu schlagen. Sollte ich einfach auf ihn zugehen und ihn ansprechen? Vielleicht sieht er mich nicht so, wie ich ihn sehe …
Ich nahm allen Mut zusammen. „Hey, Lust auf eine Partie Billard?“, fragte ich ihn. Er grinste mich an. „Warum nicht?“ Warum grinste er so? Hört er, wie mein Herz bis in den Hals schlägt? Sehe ich irgendwie komisch aus? Hab ich was Falsches gesagt? Wir gingen an den Tisch – ich wackelte dabei eher, weil sich meine Beine wie Gummi anfühlten. Als wir im Spiel waren, beruhigte ich mich langsam wieder. Hier war ich in meinem Element und ich wagte es, mit ihm zu flirten. Nach dem Spiel gingen wir an die Theke, um auf meinen Sieg anzustoßen und das Flirten zu vertiefen. Ehrlich, wie ich war, gestand ich ihm, dass ich verheiratet bin – ich wollte ihn ja auch nicht gleich heiraten und dachte, damit sind die Fronten direkt geklärt. Als die Bar schließen wollte, wagte ich den letzten entscheidenden Schritt: „Kann ich Dich vielleicht mitnehmen? Ich bin mit dem Auto da.“ Er sah mich kurz an und sagte nur, „Nein danke, ich komme schon nach Hause“. Peng, der hat gesessen. Das war eine Abfuhr ersten Grades.
Wir sind inzwischen seit 23 Jahren verheiratet. Es war Liebe auf den ersten Blick, dagegen kann man sich nicht wehren. ;-)
Das besondere unerklärliche Gefühl, traf mich unbewusst so unerwartet, es versetzte mich in eine andere Dimension der Emotionen. Zum ersten Mal begreife ich den Satz: Einem bleibt der Atem weg!! Nichts ahnend am Luft schnappen versuche ich zu begreifen was passiert gerade mit mir? Ich überlege der Situation zu entkommen, einfach umkehren und weiter gehen. Doch meine Füße tragen mich als würde ich Schweben, die Anziehungskraft ist zu stark, ich sehe dein Mund bewegt sich doch ich höre nichts als reine Stille in meinen Ohren. Ich sehe dein Lächeln, das Strahlen in deinen Augen, diese Energie der Verbundenheit, ließ uns beide bei unserem ersten Hallo Wissen: Mit dir an meiner Seite von nun bis in alle Tage……
Es war ein lauer Sommerabend und ich war auf dem Weg in meine Stammbar. Ich bugsierte meinen alten Volvo in eine Parklücke vor der Bar und schwang mich durch den Eingang. Als ich mich gerade auf meinen Stammplatz an der Bar setzen wollte sah ich sie. Eine blonde Schönheit in einem strahlend weißen Kleid, mit endlos langen Beinen und hohen Schuhen. Ihre blauen Augen strahlten wie die Sterne am Himmel und ich bekam Gänshaut bei ihrem Anblick. Als sie mich anblickte stockte mir der Atem und ich setzte mich beinahe neben den Barhocker anstatt darauf. Hastig bestellte ich einen Whiskey bei dem hämisch grinsenden Barkeeper. „Was grinst du so? Noch nie daneben gesetzt?“, fragte ich ihn mit einer abfälligen Handbewegung. Er lachte mich an und schob mir mein Glas über den Tresen. „Nein, noch nie.“, grinste er. Ich konnte meine Blicke ich von der wundervollen Frau lassen und immer wenn sich unsere Blicke trafen stockte mir kurz der Atem. Nach einiger Zeit fasste ich all meinen Mut und wollte zu ihr rüber gehen, da erhob sie sich von ihrem Hocker und kam auf mich zu. SIe bewegte sich so grazil wie ein Panther, ihr blondes Haar schwang bei jedem Schritt mit und als sie bei mir angekommen war hielt sie inne. Ich blickte ihr tief in die Augen und versank in einem tiefblauen See. Sie packte mich am Nacken, zog mich heran und küsste mich ohne vorher ein Wort zu sagen. Ich griff nach ihrer Hüfte, zog sie dicht an meinen Körper und erwiderte ihren Kuss leidenschaftlich. Ihre Hände glitten durch meine Haare und jede Pore meines Körpers begann zu vibrieren. So einen Kuss hatte ich noch nie erlebt. Mir wurde schwindelig und heiß aber ich konnte einfach nicht aufhören. Unsere Lippen pressten sich aneinander und unsere Zungen spielten wild miteinander. Immer fester presste sie ihren Körper an den meinen und ich konnte mich nicht mehr beherrschen, packte sie am Gesäß, hob sie hoch und setzte sie mit einem Ruck auf meinen Barhocker. Dann strich ich mit meiner Hand ihre Bein entlang übers Knie hinauf zum Oberschenkel und dann weiter unter ihr Kleid bis ich ihr Höschen erreicht hatte. Ich riss es ihr mit einem Ruck vom Leib und sie packte mich an der Hose. Sie riss mir den Gürtel auf, streifte meine Hose nach unten und zog mich fest an ihren bebenden Körper. Ich grub meine Hände in ihr Gesäß und gerade als ich in sie eindringen wollte kippte der Barhocker nach hinten und ich schlug mit dem Kopf auf den Tresen. Ich schreckte auf, griff mir an den Kopf und da bemerkte ich dass ich alleine an der Bar saß. Die etlichen Whiskeygläser vor mir ließen darauf schließen dass ich schon einiges intus hatte und als ich mich aufrichtete entdeckte ich die Zeitung auf der mein Kopf gelandet war. Ich blickte erschrocken auf die Werbeanzeige einer Parfummarke und erkannte die blonde, wunderschöne Frau in dem weißen Kleid…….Schade, alles nur ein Traum
Hallo Wolfgang,
Tolle Geschichte, kurzweilig und spannend. Sehr bildhaft und packend geschrieben. Schade das diese Geschichte schon aus war…. hätte noch gerne weiter gelesen.
Aber vielleicht gibt es einmal eine Verlängerung.
Herzliche Grüße
Sie hatte Langeweile. Beruflich hatte es sie auf ein kleines Dorf verschlagen, fernab ihrer Heimat. Was sollte sie abends tun, außer lesen? Eine Kollegin animierte sie. „Komm doch mit zu unserer Gymnastikgruppe, der Trainer ist sehr nett“. In der Turnhalle angekommen, zog sie sich um und legte ihre Brille ab. Sie sah trotzdem noch genug. Dann kam er – jung, schlank und mit einem sympsathischen Lächeln. Ihr Herz begann zu klopfen, als sich ihre Blicke trafen. Und als er sie zufällig berührte, erzitterte ihr ganzer Körper. Wie es weiterging? Das ist eine sehr, sehr, lange Geschichte …
– Ein sehr effektives Gespräch –
(Eine Sehr-Kurzgeschichte von Christian Gloggengießer)
Ein Mann im feinen Anzug wird in einen Warteraum gebracht. Dort sitzt bereits eine Frau.
»Guten Morgen. Warten Sie auch auf Ihr Vorstellungsgespräch?«
»Nein. Ich bin frische Geschäftsführerin eines Dienstleistungsunternehmens, in dem der Kundenkontakt der Mitarbeiter und deren Teamarbeit erfolgsentscheidend sind. Und ich habe da so meine Probleme bei den Einstellungen in leitende Positionen. Und hier darf ich ´mal nach Stoppuhr effektive Vorstellungsgespräche üben.«
»Ach so. Na ja. Also ich mache mir das bisher immer ganz einfach: Wer meiner Meinung ist, soll genommen werden, wer nicht, den brauche ich nicht im Team! Das müssen Sie sich schon ´mal merken.«
»Sie bewerben sich also hier um eine leitende Position.«
»Ja, selbstverständlich. Sieht man mir das nicht an?«
»Und sollte man Personen in leitender Funktion einstellen, die nur ihre eigene Meinung für richtig halten?«
»Na ja, nur so kann ich ein Team führen. Wie denn sonst? Oder?«
»Und warum bewerben Sie sich hier?«
»Na ja, hier warten größere Aufgaben auf mich mit besserer Bezahlung.«
»Danke, das genügt mir völlig!«
»Okay.«
Beiderseitiges Schweigen und in die Luft schauen. Nach wenigen Minuten öffnet sich die Tür und der Mann im feinen Anzug wird höflich verabschiedet.
»Und mein Vorstellungsgespräch?«
»Das hatten Sie ja gerade. Wir rufen Sie an. Danke.«
Liebe auf den ersten Blick?
Wie ein Blitz durchzieht es Julia, als sie Robert auf dem Tennisplatz begegnet. Robert schaut in diese himmelbblauen Augen und ist verloren .
Julia wirft strahlend beide Hände in die HÖHE und jubelt:“Gewonnen.“
Helen erwiedert: „Ich fordere Revanche.“
Lächelnd und fröhlich verließen die beiden den Platz um auf die Terasse zu gelangen.
Robert hatte die beiden Tennisspielerinnen nicht aus den Augen gelassen. Wie ein Blitz durchzog es Julia, als ein Mann ihre Aufmerksamkeit erregte. Lässig an das Gelände gelehnt schaute er ihr aufmerksam entgegen. Er war etwa einen Meterachtzig groß ,schlank und seinem Blick schien nichts zu entgehen.
Das Blut pulsierte schneller durch seine Adern. Auf diese Begegnung war er nicht vorbereitet
Mit halbgeschlossenen Augen beobachtete er, wie sein Freund Alexander die schönen Frauen mit einem liebevollen Kuss auf die Wange begrüßte .“ Julia“, so atellte er die Fremde vor. „mein Studienkollege Robert“. Robert verbeugte sisch leicht , trat dicht an Julia heran, hielt ihre Hand und fühlte ein leichtes Zittern. Er sah sie an und verlor sich in diesen himmelblauen Augen. Er wusste genau, dieses war die Frau auf die er gewartet hatte….
…dies ist eine Passage aus meinem allerersten Buch Julia- eine bemerkenswerte Frau …viel Lesevergnügen wünscht euch eure Karin Maria Goller Autorin aus Gomadingen….
Das Eis
Fasziniert schaute ich auf ihr Eis. Schlanke Finger umfaßten das Hörnchen mit 2 Kugeln. Grün und rot leuchteten sie. Eine rosa Zunge glitt nahezu zärtlich über da gefrorene Rund und verschwand genießend in ihrem Mund. Zwei schmale Lippen schloßen sich und lächelten. Der Genuß war ihr anzusehen. Lange braune Haare, die ihr bis auf die Schulterblätter reichten, umrahmten ihr schmales Gesicht. Braune Augen leuchteten darin und blickten mich an. Ihr Gesicht war ohne Falten, ihre Augenbrauen zwei schmale Striche. Ihr Ponyschnitt bedeckte ihre halbe Stirn. Es war warm in der Sonne. Sie trug ein schwares Tshirt mit tiefem Ausschnitt und ließen einen Einblick auf ihre vollen Brüste zu. Ein Jeansrock und knielange Leggins führten hinab zu ihren bunten Sneakers.
Die Unbekannte mit dem Eis saß mir schräg gegenüber wie ich auf einer Bank in der Fußgängerzone unserer Stadt. Erneut öffnete sich ihr Mund und ihre Zunge glitt anmutig über die rote Kugel. Fast sinnlich erotisch umrundete sie die Eiskugel und mit einer Spur Eis auf de Zunge verschwand diese wieder in ihrem Mund. Zu Keiner Zeit hatte sie den Augenkontakt zu mir verloren. Wieder dieses wunderschöne Lächeln. Galt es etwa mir? Oder war es nur die Reaktion auf das Geschmackserlebnis an ihren Sinnesknospen im Mund? Mein Eisbecher stand noch leer neben mir. Was mochte sie sich genommen haben? Minze und Erdbeer? Oder Pistazien und Himbeere? Ich selbst hatte zwei Kugeln im Becher gehabt, Minze und Kaffee. Ihre Augen wirkten wie ein Moor, das feucht in der Sonne glitzert. Mein Blick schien in ihren Augen zu versinken. Sie fesselte mich. Ich wagte es nicht den Blick von ihr zu lassen. Ihre Beine hatte sie übereinander verschränkt. Ihre ganze Figur war schmaler Statur, ihre Beine, ihre stofffreien Arme. Einen leichten Haarflaum konnte ich auf ihren braun gebrannten Unterarmen im Sonnenlicht leuchten sehen. Ich war fasziniert von ihr.
Diesmal schob sie die ganze Kugel zwischen ihre Lippen und umrundete sie sinnlich. Ihr Blick galt immer noch mir. War das eine Botschaft? Spielte sie mit mir? Ich schätzte sie Anfang zwanzig, ich wäre demnach zehn Jahre älter. Meine kurzen fuchsfarbenen Haare, könnten sie ihr Interesse geweckt haben? Was gab es interessantes an mir? Ich trug selbst ein schwarzes Tshirt unter einem schwarzen Polohemd, lange Jeans und leichte Wanderschuhe. In meinen eigenen Augen eher unauffällig. Ohne irgendwelchen Schnickschnack. Sie hingegen an jeder Hand einen schmalen Silberling und im Ausschnitt entdeckte ich eine dünne, ebenfalls silbergliedrige Kette. Ihre Ohren trugen kleine Stecker, silbern und glitzernden in der Sonne.
Wieder öffnete sich ihr Mund und umschloß die obere rote Kugel. Das Eis verschwand halb in ihrem Mund, sie drehte das Hörnchen und gab die Kugel wieder frei. Ein paar Augenblicke später glitt ihre Zungenspitze über ihre Lippen und nahm das restliche Eis auf. Sie lächelte mich an. Ihre Beine öffneten sich und sie stand auf, kam zu mir rüber und blieb schräg vor mir stehen.
– darf ich mich zu Dir setzen? Ihre Stimme! Ein Schauer durchfuhr mich. Warm, sinnlich, verführerisch sanft klangen ihre Worte in mir nach.
– gerne!
Axel Thon
Es war Freitagmorgen. Ein Tag wie jeder andere, er begann ruhig, geradezu unaufgeregt. Der Kaffee blubberte gemächlich in der Maschine und der Klecks gesalzene Butter schmolz augenblicklich auf seinem noch warmen Croissant. Carsten richtete seine gestreifte Krawatte, ein Geschenk seiner Mama, und biss genüsslich in das süße Teilchen. Er liebte das schlichte, vorhersehbare Leben. Manch einer könnte, böse, von Monotonie sprechen. Aber ihm gefiel es. Der Kaffee war durchgelaufen und Carsten griff zufrieden nach der ersten Tasse. In diesem Augenblick ertönte vor seiner Wohnungstür ein Schrei. Das Geräusch war so hoch und grell, dass es ihm durch Mark und Bein fuhr. Eigentlich eher gemütlicher Natur, sprang er auf und war in wenigen Schritten bei der Haustür. Vor ihm stand, nein sprang ein wütender kleiner Zwerg mit in allen Richtung zerzausten Haaren, auf und ab. Der kleine Wicht hatte seine klebrigen Hände zu wütenden Fäusten geballt und die roten Wangen aufgebläht. Noch bevor Carsten Verstand was los war, öffnete der kleine Mensch seinen Mund um erneut zu schreien. Ohne groß nachzudenken, ging Carsten vor dem Jungen in die Kniee und blickte ihm in seine dunklen Tränenverhangenen Augen. „Hey kleiner Mann, was ist denn los?“ Der Junge verstummte sichtlich irritiert und zeigte auf seine roten Gummistiefel. „Mama, nein, sagt. Zu kalt!“ Schniefte er und zeigte anklagend auf eine junge Frau die amüsiert im Türrahmen gegenüber lehnte. Carsten lächelte verschmitzt und hielt ihm die Hand hin. „Du bist also mein neuer Nachbar, ich heiße Carsten.“ Die kleinen von Marmelade und Brötchenkrümmel verschmierten Finger legten sich in seine: „Tom“. Und Carsten wunderte sich bei dieser Berührung. Wie wunderbar die Begegnung mit einem Menschen sein konnte, den man zum ersten Mal sah.
Die allererste Begegnung
(25.02.2022)
Kikis erste Karate-Gürtelprüfung! Mit Feuereifer hatte sie dafür trainiert, zusammen mit den anderen Schülern unter Anleitung ihres Vaters und Sensei. Früh hatte sich die aufgeregte Karatejugend, die jüngsten Anfänger, an der großen Sporthalle im Schulzentrum eingefunden, wo die Prüfungen stattfanden. Natürlich war Kikis Verein, genauer der Verein ihres Vaters, „Karateteam Sporthotel Wagenschmied“, nicht der einzige, dessen Schüler heute zur Prüfung antraten. Viele, mehr oder weniger große Gruppen hatten sich eingefunden. Und in dem Gewimmel der großen Sporthalle entdeckte Kiki diesen Jungen. Größer und sicher auch etwas älter als sie. Ein Japaner, wie auch sein Sensei, der offensichtlich ebenfalls sein Vater war. Warme, braune, mandelförmige Augen, wuschelige, schwarze Haare und eine ausgesprochen niedliche Nase. Der Junge trug bereits den gelben Gürtel, den Kiki sich heute zu verdienen strebte. Dann machte er wohl die Prüfung für Orange. Irgendwann trafen sich ihre Blicke, mehr zufällig und Kiki lächelte ihn an. Er grinste fröhlich zurück.
Cho war längst nicht mehr so aufgeregt wie beim ersten Mal. Eigentlich gab es zur Aufregung auch gar keinen Grund. Schließlich hatte er gewissenhaft jeden Tag alles zigfach wiederholt und geübt, was für die Prüfung zum orangen Gürtel erforderlich war. Trotzdem, eine Prüfung war immer etwas anderes, als einfach nur zu trainieren. Eben aufregender. Und dann war da dieses Mädchen, das er noch nie gesehen hatte. Klein und spillerig, mit blonden Zöpfen und großen, strahlendblauen Augen. Irgendwie schaute die ständig zu ihm rüber und immer ganz schnell wieder weg. Doch dann … lächelte sie ihn plötzlich an. Nein, lächeln traf es nicht wirklich. Das war ein Strahlen, als würde die Sonne aufgehen. Hätte sein Vater nicht angeordnet, dass alle seine Schüler als Gruppe zusammenbleiben sollten, statt wild überall rumzulaufen, er wäre am liebsten einfach zu diesem Mädchen hingegangen.
„Karateteam Sporthotel Wagenschmied“ stand auf dem Rücken ihres Gi. Von denen hatte er schon gehört und das Sporthotel war ohnehin stadtbekannt. Sein Vater jedoch schien auf deren Sensei, den Inhaber des Hotels, nicht besonders gut zu sprechen zu sein. Aber dafür konnte dieses süße Mädchen schließlich nichts.
Die Prüfungen begannen und Cho beobachtete dieses Mädchen genau. Wie konzentriert und entschlossen sie zur Sache ging! Und trotzdem merkte er deutlich, wie nervös sie war. Und wie jubelnd glücklich und stolz, sobald sie erfahren hatte, dass sie bestanden hatte. Ordentlich und bedächtig band sie sich den wohlverdienten, gelben Gürtel um den Bauch. So sehr, wie diese Kleine ihn ablenkte, hätte er selbst um ein Haar seine eigene Prüfung verpatzt. Bekam dafür von seinem Vater auch den entsprechenden Rüffel wegen seiner Unkonzentriertheit aber immerhin trotzdem den orangen Gürtel.
Allgemeine Aufbruchsstimmung, nachdem auch die letzten Prüfungen abgelegt worden wa-ren. Und Cho fragte sich, ob und wann er sie noch mal wiedersehen würde.
Anmerkung der Autorin: Diese Geschichte geht noch weiter. Bei Interesse einfach Mail an Tintenmaus@gmx.de
Da bist du nun. Ganz in Weiß.
Ich nippe an meinem Champagnerglas und versuche, mir nicht die 100 Arten vorzustellen, wie ich dir dieses Kleid vom Leib reißen könnte.
Hätte mir früher mal jemand gesagt, dass mir die eigentlich unschuldige Farbe Weiß so verdammt versaute Gedanken beschert, hätte ich demjenigen vermutlich den Mittelfinger gezeigt und mich gefragt, was in dieser Stadt für Idioten unterwegs sind.
Dass ich mal einer von ihnen werde, schien mir bis jetzt unrealistisch.
Aber hier sitze ich: Ein idiotischer Idiot.
Ich bin ein Idiot für dich.
Für dich bin ich alles, sag mir nur Bescheid. Egal was du willst oder was du brauchst, ich werde es dir geben.
Aus ganzem Herzen wünsche ich mir, dass du es heute endlich mal erkennst.
Dann endlich können wir zusammen sein. Ich und du, für immer auf Fuerteventura.
Oder willst du lieber hier bleiben und mit mir angeben? Wobei dann eindeutig ich derjenige wäre, der mit seinem Partner angibt. Ich meine – gibt es in diesem Raum keine Spiegel? Sieh dich an!
Scheiße, ich habe mir doch ganz fest vorgenommen, mich nicht zu verlieben.
Mich nicht blenden zu lassen von Oberflächlichkeiten wie dem Aussehen.
Mich nicht so leicht anmachen zu lassen.
Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass du mich so anschauen wirst, wie du es jetzt gerade tust.
Deine schwarz umrandeten Augen haben diesen einzigartigen Mix, braun-grün. Und der Rest von dir ist zu schön um es in Worte fassen zu können. Bist du ein realer Mensch oder nur meine wahr gewordene Definition von perfekt?
Du siehst dich überall suchend im Restaurant um, dein Blick wandert sogar an die Decke. Schaust du dir die Tapete an, oder erwartest du dort Menschen wie Fledermäuse kopfüber herunter hängen zu sehen?
Jetzt hast du mich gefunden und guckst mich so sexy an, wie ich es nie für möglich gehalten hätte.
Habe ich es mir eingebildet, oder hast du dir kurz auf die Lippe gebissen, weil du mich gesehen hast?
Dieser Anblick macht mich fertig.
Meine Güte, deine Lippen sind ja noch viel voller als in meiner Erinnerung. Sie wirken so weich und zerbrechlich. Bist du ihnen ähnlich?
Ich streiche mir mit der freien Hand übers Gesicht, um dann meinen Mund dahinter zu verstecken, leicht festzuhalten und darauf zu vertrauen, dass ich mich nicht meinem Instinkt hingeben und dich küssen werde.
Aber es ist schwer, denn du lächelst. Nur kurz. Lang genug.
Du hebst beide Hände leicht an und winkst mir verhalten, weil du nicht genau weißt, ob ich dich erkannt habe. Wie könnte ich das nicht, Dummerchen?
Blöderweise erinnerst du mich in dieser Haltung unwillkürlich an einen Pinguin und ich vergleiche dich ungern mit Tieren oder Menschen, weil du ein Wesen für dich bist und ein Alleinstellungsmerkmal hast.
Du, heute Abend hier, mit ein paar Schritten hast du es an meinen Tisch – ab sofort unseren Tisch – geschafft, bist das Schönste, das ich je gesehen habe. Und ich habe dich, liebe Skylar Azizi, schon wirklich, ganz ganz ehrlich, oft gesehen: In Blau, in Rot, in Lila und in Pink.
Aber dieses engelsgleiche Weiß, wie es sich an deinen Körper schmiegt, verlangt mir alles an Stärke ab.
Deine Brüste kommen dank dem V-Ausschnitt besonders zur Geltung und würde ich meine Hände mittlerweile nicht beide unter meinen Oberschenkeln platziert haben, würde ich aufstehen und sie an deine Wangen legen.
Ich würde dich berühren. Erst dein Gesicht, dann dein Hals, und dann wäre ich nur ein kleines Stück unter deinen Schultern angekommen, am Schlüsselbein. Ich würde schnelle Küsse verteilen und deinen weiteren Körper mit Mund und Hand erkunden.
Es würde dir so gut gefallen, dass du mich anflehen würdest, nicht aufzuhören. Und dann würde ich aufhören. Damit ich die Kontrolle behalte. Denn Kontrolle ist alles. Und die werde ich niemals verlieren.
*
»Hey.« Mehr fällt dir nicht ein? Wieso habe ich dich nicht zuerst gegrüßt? Ich hoffe, du bist nicht einer der Menschen, denen es sofort auffällt, wenn ein Mann sie gut findet.
Ich will nicht, dass du weißt, dass ich dich gut finde.
Noch nicht. Denn jetzt bist du mein Geschenk und ich werde dich erst auspacken, wenn die Zeit gekommen ist.
So wie ich kommen werde, wenn ich heute mit dir nach hause gehen und wir es tun werden.
Wenn deine wundervollen Lippen auf meinen sind und wir zu einer Seele verschmelzen, zwei Körper im selben Takt.
»Du siehst nicht schlecht aus«, sage ich, bemüht subtil.
Aber doch hoffentlich nicht zu subtil?
»Ich bin beleidigt.« Aber so siehst du nicht aus. Du lächelst wieder – oder immer noch, ich glaube, ich verliere doch die Kontrolle – und setzt dich auf den Stuhl mir gegenüber, dabei habe ich dir keinen Platz angeboten.
Ich habe dir aber auch nicht den Stuhl zugeschoben, was über mich aussagt, dass ich kein Gentleman bin. Dabei will ich doch alles für dich sein.
Willst du keinen Gentleman?
Verflucht, du überkreuzt die Beine an den Knöcheln und überhaupt sind mir deine Beine so nah, dass ich riechen kann, mit welchem Duschgel du dich wäschst. Es riecht nach Mango. Du greifst nicht zu den typischen Düften wie andere Frauen. Kein Honig, kein Zimt, keine Blume aus Nordostasien. Einfach nur Mango.
Wenn du mir so nah bist, kann ich mich nicht konzentrieren.
Aber wenn du mir so nah bist, kann ich davon ausgehen, dass du dich für mich interessierst und wir schon bald heiraten werden.
Ich sollte es langsam angehen, eins nach dem anderen und nicht so übertreiben.
Aber ich kann nicht anders.
»Wie war noch gleich dein Name? Travis?«, fragst du so ahnungslos und mit diesem Sei-mir-bitte-nicht-böse-Blick, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass das gerade dein Ernst ist. Aber okay. Nenn mich Travis, nenn mich Rex, nenn mich Paul Rénee Alexander Jason Murton Muller – kein Problem. Du darfst alles zu mir sagen und du darfst alles schreien.
»Ich heiße Trevor.«
»Mein Ex hieß Rovert. Das klingt ziemlich verrückt, aber ich denke, es ist irgendwie ein gutes Omen oder so, denn Rovert heißt rückwärts Trevor.« Du führst einen Daumen an deine Zähne, kaust aber nicht an dem Nagel und nimmst deine Hand wieder runter, sobald du weißt, dass du nicht nervös sein musst.
Ich werde dir für alle Ewigkeit nichts als ein gutes Gefühl geben. Versprochen, Skylar Azizi.
»Ich glaube an gute Omen«, beichte ich. »An schlechte Omen zu glauben wäre fatal und selbstzerstörerisch, also glaube ich ausschließlich an die guten Omen.« Außerdem hast du dir die Mühe gemacht, herauszufinden, wie mein Name rückwärts heißt und das kannst du dir sicher nicht eben erst ausgedacht haben.
Schon in Ordnung. Ich verzeihe dir, dass du dich erst dumm gestellt und dann von deinem Exfreund geredet hast.
Ich könnte auch von meiner letzten Beziehung erzählen, aber die gab es nie. Ich war schon immer Single, weil das Leben so leichter zu stemmen ist.
Weil ich so mehr Zeit habe, Geschichten zu erfinden und Schulden abzubezahlen. Zu viele Autoren haben Schulden. Das liegt an versprochenen Vor- und Zuschüssen, die bei nicht oder nur qualitativ niedrig erbrachter Arbeit so ihre Probleme machen, weil man kein festes Einkommen mehr hat, um die Miete zu finanzieren.
Es sei denn, man hat einen Vollzeitjob und schreibt nur hobbymäßig.
Ich schreibe mit Herz und Blut und Leidenschaft, aber hauptberuflich arbeite ich selbstständig als Marketingexperte bei verschiedenen Firmen, Verlagen und Werbeagenturen.
Und trotzdem habe ich Schulden.
Das liegt daran, dass ich mit meinem Beruf zwar einen Haufen Kohle mache, ich mit den Aufträgen jedoch wie beim Schreiben auf die Gunst und die Meinung von anderen angewiesen bin.
»Trevor.« Du nennst meinen Namen, aber ich schaue dir in deine wunderschönen Augen und du willst mir nichts sagen. Du probierst nur den Klang meines Namens aus, überprüfst, wie gut er sich anhört, wenn er von deinen Lippen kommt. »Tre-vor.« Wenn das so weiter geht, fängst du gleich an, zu klatschen.
(Aus WICKED GAME – Obsessed)
Tom stand wie jeden Morgen mit einer Tasse dampfenden Kaffees in der Hand an seinem liebsten Fenster in der Altbauwohnung mit diesen wunderbar hohen Decken. Der Himmel war wolkenverhangen, die Stimmung aber nicht gedrückt. Es hatte den Eindruck, als würden sich die Regentropfen noch mit der Sonne darum streiten, wer zuerst auf die Erde fallen darf. Er lies seinen Blick über die Häuserreihe gegenüber schweifen – und da war sie. Wie jeden Morgen in ihren weich fallenden Morgenmantel gewickelt, die Haare lässig von einer Spange am Hinterkopf zusammengehalten, so locker, dass ihr einzelne Strähnen nach vorn über die Schultern fielen. Auch sie wohnte in einer dieser schönen, alten Wohnungen. Im Gegensatz zu seinem Fenster, reichte ihres jedoch bis fast auf den Boden. Sie hatte sich davor eine gemütlich anmutende Leseecke eingerichtet. Und dort saß sie nun wieder. In einer Hand eine Tasse, er vermutete es handelte sich um Tee, in der anderen Hand ein zerlesenes Buch. Er konnte erkennen, dass die Ecken umgeknickt und die Buchseiten schon ein vergilbt waren. Wie jeden Morgen versuchte er nicht zu sehr zu ihr hinüber zu starren und wünschte sich doch nichts sehnlicher, als dass sie endlich einmal zu ihm herübersehen würde.
Rosa liebte es, mit einer Tasse Darjeeling Tee und einem guten Buch an ihrem liebsten Fleck in der Wohnung in den Tag zu starten. Sie genoss es, die ersten Sonnenstrahlen auf der Haut zu spüren. Auch wenn heute keiner dieser Tage war. Sie fragte sich, ob sie die Sonne heute wohl noch sehen würde oder sie ihren geblumten Regenschirm auf dem Weg zur Arbeit brauchen würde. Sie versuchte zur Ruhe zu kommen und atmete den frischen Duft ihres Tees ein. Nur wollte ihr das nicht recht gelingen, sie fühlte sich nervös und rastlos. Auf ihr Buch, das sie gerade bestimmt schon zum fünften Mal las, konnte sie sich nicht wie sonst konzentrieren. Ein Geräusch von draußen lies sie aufschrecken. Sie warf einen Blick zur Straße hinunter und versuchte die Quelle des Geräuschs ausfindig zu machen, konnte aber nichts erkennen. Dann lies sie ihren Blick über das Haus gegenüber streifen – und blieb mit ihrem Blick an einem Mann hängen. Er schaute geradewegs zu ihr hinüber. Auch er hatte eine Tasse in der Hand. Eine dunkle Tasse, die einen starken Kontrast zu seinem weißen Hemd bildete. Sie suchte seinen Blick. Und erschrak. Es lag nicht etwa an seinem Aussehen, sondern an der Art, wie er sie ansah. Er sah aus, als hätte er einen Geist gesehen. Große Augen, geöffneter Mund, es wirkte fast so, als hätte er vergessen zu atmen. Seine Starre löste sich ein wenig, er schluckte, blinzelte und sein rechter Mundwinkel verzog sich zu einem schüchternen Lächeln. Rosa legt den Kopf schief, strich sich eine ihrer Haarsträhnen, die ihr schon wieder ins Gesicht gefallen waren, hinter das Ohr und überlegte, ob sie sein Lächeln erwidern sollte. Sie fragte sich, was wohl der Grund für diesen durchdringenden, erschrockenen Blick gewesen war – es konnte doch nicht sie sein…?
Sein Blick durchfuhr mich wie ein heißer Blitz. In diesen Augen könnte ich mich verlieren. Er aber sah durch mich hindurch und lief auf die andere Seite der Straße, auf der eine dünne Blondine wartete …
Es gab wohl keinen unpassenderen Augenblick, sich zu verlieben. Es war eine Zeit auf der wir, im Wortsinn, auf vielen Hochzeiten tanzen mussten. Das bringt ein relativ großer Freundes- und Bekanntenkreis, eine große Familie sowie eine feierfreudige Nachbarschaft in einem Dorf so mit sich. Deshalb war die Einladung zu einem Polterabend nicht so ungewöhnlich. Ich kannte weder die Braut noch den Bräutigam persönlich. Sie war eine Kollegin meiner Frau. Ich hatte sie nur einige Male am Telefon. Die Veranstaltung nannte sich Polterhochzeit und fand in einem rustikalen Rahmen in einem Dorfhaus statt. Lockere Kleidung, ein kleines Buffet und eine Theke, das war die ganze Ausstattung. Von den Gästen kannte ich niemanden. Nach einiger Zeit kam eine junge Frau auf uns zu, begrüßte zunächst meine Frau und wandte sich dann mir zu. „ich bin Birgit“ , der Name ist geändert, man weiß ja nie. Mich traf der Schlag, die Erscheinung, die Augen, die Stimme, das Lachen, das war sie. Die restliche Zeit der Feier schwebte ich mehr als ich ging. Aber das war es auch. Ich habe sie eine lange Zeit kaum gesehen , nur bei den üblichen Firmenfeiern, bei denen sie auch anwesend war. Vergessen habe ich sie nie.
Es hatte den ganzen Nachmittag geregnet. Er schaute immer wieder nach Draußen. Das Fenster seines Wohnzimmers war mit Tropfen übersät, die durchsichtigen Perlen ähnelten. Um seine Aufregung zu unterdrücken, beobachtete er, wie die Tropfen erst langsam und dann ganz schnell wie ein Rinnsal die Scheibe hinabflossen. Gegen Sechs hörte der Regen endlich auf. Die Sonne ließ sich zwischen den Baumgruppen der Häuser mit roten Ziegeln blicken, obwohl sie schon ziemlich tief stand. Der Asphalt glänzte und spiegelte die Häuser darin wieder. Seine Aufregung wuchs und wuchs. In einer Stunde würde er sie endlich sehen, die Frau, die er schon über einem Jahr rein aus den Telefonaten kannte. „Eigenartig“, dachte er. In seinem Berufsalltag als Wirtschaftsprüfer hatte er immer nur seriöse, ernsthafte, faktische Gespräche geführt… bis eines Tages ihre Stimme am Telefon erklang. Sie war die neue Controllerin der Holdinggesellschaft eines seiner Mandanten. Sie hatte eine unglaublich schöne Stimme, zart, einfühlsam, verletzlich und doch mit einer gewissen Standhaftigkeit und Originalität, das er nicht beschreiben konnte. Erst recht dieser versteckte, leichte französische Akzent in ihrer Stimme- nur manchmal, nicht oft. Er kannte dieses Gefühl so gut, diesen Qual, während ihrer Gespräche darauf zu warten, dass der Akzent ihr wieder durchrutscht. Sie konnte nicht ahnen, zu welcher Ekstase ihre Stimme führen konnte. Oder hatte sie doch etwas geahnt? Statt das Gespräch nach fachlichem Austausch zu beenden, wie es normalerweise bei den Mandanten der Fall war, hatte er es künstlich in die Länge gezogen. Nach einigen Monaten reichten ihm die sachlich kurzen Telefonate nicht mehr, er fing an, sie für Kleinigkeiten oder Lappalien anzurufen. Irgendwann hatte er es gewagt, sie nach ihren Hobbys zu fragen. Als sie etwas überrascht aber ziemlich offen darauf antwortete, fasste er Mut. Die Gespräche wurden häufiger und länger. Er glaubte zu träumen, dass sie für heute sogar ein erstes privates Treffen vereinbart hatten. Wie hatte er den Mut aufgebracht, er, der doch immer distanziert und professionell war, ja der perfekte Wirtschaftsprüfer, der von allen seinen Mandanten und Partnern für seine gute Arbeit so geschätzt war.
„Diese Stimme“ … dachte er immer wieder. „Wie sieht sie wohl aus?“ fragte er sich, wie hunderte Male zuvor in den letzten Monaten. Sie muss wunderschön sein, eine so unglaublich schöne Stimme konnte nur einer solchen schönen Person gehören.
Er ging durch die nassen Straßen mit zitternden Schritten. So etwas hatte er noch nie gekannt. Nicht einmal vor seinem Promotionskolloquium vor vier Jahren hatte er solche wackeligen Beine gehabt. Sie waren wie aus Gummi und knickten bei jedem Schritt um. Ob sie schon dort war? Er hielt inne. Er mochte kaum weitergehen. „Was ist, wenn sie nicht so aussieht, wie in meinen Träumen?“ schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. An diese Alternative hatte er nie gedacht, aber jetzt, kurz vor der Begegnung mit ihr, ergriff ihn Panik. Vielleicht sollte er umkehren? Vielleicht war es besser, sie nicht kennenzulernen, damit man sich die Enttäuschung ersparen konnte. Er konnte doch nicht dieses unbeschreibliche Hochgefühl aufgeben, das er bei ihrer Stimme am Telefon bekam.
Der Augenblick kam mit jedem Schritt näher. Er sah nun das Café am Münsterplatz, an dem sie sich verabredet hatten. Es wirkte unter dem Licht der untergehenden Sonne wie dorthin gebeamt aus. Er nahm nur das Café vom fünfstöckigen Gebäude mit einer Backsteinfassade wahr, sonst nichts. Links und rechts vom Café rankte sich Efeu entlang. Die Frontscheibe lag in einem milchig weißen Dunst.
Er stand nun da. Wagte keinen Schritt weiter. Die Anspannung spürte er bis ins Blut. Sein Herz klopfte an seinen Ohren so laut, seine Augen nahmen alles verschwommen wahr. Er schloss die Augen und versuchte tief durchzuatmen.
„Hallo?“ sagte die so vertraute Stimme hinter ihm. Er drohte wegzukippen, so sehr zitterte er am gesamten Körper. Wie angewurzelt stand er da, ohne sich umzudrehen. Er nahm ihre Aura wahr, irgendein Zauber durchströmte ihn vom Kopf bis Fuß. Sekunden wurden zu Stunden.
Dann blickte auf und sah sie vor sich. Die Welt hörte auf, sich zu drehen. Er hörte auf zu atmen. Er versank in einem blauen Ozean.
Er hatte sich freiwillig gemeldet. Er wusste was auf ihn zukam, aber als er 5 Stunden Flug und 1 Stunde Autofahrt im Katastrophengebiet ankam, überstieg das, was er sah, seine Vorstellungskraft. Das Erdbeben der Stärke 8 hatte fast die Hälfte der Millionenstadt zerstört, überall schrien und heulten Menschen, die Angehörige betrauerten oder vermissten. Glücklicherweise hatte er seine Einweisung erst am nächsten Tag, so konnte er versuchen, die Nacht über sich mental vorzubereiten.
Nach einem sehr spärlichen Frühstück fand die Einweisung statt, er sollte in den Trümmern eines eingestürzten Hochhauses nach Leichen, Überlebenden, Gegenständen suchen. Dazu musste er mitten in das Epizentrum fahren … Das Erdbeben hatte 4 Tage zuvor weltweit für Aufsehen gesorgt, da in diesem Gebiet bislang solche Naturschauspiele unbekannt waren. Voriges Jahr hatte es im Sommer am nahe gelegenen Meer 3 Windhosen und einen Tornado gegeben, der die Küste streifte. Aber das was sich hier zeigte, war weit schlimmer … Als er am Ziel ankam, stand er mitten auf einer 4-spurigen Straße. Kleine Einfamilienhäuser schienen völlig unversehrt zu sein, auch ein 7 stockiges Hochhaus, hatte lediglich Schlagseite bekommen. Der Gruppenleiter führte den Suchtrupp, der aus 8 Personen bestand, zu Fuß weiter, dabei nannte er Details zu dem komplett zerstörten Hochaus um das es ging. Es hatte 68 Etagen gehabt und Luftbilder hätten ergeben, dass maximal noch 3 Etagen des Fundaments vorhanden waren.
Das klang bereits unvorstellbar, aber am Ort angekommen, brachen 3 Helfer sofort in Tränen aus, 2 wurden ohnmächtig. In Filmen und TV allgemein, sah es immer schlimm aus, aber das war Kintopp gegen das hier.
In den nächsten Tagen wurde akribisch alles durchsucht, aber jeder Tag bedeutete, dass die Chance Überlebende zu finden gegen 0 ging. Lediglich diverse Wertgegenstände, Teile von Möbeln und zwischen Fotoalben Leichenteile, die verwesten, wurden gefunden. Gegen Ende des 7. Taages, als die Dunkelheit schon fast die Arbeit unmöglich machte, hörte er plötzlich ein leises Geräusch. Er folgte dem Geräusch, aber es musste ganz in seiner Nähe seinen Ursprung haben. Als er eine kleine Holzplatte, die wohl niemand bisher weggeräumt hatte, zur Seite schob und in den dunklen Hohlraum leuchtete, der sich darunter befand, erblickte er ein etwa 20 jähriges Mädchen und sprach sie intuitiv Englisch an. Glücklicherweise verstand sie ihn, sie nickte. Er holhte ein Seil, dass sie (nachdem sie ihre körperliche Unversehrtheit bestätigte) um sich band und zog sie in Dämmerung.
Als sie nun vor ihm auf den Boden hockte, guckte er in ihre Augen. Graugrün, leuchtend aber auch voller Angst, Furcht und Panik. Dennoch erzählten sie ihm die komplette Geschichte der letzten Tage, von der Katastrophe bis zur Erlösung. Sie öffnete den Mund und versuchte zu sprechen „I am …“. Dann brach sie zusammen und das letzte was er sah, waren ihre leuchtenden Augen, die erstarrten.