12 Dinge, die ich gerne vorher gewusst hätte

Übung macht den Meister, an Kritik wachsen, durchhalten und dranbleiben: Gemeinsam mit unseren Autoren blicken wir auf die Dinge, die sie gerne vor einer Buchveröffentlichung…

Ein Buch zu veröffentlichen ist der Traum von vielen Menschen, die gerne schreiben. Der Weg dorthin ist manchmal aber gar nicht so leicht. Hin und wieder werden einem Stolpersteine in den Weg gelegt, die es zu überwinden gilt. Eine Schreibblockade ist nur ein Beispiel dafür.

Die Frage: „Werde ich jemals mein Buchprojekt beenden?“ schwebt über einem.
Sobald man das Buch fertig in den Händen hält, sind die Anfangsschwierigkeiten völlig vergessen. Zu groß ist die Freude darüber, sein Werk mit der Welt da draußen teilen zu können.

Doch was sind die Dinge, die man selbst gerne gewusst hätte, bevor man sein erstes Buch veröffentlicht?

Wir haben uns darüber Gedanken gemacht und sind zu dem Entschluss gekommen, dass unsere Autoren immer noch am besten wissen, welche Aspekte der Buchveröffentlichung man bedenken und von welchen Ereignissen man sich nicht entmutigen lassen sollte.

Gemeinsam mit Sarah Saxx, Felicity Green, J. Vellguth und Frank Lauenroth ist dieser Blogbeitrag entstanden und sie geben Einblick auf ihre Dinge, die sie gerne vor einer Buchveröffentlichung gewusst hätten.


J. Vellguth

schreibt romantisch-moderne Liebesromane mit Humor und Herz. Manche mit, manche ohne Magie, aber immer mit viel Gefühl. Tatsächlich ist sie erst zufrieden, wenn ihre Leser auf der äußersten Stuhlkante sitzen, um herauszufinden, wie es weitergeht. Sie hat bereits mehr als 15 Bücher veröffentlicht und teilt auf ihrem Blog regelmäßig Tipps für Autoren.

1. Kenne deine Leser

Ja, du hast eine Idee, die dich kitzelt und die perfekt zu sein scheint, aber wenn du möchtest, dass sie sich verkauft, dann musst du verstehen, dass Leser Erwartungen an Geschichten haben. Sie müssen zumindest ahnen, was für eine Art von Buch sie da in die Hand nehmen und haben dann entsprechende Wünsche. In einem Krimi wollen sie eine Leiche, in einem Liebesroman einen Kuss, in Fantasy wollen sie Drachen, Elfen und/oder Magie. Diese Erwartungen solltest du erfüllen. Das ist nicht nur beim Schreiben wichtig, sondern insbesondere auch für das Marketing „danach“, um genau die richtigen Leser für dein Buch zu finden.

2. Übung macht den Meister

Je mehr du schreibst, desto besser wirst du. Offensichtlich, oder? Das heißt, schreib viel und wenn du schon dabei bist, dann schreib auch schnell. Klingt ein bisschen verrückt? Hat aber viele Vorteile. Erstens ist es wesentlich einfacher, die ganze Geschichte im Kopf zu behalten und weiterzuschreiben, ohne sich immer wieder eindenken zu müssen. Außerdem bleibt weniger Zeit für Selbstzweifel. Und drittens, je schneller du es schaffst, deinen ersten Entwurf aufs Papier zu bringen, desto früher hast du etwas, das du überarbeiten und verbessern kannst.
Falls du dir dabei Sorgen machen solltest, dass das die letzte Geschichte ist, die du jemals schreiben wirst: Mach dir keine Gedanken, du wirst immer wieder neue Ideen haben. Du wirst sogar jede einzelne davon besser finden, als die, die du gerade veröffentlicht hast. Das ist völlig in Ordnung und gut so – du wirst deine aktuelle Geschichte trotzdem weiterhin lieben.

3. Durchhalten und dranbleiben

Erst recht, wenn du einen Fehler machst. Häufiges Scheitern hilft dir sogar dabei, die Dinge herauszufinden, die funktionieren. Probiere immer wieder neue Sachen aus. Und selbst wenn dein Buch floppt ist das nicht schlimm, denn dadurch wirst du eine Menge für deine nächste Veröffentlichung lernen. Hauptsache, du bleibst dran.
Es gibt nämlich nicht “das eine Buch”, das du schreibst und dann “fertig” bist. Der Erfolg stellt sich in den meisten Fällen dadurch ein, dass du immer weitermachst.
Vielleicht verkauft sich dein aktuelles Buch nicht sofort, aber sobald du mit einer deiner Geschichten den Nerv triffst, ist deine Backlist da und findet ihre Leser.


Foto: Monika Aigner

Sarah Saxx

lebt mit ihrem Mann, ihren beiden Töchtern, einem schokobraunen Labrador und zwei schneeweißen Katzen in Oberösterreich in einem kleinen, idyllischen Kurort. Dort schreibt sie mit Vorliebe romantische Romane. Ihre Liebe zu Geschichten, die das Herz berühren, war der Auslöser ihre eigenen Ideen und Gedanken niederzuschreiben.

4. Rezensionen: Mit der Kritik wachsen

Rezensionen können wahnsinnig niederschmetternd sein. Natürlich wächst man an Kritik und ich hatte mir auch fest vorgenommen, negative Rückmeldungen nicht zu persönlich zu nehmen, aber die ersten paar schlechten Kritiken haben mich trotzdem völlig aus der Bahn geworfen. Nach nun fast fünf Jahren gehe ich natürlich lockerer mit dem Thema um und nehme mir böse Worte gegen meine Arbeit nicht mehr so zu Herzen, doch trotzdem treffen mich (berechtigte) schlechte Rezensionen immer noch sehr.

5. Autor sein bedeutet nicht nur Schreiben

Autor sein bedeutet nicht, dass man einen Roman nach dem anderen schreibt. Das wurde mir schon während der Arbeit an meinem ersten Roman bewusst, wobei ich damals noch die Hoffnung hatte, dass die Arbeit drum herum wie Marketing, Social Media, Buchhaltung usw. im Laufe der Zeit weniger werden würde. Fakt ist aber, dass das Schreiben an sich vielleicht gut 1/3 meiner Arbeitszeit ausmacht.

6. Die Werbetrommel darf nicht still stehen

Nur weil ein Buch seine Leser gefunden hat, heißt es nicht, dass es auch beim nächsten und übernächsten Roman so funktionieren muss. Jedes Buch ist ein neues Risiko und braucht seitens des Autors genauso viel Aufmerksamkeit wie das davor, sprich, man muss die zukünftigen Leser darauf aufmerksam machen, Blogger finden, die Werbetrommel rühren. Immer wieder aufs Neue.


Frank Laurenroth

schrieb seinen ersten Roman 2002 und feilt seitdem immer wieder an neuen Ideen für spannende Thriller und SF-Romane. Außerdem wurde er bereits 4 Mal für den Deutschen Sciene-Fiction-Preis nominiert und dieses Jahr für den Kurd-Laßwitz-Preis. Sein Anspruch? Das nächste Buch soll immer noch besser werden als das zuletzt geschriebene.

7. Nimm dir Zeit dein Werk zu hinterfragen

Sicherlich wäre es sinnvoll gewesen, meinen ersten Versuch einer längeren und tiefer gehenden Prüfung und mehrfachen Überarbeitung zu unterziehen. Die Euphorie, die mich seinerzeit beflügelt hatte, nährte zugleich meine Ungeduld, dieses erste, eigene Buch schnell unter die Leute bringen zu wollen. Leider blieben dabei Qualitätsaspekte auf der Strecke (nicht vonseiten BoD, sondern was meinen Text betraf). Das war ein Fehler, den ich beim zweiten Roman (weitestgehend) vermeiden konnte und der es ja dann auch bei „Deutschland schreibt“ unter die besten Vier schaffte.

8. Von Enttäuschungen nicht entmutigen lassen

Die realistischen Chancen der Vermarktung, wenn mein Buch als eines von 80.000 – 100.000 Titeln im Jahr in Deutschland erscheint, ist natürlich relativ gering. Wenn man selbstkritisch einräumt, nicht der 2te Günther Grass oder ein Vermarktungsgenie vom Schlage eines Frank Schätzing zu sein, bzw. populäre Themen interessant verpacken zu können wie ein Andreas Eschbach, dann geht man mit einer gesunden Portion Demut in das Spiel, das sich Literaturmarkt nennt, und kann so die ersten Enttäuschungen besser wegstecken.

9. Ziele setzen und darauf fokussieren

Ich hatte 1999, als ich mit den Arbeiten zu Roman Nummer 1 begann, mir das Ziel gesetzt, nach spätestens 10 Jahren bei einem ’normalen‘ Verlag unter Vertrag zu sein. Das hatte erst 2010 geklappt, aber besser später als nie.
Mit einem Ziel vor Augen, zum Beispiel die Veröffentlichung des Werks innerhalb eines gewissen Zeitraumes anzustreben, lässt es sich fokussierter arbeiten.


Felicity Green

schreibt Bücher, die gerne mal die Grenzen zwischen den Genres Urban Fantasy, Romantic Fantasy, Cozy Mystery und Paranormal Krimi überschreiten. Die Liebe zum Schreiben hat sie entdeckt, als sie während ihrer Zeit als Schauspielerin ein eigenes Stück verfasste, und lässt sie seitdem nicht mehr los.

10. Gemeinsam ist man stark

Man muss nicht einsam und allein vor sich hinschreiben. Ich habe mich letztes Jahr dem Selfpublisher-Verband angeschlossen und dieses Jahr dem Nornennetzwerk. Gemeinsam ist man auch in der Welt der Selfpublisher stärker.

11. Ziele definieren

Nach der Veröffentlichung des ersten Romans ist man sehr aufgeregt. Aber leider hat die Welt wahrscheinlich nicht darauf gewartet. Vielleicht ist man enttäuscht. Selbst bei guten Rezensionen, bei tollen Verkäufen stellt sich das Erfolgsgefühl vielleicht gar nicht so wirklich ein. Das passiert auch Erfolgsautoren, auch nach dem 10. Buch. Diese emotionale Flaute ist völlig normal, weil eben nichts, auch kein Bestseller, das validiert, was man selber von sich in das Buch einfließen lassen hat. Deshalb: Nicht demoralisieren lassen, sondern weiterschreiben. Erfolge für sich selber definieren und vor allen Dingen jede Veröffentlichung feiern, als sei sie die Erste!

12. Das Schreiben nicht vergessen

Als Selfpublisher hat man viel zu tun und es gibt unheimlich viel, was man machen könnte, um den Verkauf der Bücher anzukurbeln, gerade im Marketingbereich. Das kann einem schon mal über den Kopf wachsen. Natürlich ist Marketing wichtig, aber statt Stunden in Facebookgruppen zu stöbern, lohnt es sich mehr, das nächste Buch zu schreiben!


Vielen Dank an J. Vellguth, Sarah Saxx, Felicity Green und Frank Lauenroth für die Unterstützung bei diesem Blogpost.
Wie oben bereits erwähnt: Gemeinsam ist man stäker, deshalb such dir andere Autoren, mit denen du dich austauschen und gegenseitig unterstüzen kannst.Welche Dinge hättes du gerne gewusst, bevor du dein erstes Buch veröffentlicht hast?

Kommentare

  • Ein toller Artikel! Hach, ich habe mich bei so vielen Antworten wiedergefunden <3 . Manche Dinge fühlen sich in der Realität anders an, als in der Vorstellung vorab.
    Was mir besonders hilft, ist das ausblenden des Marktes: Wenn ich mich ganz auf meinen Roman konzentriere und beim finalen Lesen das Gefühl habe, dass er genau meinen Geschmack trifft, dann bin ich glücklich. Gute Verkaufszahlen sind natürlich auch prima, aber wenn der Bauch vermeldet, dass es eine gute Geschichte geworden ist, ist für mich der größte Lohn. (Damit lassen sich dann auch negative Rezis besser verdauen ;-) )

    • Hallo Johanna,
      vielen Dank für deinen Kommentar und dein Feedback.
      Es freut uns sehr, dass du dich mit dem Artikel identifizieren konntest und auch deine Ansätze sind sehr wichtig: Man darf nie vergessen, dass man an erster Stelle selbst mit seinem Buch zufrieden und glücklich sein sollte.
      Ich wünsche dir mit deinen Büchern noch ganz viel Erfolg und Spaß beim Schreiben.
      Viele Grüße
      Jessy von BoD

  • Guter Artikel!
    Aber was passiert, wenn ein Autor eines selbstveröffentlichten Buches einen Literaturagenten antrifft, der das Buch vermarkten möchte? Es ist wichtig zu wissen, dass besonders amerikanische Agenten in einer „Query“, also Anfrage, immer wissen möchten, ob man das Buch schon selbst veröffentlicht hat. Das gilt auch für Verleger, die laut meiner Erfahrung, ein veröffentlichtes Buch anders beurteilen, als lose Blätter eines Manuskriptes.
    Die Vermarktung eines Buches ist nicht jedem oder sogar nur sehr wenigen Autoren gegeben. Es ist ein Spezialbereich, den die meisten Autoren, wenn irgendwie möglich, Spezialisten überlassen sollten.
    Das ist eben der „drawback“, also Nachteil, der Selbstveröffentlichung.

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