Bookdate Contest 2022: Tipps von unserer Jury

Bis zum 20. Februar läuft noch unser Schreibwettbewerb „Bookdate Contest“, in Kooperation mit TWENTYSIX. Unsere Jury verrät dir hilfreiche Tipps für deine Kurzgeschichte!

Romance, Fantasy und Crime: Gemeinsam mit TWENTYSIX suchen wir noch bis Sonntag (20. Februar 2022) die drei besten Geschichten zum Thema: „Ich bin angekommen“.

Unsere Jury, bestehend aus der Autorin Anika Landsteiner und den beiden Autoren Martin Krist und Bernhard Hennen, wählt aus allen eingereichten Geschichten drei pro Genre aus. Außerdem verraten sie uns in diesem Artikel ihre ganz persönlichen Schreibtipps.

Tipps von Anika Landsteiner

Ihr aktueller Roman »So wie du mich kennst« ist eine intensive und berührende Geschichte über Familie, Verlust und der Erkenntnis, dass man bei aller Nähe nicht alles voneinander wissen kann. Anika liebt es, in Manuskripten und kurzen Texten Besonderheiten zu finden und überrascht zu werden. Aus diesem Grund ist sie perfekt für die Jury unserer Romance-Einreichungen.

Inwiefern kann deiner Meinung nach eine Kurzgeschichte dabei helfen, eine ganze Manuskript-Idee bzw. einen Plot zu entwickeln?

Ich habe mal eine Kurzgeschichte geschrieben, bei der ich im Laufe des Schreibens und vor allem dann am Ende gemerkt habe, dass ich sie nicht weglegen möchte. Sie war der Beginn eines Romans.

Da eine Kurzgeschichte relativ dicht erzählt werden muss, lernt man beim Schreiben, wie Fäden zusammengeführt werden, und das eben auf begrenztem Raum. Das Schöne, was dabei passieren kann ist, dass Nebencharaktere auftauchen oder Ideen für Handlungsstränge, die vielleicht auf den ersten Blick gar nicht relevant sind für die kurze Story. Sie zeigen aber, dass da noch mehr draus werden kann.

Eine Kurzgeschichte kann demnach eine gute Basis für Weiterentwicklung darstellen.

Da eine Kurzgeschichte relativ dicht erzählt werden muss, lernt man beim Schreiben, wie Fäden zusammengeführt werden, und das eben auf begrenztem Raum.

Wie bringe ich Emotionen und Gefühle in einem Text rüber, auch wenn die vorgegebene Anzahl der Worte begrenzt ist?

Zum einen: weniger ist mehr. Manche Autor:innen neigen dazu, mehrere Adjektive hintereinander zu reihen, weil sie denken, das macht ein Gefühl oder einen Charakter besonders klar. Es überfrachtet jedoch und am Ende bleibt maximal eins der Worte wirklich hängen. Deshalb lieber fokussieren.

Zum anderen: Emotionen und Gefühle sollten nicht nur beschrieben werden, sondern können durch bestimmte Handlungen und Aussagen rüberkommen – Stichwort: show don’t tell. Das kann auch zu einer kürzeren Form, aber gleichzeitig zur inhaltlichen Verdichtung führen.

Beispiel: Wenn ein Charakter zu einer härteren Sprache neigt, muss ich nicht drum herum erklären, dass er eine gewisse Härte in sich trägt – Leser:innen spüren es bereits.

Auf welche Bereiche konzentrierst du dich bei einer Kurzgeschichte (Handlung, Dialoge, Szenerie, Personenbeschreibung), damit der Text spannend bleibt und in der Masse auffällt – und was streichst du, sollte der Text am Ende zu lang geworden sein?


Auf welche Bereiche ich mich konzentriere, hängt total von der Art der Geschichte ab. Wenn zum Thema ein langer Dialog passt, dann liegt der Fokus automatisch darauf.

Alles, was die Handlung vorantreibt, ist spannend – das muss nicht immer reiner Plot sein, das kann auch eine zweideutige Aussage sein, die Leser:innen neugierig macht, weil sie nicht wissen, wo es nun hingeht.

Ich empfehle, die Geschichte am Ende unbedingt laut vorzulesen, weil man dabei ganz automatisch über Füllwörter oder ungelenke Formulierungen stolpert. 

Generell würde ich von zu langen Ausführungen, beispielsweise Natur- oder Personenbeschreibungen, absehen und auch wirklich Mut haben, alles herauszustreichen, was schon an anderer Stelle angesprochen wurde. Wer da zu viele Details reingibt, nimmt den Leser:innen die Fantasie und man muss beachten, dass diese Beschreibungen auch immer die Handlung unterbrechen.

Tipps von Bernhard Hennen

Bernhard Hennen zählt zu den bekanntesten deutschen Autoren des Fantasy-Genres und stürmte mit seiner Elfen-Saga die Bestsellerlisten. Er liebt es, in fremde Welten abzutauchen und sich durch die Stimmung und das Gefühl der Fantastik in die Geschichte ziehen zu lassen. Bereits zum zweiten Mal ist Bernhard nun Teil unserer Fantasy-Jury und er freut sich auf die diesjährigen Kurzgeschichten.

Sumpfige Wälder, epische Schlachten und kauzige Protagonisten: Was darf deiner Meinung nach in einer Fantasy-Kurzgeschichte nicht fehlen und wie schafft es eine Geschichte, dich in den Bann zu ziehen?

Das Setting ist wichtig, epische Schlachten sind ein häufiges Element, aber in einer Kurzgeschichte gelten andere Regeln als in einem Roman. Es fehlt an Seiten, um das Epische in aller Wucht aufbauen zu können. Deshalb empfehle ich:

Beschränkt euch auf eine sehr interessante Figur, stellt sie in den Mittelpunkt der Geschichte. Beschränkt euch auf ein fantastisches Element, aber arbeitet dies gut aus. Lasst es überraschend oder geheimnisvoll sein. Konfrontiert den Helden und den Leser mit einer unerwarteten Wendung, die es wirklich in sich hat und ihr seid auf einem guten Weg.

Wenn dir selber keine (Schreib-)Idee kommt, die du für eine Kurzgeschichte brauchst: Wie und wovon lässt du dich inspirieren?

Ich lese andere, aber meist genrefremde Autoren von Kurzgeschichten, um mich einzustimmen.

Den umstrittenen Meister der knappen Form Hemmingway und den heute leider nur wenig bekannten O. Henry von dem gerade erst eine Sammlung seiner besten Geschichten neu erschienen ist oder E.A. Poe mit seiner überbordenden Fantasie. Auch Jack London steht in solchen Phasen des Suchens gerne auf der Leseliste oder ich stöbere durch meine Sammlung jener Gespenstergeschichten-Anthologien, die der Fischer Verlag in den Siebzigern herausgegeben hat.

Manchmal kann es aber auch ein Nachrichtenschnipsel sein oder ein Fachartikel über eine Ausgrabung an einem exotischen Ort, die plötzlich das Erzählfeuer in mir entfachen.

Man ist gut beraten zuzuhören, wenn Andere einem sagen, was an eigenen Geschichten verbessert werden kann oder welche Themen gerade vielversprechend sind.

Aller Anfang ist schwer, aber: Welcher Tipp hat dir selbst am meisten geholfen, als du mit dem Schreiben begonnen hast?

Es war weniger ein Tipp, als eine Erfahrung, die ich über die Jahre gemacht habe. Man ist gut beraten zuzuhören, wenn Andere einem sagen, was an eigenen Geschichten verbessert werden kann oder welche Themen gerade vielversprechend sind.

Aber das ist nur eine Seite der Medaille. Ich habe zehn Jahre lang gekämpft, bis ich meinen Durchbruch als Autor erzielte. In diesen Jahren habe ich viel über meine Geschichten zu hören bekommen. Ich musste Misserfolge und Absagen wegstecken. Meine wichtigste Lehre aus diesen Jahren ist:

Am Ende muss ich die Geschichte schreiben, die mich begeistert, in die ich mein Herzblut gegeben habe und hinter der ich immer stehen kann, auch wenn andere sie ablehnen. Eine Geschichte, die mir bei der Arbeit an ihr Freude gemacht hat, trotz der Ecken und Kanten, die andere sehen mögen, ist immer ein Wert für sich. Das kann mir keiner nehmen. Wenig ist bitterer für einen Autor, als sich wochenlang zu verbiegen, um eine Geschichte auf Bestellung zu schreiben, die dann dennoch abgelehnt wird.

Schreibt, wovon ihr überzeugt seid, denn ihr seid das Maß. 

Tipps von Martin Krist

Seit 2005 lebt Martin Krist den Traum seiner Kindheit und schreibt hochspannende Krimis und Thriller. Sein aktueller Roman »Dunkler Schmerz« erzählt wiederum von einem Traum, der zu einer gefährlichen Falle wird. Deshalb freut sich Martin auf Crime-Einreichungen, die es in sich haben und von spannenden Begegnungen erzählen.

Was ist deiner Meinung nach die größte Herausforderung bei der Entwicklung und Ausarbeitung einer Antagonistin oder eines Antagonisten?

In einem guten Thriller muss der Gegenspieler realistisch bleiben. Sprich: kein abgrundtief böser, kein durch und durch finsterer Charakter, sondern einer mit Graustufen (denn nichts und niemand ist im Leben nur Schwarz oder Weiß). Einer also, der immer wieder auch »menschelt«. Das macht ihn für die LeserInnen und für meinen Ermittler umso interessanter, umso schwerer greif- und fassbar.  

Eine gute Krimi-Kurzgeschichte steht und fällt – unabhängig von ihrer Länge – mit ihrem finalen Clou.


Wie sorge ich dafür, dass eine Kurzgeschichte – trotz der geringen Zeichenanzahl – im Gedächtnis bleibt und in der Masse der Einreichungen auffällt?

Eine gute Krimi-Kurzgeschichte steht und fällt – unabhängig von ihrer Länge – mit ihrem finalen Clou. Dieser muss die LeserInnen überraschen. Natürlich ist das bei einer kurzen Kurzgeschichte nicht so einfach, aber wer hat behauptet, dass Schreiben eine Leichtigkeit ist?

Schreibimpulse, Schreibwettbewerbe und das eigene Manuskript: Wie können Schreibaufgaben den eigenen, bereits bestehenden Text deiner Meinung nach noch verbessern oder bereichern?

Für AutorInnen ist nichts wichtiger als das ehrliche Urteil der LeserInnen. Das wohlwollende Urteil der Familie oder bester Freunde hilft nicht unbedingt weiter. Und sofern man noch nicht mit LektorInnen zusammenarbeitet, sind Wettbewerbe & Co. ein guter Gradmesser für die eigene Textqualität. Im Idealfall kriegt man sogar Verbesserungsvorschläge.

Autorin

Jessy Halermöller

Jessica Halermöller

ist seit 2018 für den Bereich Content- und E-Mail-Marketing bei BoD verantwortlich und betreut neben dem Blog und Newsletter für Autor*innen auch die Social-Media-Kanäle des Unternehmens. Wenn sie privat nicht gerade Boulderwände hochklettert, liest sie am liebsten Gegenwartsliteratur und Fantasyromane.

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