Wie du deinen Schreibstil findest und ständig verbesserst  

Gute Autor*innen haben einen guten Stil – und zwar ihren ganz eigenen. Wie auch du einen Schreibstil entwickelst, der wirklich zu dir passt? Hier findest…

08.11.2024 · BoD Schreiben · Tipps

Vielleicht kennst du das selbst von deinen Lieblings-Autor*innen: Du musst nur die ersten Sätze eines Buchs lesen und schon fühlst du dich wieder in die Geschichte hineingezogen – und du spürst, dass du diese Art des Schreibens schon oft erlebt und genossen hast. Wenn du als Autor*in erfolgreich sein und viele Menschen begeistern möchtest, spielt dein Schreibstil eine große Rolle. Wie immer beim Schreiben gilt: Es ist ein Handwerk, also kannst du es lernen. Wir zeigen dir, mit welchen Schritten du einen einzigartigen Stil entwickelst.  

Was ist ein Schreibstil?  

Beim Schreibstil geht es um die Art und Weise, wie du deine Geschichte in Worte packst. Es geht um die Wahl der Worte, um den Satzbau, um die Verwendung von Stilmitteln, um die Bildsprache und um den Rhythmus deiner Texte. Du kannst dir den Sprachstil wie das Markenzeichen von Autor*innen vorstellen, ein einzigartiger und konsequenter Stil macht es möglich, Texte direkt den passenden Autor*innen zuzuordnen.  

Natürlich ist es auch eine Kunst, mehrere Schreibstile zu beherrschen (zum Beispiel, wenn du Kinderbücher UND Fantasyromane schreibst), doch innerhalb eines Genres ist es super, wenn du es schaffst, deinen Schreibstil beizubehalten. Denn der Schreibstil ist Ausdruck deiner Persönlichkeit als Autor*in und er entscheidet mit darüber, wie deine Texte wahrgenommen und erlebt werden. Ein guter Schreibstil erzeugt eine Atmosphäre und transportiert Emotionen, er kann helfen, die Leitidee deines Buchs zu übermitteln – und so ein wirklich erfolgreiches Buch zu schreiben.  

Für Leser*innen (und auch die Schreibenden selbst) ist oft schwer zu fassen, was den Stil überhaupt ausmacht. Doch wenn wir genau hinschauen und es eher theoretisch angehen, lässt sich der Schreibstil anhand von klaren Kriterien festmachen. Dazu zählen:  

  • Die Sprache: Formulierst du sachlich und neutral oder schilderst du blumig und ausladend? Hierzu zählt auch die Wortwahl, denn ob dein Text viele einfache Alltagsbegriffe oder eher komplexe Wortkompositionen beinhaltet, prägt die Sprache entscheidend.  
  • Der Satzbau: Kurz und prägnant oder lang und verschachtelt? Das sorgt dafür, wie dein Text wahrgenommen wird und auch, welches Tempo er bekommt.  
  • Der Tonfall: Schreibst du ernst, sachlich und distanziert? Oder fließen eher humorvolle, lockere und persönliche Sätze aus dir heraus? Das lässt einen Text völlig anders wirken.  
  • Die Bildsprache: Wenn du gerne Metaphern, Vergleiche oder Symbole verwendest, prägt auch das deinen Schreibstil und sorgt dafür, dass dich Lesende daran wiedererkennen.  
  • Die Erzählperspektive: Schilderst du die Geschichte aus der Ich-Perspektive oder gibt es einen allwissenden Erzähler? Auch das ist ein zentrales Element deines Stils.  
  • Der Rhythmus: Wie ist der sprachliche Fluss deines Textes? Neben dem bereits erwähnten Tempo gehören dazu auch der mögliche Wechsel von langen und kurzen Sätzen oder Pausen, die du im Text entstehen lässt – zum Beispiel durch den Beginn eines neuen Kapitels.  

Den eigenen Schreibstil finden: Wie geht das?  

Sicher hast du bei einigen der genannten Aspekte schon festgestellt, was dir selbst entspricht und was nicht. Das bringt dich im ersten Schritt bereits weiter – genau wie die Tatsache, dass du dich überhaupt mit dem Thema Schreibstil beschäftigst. Nun geht es darum, deinen eigenen Schreibstil zu finden. Und auch wenn es beim Schreibstil viele Arten gibt, an denen du dich orientieren kannst (Narrativer Stil, beschreibender Stil, sachlicher Stil, lyrischer Stil usw.), musst du dich nicht auf eine Art des Schreibstils festlegen. Viel hilfreicher ist es, wenn du selbst deinen eigenen Stil entwickelst und ständig verbesserst – ohne Rücksicht auf eine festgelegte Kategorie zu nehmen.  

Je mehr du schreibst, desto mehr wirst du feststellen, welche Worte und Stilmittel du gerne nutzt, welcher Rhythmus sich für dich gut anfühlt und in welcher Erzählperspektive du am sichersten bist. Es ist hilfreich, dabei bewusst zu variieren und dir zum Beispiel vorzunehmen, einen Text mit längeren und komplexen Sätzen zu schreiben und beim nächsten Mal stattdessen auf eine schnellere Sprache zu setzen. 

Achte bei den nächsten Büchern einmal darauf, was dir beim Schreibstil auffällt, was dich anspricht und was dich eher stört. Halte das schriftlich fest, um den Überblick zu behalten und auf dieser Grundlage deinen Stil weiterzuentwickeln. 

Auch wenn du dich von Vorbildern inspirieren lassen darfst, solltest du ihren Stil nicht nachahmen, sondern deine Einzigartigkeit erkennen und zu ihr stehen.

Beim Lesen anderer Bücher hast du sicher festgestellt, ob du die Verwendung von Metaphern magst oder welche symbolischen Bilder dich ansprechen. Halte auch hierzu fest, wie die Bildsprache deines Schreibstils aussehen soll und trainiere dieses Stilmittel immer weiter. 

Gutes Schreiben ist Übungssache und ein erkennbarer Stil braucht Zeit. Also schreibe immer wieder, sei milde mit dir, wenn es mal nicht klappt und versuche es am nächsten Tag mit einem anderen Text.  

Du hast herausgefunden, was deinen Schreibstil ausmacht? Großartig – dann geht es nun darum, ihn immer und immer wieder anzuwenden und ein Profi für deinen eigenen Stil zu werden. Es gibt einige Tipps, die grundsätzlich für gutes Schreiben gelten und diese kannst du auch für die Verbesserung deines Stils anwenden. Dazu gehört: Vermeide Füllwörter, so oft es geht. Jedes Wort in deinen Texten soll der Geschichte dienen, also hinterfrage beim Lesen deiner eigenen Inhalte, ob alle Wörter wirklich ihren Platz dort verdient haben. Und das bedeutet nicht, dass du nur kurze, einfache Sätze nutzt (falls das nicht ein bewusstes Stilmittel ist), du wirst mit etwas Übung sehen, dass auch eine Kombination möglich ist: längere Sätze und ein langsamerer Rhythmus ohne überflüssige Füllwörter.  

Nutze aktive Verben, die deinen Text lebendig erscheinen lassen und vermeide Passiv, so oft es geht. Setze auf „Show, don’t tell“, wenn es Sinn macht (warum es auch hier ein „Zu viel“ gibt, erfährst du später). Was damit gemeint ist: Erzähle nicht, dass eine Person traurig ist, sondern zeige es – zum Beispiel, indem ihr Tränen über die Wangen laufen, sie sich auf dem Bett zusammenrollt und ins Leere blickt. Wichtig ist auch, dass du deine eigenen Texte liest und bereit bist, sie zu korrigieren. Natürlich ist ein guter Text bestenfalls fehlerfrei, doch auch wenn du mit Blick auf den Schreibstil Dinge erkennst, die nicht passen, solltest du sie korrigieren. Vielleicht findest du beim erneuten Lesen noch Passivkonstruktionen, Füllwörter oder Metaphern, die nicht zum sonstigen Stil passen? Dann raus damit.  

Leider kann in Sachen Schreibstil auch einiges schiefgehen. Schauen wir uns fünf häufige Fehler an, die du dir sparen kannst:  

Einfach drauflos schreiben und immer wieder gucken, was in welchem Kapitel dabei herauskommt – das funktioniert nicht. Es ist wichtig, deinen eigenen Stil zu entwickeln und einzuhalten, wenn du als Autor*in erfolgreich sein willst.

Selbst, wenn du am Schreibstil anderer Autor*innen alles liebst, mache nicht den Fehler, den Stil komplett auf dich zu übertragen. So entgeht dir die Chance, wirklich einzigartig zu schreiben.

Es ist toll, wenn du die zentralen Elemente deines Schreibstils festhältst, doch es fällt beim Lesen auf, wenn du dich an dieser Struktur entlanghangelst und jegliche Spontaneität verloren geht. Das kannst du vermeiden, indem du immer wieder übst und deinen Schreibstil einfach verinnerlichst.

Wenn du das eben empfohlene Mittel „Show, dont’t tell“ zu oft einsetzt und dich in detaillierten Beschreibungen verlierst, kann das zu einem zähen Lesefluss führen. Finde hier die Balance.

Wenn dir mehrere Schreibstile gefallen, dann darfst du sie ausleben – allerdings in verschiedenen Projekten. In einem Buch solltest du deinem Schreibstil treu bleiben, sonst irritierst du die Lesenden und verlierst sie schlimmstenfalls sogar.

Wie dein Schreibstil klingt, hängt auch vom Buch-Genre ab, für das du dich entscheidest. Denn unterschiedliche Genres erzeugen unterschiedliche Erwartungen an deinen Text, an den Tonfall und an den Rhythmus. So ist der Schreibstil bei Thrillern und Krimis meist schnell und prägnant, die Sätze sind oft kurz und die Sprache oft direkt – der klare Fokus liegt auf der Handlung und auf der Spannung, die der Text erzeugen soll.  

Bei Fantasy-Büchern gibt es oft eine sehr bildhafte Sprache mit detaillierten Beschreibungen, der Tonfall ist oft episch oder mystisch. Das Erzähltempo ist eher langsam, weil die ganze Sprache darauf abzielt, eine fantasievolle Welt zu erschaffen. Schreibst du einen Liebesroman, ist dein Schreibstil möglicherweise eher emotional, der Fokus liegt stark auf dem inneren Erleben der Figuren. Das Tempo kann dabei variieren.  

Bei Jugendbüchern und im „Young Adult“-Bereich ist der Schreibstil an diese Zielgruppe angepasst. Der Tonfall ist eher locker und direkt, der Satzbau oft direkt und unkompliziert – was die Komplexität der Themen nicht mindern muss. Wichtig ist bei allen Genres, dass du die Lesenden klar vor Augen hast und auf einen Schreibstil setzt, der zu dieser Zielgruppe passt.  

Was dir als Autor*in immer klar sein muss: Nicht alle Lesenden werden deinen Schreibstil mögen – genau, wie sich nicht alle von deiner Geschichte angesprochen fühlen. Das gehört dazu und damit müssen Schriftsteller*innen leben. Gleichzeitig kann es sehr hilfreich sein, dir Feedback zu deinem Schreibstil einzuholen: Du kannst dir Test-Leser*innen suchen, auf deren Meinung du vertraust und gezielt fragen, welche Stilmittel sie mögen, wie ihnen das Tempo und die Wortwahl gefällt. Wenn du offen für konstruktive Rückmeldungen bist, kannst du daraus nur lernen.  

Auch Rezensionen können spannende Hinweise darauf liefern, wie dein Schreibstil ankommt. Sobald dein Buch erschienen ist, kannst du in dieser Hinsicht die Augen offen halten. Nimm wertschätzende Kritik zu deinem Stil an und lass dich von möglicherweise niederschmetternden Worten nicht herunterziehen. Denn: Ja, wie gut ein Schreibstil ankommt, das ist zum Teil auch Geschmackssache. Doch wenn du deinen Schreibstil Schritt für Schritt entwickelst und kontinuierlich an ihm arbeitest, wirst du mit Sicherheit den Geschmack vieler Leser*innen treffen und dein Buch so zu einem Erfolg machen.  

Autorin

Julia Allmann

Julia Allmann

ist freie Journalistin und Buch-Autorin. Sie liebt gute Texte und Geschichten, vor allem solche, die etwas bewegen können. Sie lebt mit zwei Kindern in Köln und schreibt am liebsten über Nachhaltigkeit, Gesellschaftsthemen und Female Empowerment – und übers Schreiben selbst. Privat liest sie gerne Sachbücher über Persönlichkeitsentwicklung und zum Ausgleich unterhaltsame Romane

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